Mane: Der Abgang des Problemfalls

Mane: Der Abgang des Problemfalls
Ein Transfer mit schalem Beigeschmack: Salzburg kassiert 15 Millionen "Schadenersatz" vom FC Southampton.

Es ist die Krönung einer Causa mit einem schon mehr als schalen Beigeschmack: Sadio Mane ist nach seinem Wechsel von Salzburg zum FC Southampton nun ein „Saint“, ein Heiliger. So lautet nämlich der Spitznamen des englischen Premier-League-Mittelklassevereins.

Verdient hat sich der kleine Senegalese diese Bezeichnung freilich nicht. Trotz eines noch zwei Jahre laufenden und dazu hoch dotierten Vertrages wollte er Salzburg unbedingt verlassen. Und dafür war ihm offensichtlich jedes Mittel recht.

Um sein Ziel zu erreichen ließ Mane seine Mannschaftskollegen vor dem wichtigsten Spiel des Jahres, dem Champions-League-Play-off-Rückspiel in Malmö im Stich, weigerte sich zu trainieren und tauchte unter.

Während die Salzburger mit dem 0:3 bei Schwedens Meister ihr Ziel verfehlt haben, hat der 22-Jährige seines erreicht: Er spielt künftig in einer der vier Topligen Europas. Beim FC Southampton erhielt Mane einen Vertrag über vier Jahre, der finanziell natürlich noch besser dotiert ist als jener in Salzburg.

Qualitätsverlust

Sportlich ist der Abgang des Flügelspielers für Österreichs Meister ein Verlust. Mane war im Salzburger Kollektiv der Spieler mit den ungewöhnlichen Ideen und den unerwarteten Aktionen. Dass er fehlt, haben die Spiele gegen Malmö (0:3) im Europacup als auch gegen Sturm Graz (2:3) in der Bundesliga gezeigt. Kevin Kampl musste von rechts auf Manes linke Seite wechseln, spielte ordentlich, aber nicht so auffällig wie auf seiner angestammten Position.

Finanziell hat sich der Transfer für Salzburg hingegen ausgezahlt. Zwar vereinbarten die Vereine über die Ablösesumme – warum auch immer – Stillschweigen, aber die in englischen Medien kolportierten 15 Millionen wurden auch von mehreren KURIER-Quellen bestätigt.

Mit dieser Bundesliga-Rekordsumme hat Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick zumindest einmal mit Mane eines seiner Ziele erreicht: Er hat den Verkaufswert eines Spielers vervielfacht. Vor zwei Jahren hatte Red Bull nur vier Millionen Euro an den FC Metz überwiesen.

Der Poker um Mane war am Montag ein intensiver und langer. Erst weit nach Mitternacht kam es endgültig zu einer Einigung – und damit zu einem Zeitpunkt, als in England das Transferfenster bereits geschlossen war. Allerdings gibt es eine einstündige Verlängerungsfrist – und diese wurde fast zur Gänze ausgenützt. Um 0.50 Uhr MESZ wurde der Wechsel offiziell bestätigt.

Charakterfrage

Aber trotzdem: Dass sich ein Verein gefunden hat, der den Senegalesen nach dieser durch nichts entschuldbaren Aktion verpflichtet und dazu noch so viel Geld bezahlt hat, zeigt jedenfalls die fehlende Moral im Fußballgeschäft, in dem Charakter ein Fremdwort ist.

Leisten konnte sich der FC Southampton diese Summe allerdings ohne Probleme. Alleine in diesem Sommer lukrierte der Klub, der der Schweizerin Katharina Liebherr gehört und dem Ex-Eishockey-Coach Ralph Krüger als Vorstandsvorsitzender vorsteht, fast 120 Millionen Euro aus Spielerverkäufen – übrigens alle an andere englische Premier-League-Vereine.

Nun kann sich also Southampton-Coach Ronald Koeman über die Launen Manes ärgern, über dessen Lustlosigkeit im Training, über dessen Sprunghaftigkeit und auch die eine oder andere Undiszipliniertheit auf dem Platz. Und mal sehen, ob der Senegalese nicht auch einmal den FC Southampton vor einem entscheidenden Spiel im Stich lässt, wenn etwa der FC Liverpool anklopft. Dort hätte ihn jedenfalls Ralf Rangnick lieber gesehen.

Koeman ist trotzdem überzeugt, einen Glücksgriff getätigt zu haben. „Ich habe ihn gegen Ajax spielen gesehen. Ich war beeindruckt von seinen Qualitäten und der Präsenz, die er gezeigt hat. Und es ist unglaublich, wie viele Tore er als Flügelspieler geschossen hat“, sagte der Niederländer.

Vorbild

Mane ist übrigens nicht der erste Salzburger, der einen Wechsel in die Premier League erzwungen hat. Bei Somen Tchoyi war es zwar nicht ganz so offensichtlich, aber doch ähnlich. Der Kameruner ließ sich vor vier Jahren im Training so gehen, dass ein Verkauf ebenso die beste Lösung für alle Beteiligten war – wie auch jetzt im Fall Mane.

Tchoyi, der in der Saison davor, ähnlich wie Mane, in der Europa League sensationelle Partien gespielt hatte, wechselte um drei Millionen Euro Ablöse zu Westbromwich Albion. In der Premier League wurde er aber nicht glücklich und nie zum Stammspieler.

Nach zwei Jahren wurde sein Vertrag nicht verlängert. Danach war er sechs Monate vereinslos, spielte dann ebenso lang beim FC Augsburg und sucht mittlerweile schon wieder seit über einem Jahr einen neuen Verein. Mal sehen, ob es Mane in Southampton besser ergeht.

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