Müller: "Mein Bauch lässt mich nicht im Stich"

Optimistisch: Sportdirektor Andreas Müller ist überzeugt, dass Rapid mit Trainer Zoran „Zoki“ Barisic die Fans 2014 erfreuen wird.
Rapids Sportdirektor über den Sparkurs, die Zukunft und sein Gefühl bei Rapid.

Vor genau einem Monat trat Andreas Müller seinen Dienst als Sportdirektor von Rapid an. Der 51-jährige Stuttgarter ist als früherer Kapitän und Sportchef ein Schalker Urgestein. Bei seinem letzten Engagement in Hoffenheim (bis April 2013) gab es Transfer-Millionen, aber keinen Erfolg. Müller ist im KURIER-Interview überzeugt, dass er bei Rapid glücklicher wird und erklärt, warum er mit dem Sparkurs in Hütteldorf kein Problem hat.

KURIER: Vor genau einem Jahr meinte Ihr Vorgänger Helmut Schulte: ‚Ich bin ein Beobachter und werde fließend zum Entscheider.‘ Sind Sie jetzt schon ein Entscheider?
Andreas Müller: Ja, ich werde ja auch an meiner Arbeit ab dem 1. Jänner gemessen. Wir treffen im Team Entscheidungen, für die ich die Verantwortung trage.

Dass Christopher Trimmel im Sommer geht, ist ein erster Rückschlag. Wie legen Sie Vertragsverhandlungen mit Spielern grundsätzlich an?
Am Ende ist alles eine Sache der Überzeugung. Ich biete nur an, was wirtschaftlich vertretbar ist. Bei möglichen Neuzugängen ist es mir wichtig, dass ich nicht nur mit den Managern, sondern auch mit dem Spieler spreche: Bei so einem emotionalen Verein wie bei uns muss es nicht nur sportlich passen, sondern auch mit der Mentalität und dem Charakter des Spielers.

Wissen Sie von den jüngsten Problemen bei Rapid?
Bei einem Traditionsverein ist es ein Muss, über die Historie Bescheid zu wissen. Ich weiß etwa, dass es eine Zeit lang keinen Sportdirektor gab. Wenn ein Trainer auch noch den Sportdirektor spielen soll, bleiben meiner Erfahrung nach ein paar Prozente ungenutzt.

Was lernten Sie in Ihrer Zeit bei einer Spielerberater-Agentur?
Ich hatte mit 18-, 19-jährigen Burschen zu tun und habe erkannt, wie extrem wichtig das Umfeld ist. Es spielt sich ja so viel im Kopf hab. Deswegen führe ich bis zum Derby mit allen Spielern Einzelgespräche, um möglichst viel über sie abseits des Platzes wissen zu können. Es geht um Vertrauen. Ich möchte jemand werden, an den sich Spieler auch mit privaten Problemen wenden können.

Haben Sie in Ihrem halben Jahr in Hoffenheim etwas gelernt?
Es gab Positives und Negatives. Nur so viel: Vereine, die auf Tradition und Leidenschaft aufgebaut sind, passen viel besser zu mir. Was Hoffenheim macht, ist okay. Aber in einer Familie wie bei Rapid fühle ich mich wohler.

Sind Sie ein Pragmatiker oder fordern Sie vom Trainer eine klare Spielphilosophie ein?
Ich treffe das hier schon an, wofür Rapid später stehen soll: Trainer Zoki Barisic entwickelt einen Stil, der ganz nah an den modernen Anforderungen im Fußball dran ist. Das nötigt mir Respekt ab, dass er das mit den vielen Jungen schon jetzt riskiert.

Steht demnach eine Vertragsverlängerung vor der Tür?
Wir werden die Zeit nutzen, um uns noch besser kennenzulernen. Da gibt es weder von mir, noch von Zoki den Druck, dass wir jetzt gleich noch vor dem Frühjahrsstart mit den intensiven Verhandlungen beginnen.

Wissen Sie schon über das Spielerbudget der kommenden Saison Bescheid?
Ganz genau sogar: Es ist ähnlich zum Vorjahr, also schmal. Wir müssen sehr konservativ planen. Das würde sich aber ändern, wenn wir im Sommer einen Spieler um gutes Geld verkaufen.

Ist das für Sie kein Schock nach den Millionen-Einkäufen bei Schalke und Hoffenheim?
Nein, das muss nicht einmal ein Nachteil sein. Wir sollen den Fans ganz ehrlich mitteilen, dass es vorerst keinen anderen Weg für Rapid geben kann als den der Ausbildung. Dadurch wird in den kommenden zwei Jahren ein richtig gutes Fundament aufgebaut. Mit dem neuen Stadion würde es dann andere Möglichkeiten geben.

Passt zu Rapid das Wort Ausbildungsverein?
Jeder Klub sollte ein Ausbildungsverein sein – egal, ob das Rapid, Barcelona oder Bayern ist. Alle haben die Verpflichtung, ein Ausbildungsverein zu sein. Das ist die erste Säule. Erst wenn es gut läuft, kann man auf eine zweite Säule bauen.

Sind Sie als Arbeitsloser schon nervös geworden?
Nein, diese Zeit ist vorbei. 2009 war ich nach der Beurlaubung bei Schalke leer und traurig. Nach dem Aus bei Hoffenheim habe ich mir gesagt: Ich mache nur noch das, wovon ich zu 100 Prozent überzeugt bin. Dieses Gefühl war dann zum ersten Mal wieder bei Rapid da. Mein Bauch lässt mich bei persönlichen Entscheidungen nicht im Stich. Im Unterschied zu meinem Kopf (lacht).

Setzen Sie bei Entscheidungen auf persönliche Berater?
Als Spieler hatte ich nicht einmal einen Berater. Jetzt habe ich ein enges Netzwerk von Vertrauten, auch im Ausland. Mulder, Sand, Wilmots, Nemec, Latal – das sind alles ehemalige Mitspieler von mir, die ich jederzeit um eine Expertise für Spieler aus diesen Ländern fragen kann. Und dann gibt es noch meine Frau, die den siebenten Sinn hat und oft sehr gute Einschätzungen abgibt.

Was hat Ihre Frau zum Angebot von Rapid gesagt?
Sie war nicht sofort begeistert, weil ich durch die Probleme in Hoffenheim damals kaum zu Hause war und sie darunter gelitten hat. Aber mit ihren Eindrücken aus Wien kamen wir zu der Lösung, dass sie nach dem Abitur des Sohnes im Sommer nachkommt.

Und woher kannten Ihre Frau und Sie Wien?
Wir haben im Dezember ein Wochenende in der Stadt verbracht und auch Konzerte angesehen. Im Spaß habe ich gesagt: ‚Hier wäre es doch schön zu arbeiten.‘ Zwei Tage später kam tatsächlich der Anruf von Rapid. Ich muss aber noch anmerken, dass bei aller Schönheit von Wien doch das Zukunftskonzept von Rapid für mich entscheidend war.

Nachtragsspiel der 19. Runde, Sonntag, 14 Uhr: Wr. Neustadt – Salzburg.

22. Runde
Samstag, 8. 2.
16.30 Uhr: SalzburgGrödig
19 Uhr: Admira – Sturm Graz, Ried – Wr. Neustadt, WolfsbergInnsbruck (in Klagenfurt)
Sonntag, 9. 2.
16 Uhr: Rapid – Austria.

23. Runde
Samstag, 15. 2.
16.30 Uhr: Sturm – Salzburg
19 Uhr: GrödigWolfsberg, Innsbruck – Ried, AustriaWiener Neustadt
Sonntag, 16.2.
17 Uhr: Admira – Rapid

Testspiele
Samstag, 13 Uhr: 1860 MünchenGrödig (ohne Zuschauer). 14 Uhr: Admira – Nitra, KölnAustria, Wolfsberg – Rudar Velenje (St. Andrä). 15.30 Uhr: Liefering – Wacker Innsbruck.

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