"Wir tun so viel. Aber vielleicht ist es noch zu wenig"

Fans im Fokus: Bei der Austria wurde ein Leuchtraketen-Schießer vom Derby identifiziert, bei Rapid bittet Präsident Krammer um Geduld.
Rapid-Präsident Michael Krammer antwortet auf die Kritik von Ex-Minister Darabos an der Fanpolitik.

Die Worte von Ex-Sportminister Norbert Darabos haben gesessen: Im KURIER-Interview sprach das Rapid-Kuratoriumsmitglied Klartext und meinte zu den (diesmal von den Leuchtraketen eines Austria-Fans ausgelösten) Krawallen beim 311. Wiener Derby: "Rapid und Austria tun zu wenig gegen diese Entwicklungen. Ich habe leider den Eindruck, dass Rapid dabei noch nachlässiger als die Austria ist."

Rapid-Präsident Michael Krammer reagiert und erklärt im KURIER-Gespräch: "Wir tun so viel für das Fan-Thema. Viel mehr als die meisten anderen Vereine. Aber vielleicht ist es immer noch zu wenig."

Derzeit tagt die Rapid-Spitze fast nonstop, um die jüngsten Entwicklungen und die Geschehnisse vom Sonntag zu analysieren. Öffentliche Klarstellungen soll es aber erst geben, wenn Übeltäter identifiziert wurden (was sich wieder einmal als schwierig herausstellt) oder eine neue Strategie im Umgang mit Problem-Fans umgesetzt wird. Motto: keine Ankündigungspolitik mehr, nur handfeste Ergebnisse.

An Darabos spricht Krammer eine Einladung aus: "Leider kommt er, seit ich vor einem Jahr Präsident wurde, nicht mehr zu den Kuratoriumssitzungen. Ich lade ihn ein, seine Tipps in einer Arbeitsgruppe einzubringen."

Krammer weist darauf hin, dass es erstmals in seiner Ära in einem Stadion zu Krawallen kam: "Unser Rucksack ist aber groß. Nach den Leuchtraketen aus dem Austria-Sektor fallen Rapidler ungut auf, und alle denken sofort an den Platzsturm, an den Westbahnhof-Wickel, an Thessaloniki."

Ein Grund für den Rückschritt wäre das große Prater-Oval: "Das Happel-Stadion lockt tatsächlich dubioses Publikum an, das in Hütteldorf leichter rauszufiltern war."

Keine Auswärtsfans?

In den Fanszenen der Grünen und Violetten befürchten viele eine weitere Radikalisierung. Deshalb wird diskutiert, ob für eine begrenzte Zeit Auswärtsfans von den Derbys ausgeschlossen werden sollten. Eine in mehreren Ländern übliche Praxis.

Austrias Sicherheitsverantwortlicher Andreas Trimmel erklärt: "Wir haben das intern schon einmal diskutiert. Das könnte man jetzt wieder tun." Zwei Argumente dagegen fallen Trimmel ein: "Wer es darauf anlegt, kann auch im neutralen Sektor etwas anzetteln." Und: "Viele meinen, dass ein Derby auch von seiner Fan-Rivalität lebt. Leider artet das derzeit aus."

Krammer sagt: "Darüber müssen wir in Ruhe diskutieren. Als Erstes fällt mir dazu ein: Keine Auswärtsfans bei einem Derby wären ein Sieg für die wenigen Provokateure gegen den großen Rest."

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