Legionär Berger: "Österreich wird sicher unterschätzt"

Markus Berger trug bei Academica Coimbra die Kapitänsschleife. Jetzt spielt er bei CD Tondela.
Markus Berger spielt seine sechste Saison in Portugal. Er beschreibt Österreichs EM-Gegner als Gruppe von Egomanen ohne Teamgeist.

Nach seinem viereinhalbjährigen Engagement bei Académica Coimbra und einem halben Jahr bei Gil Vicente heuerte Innenverteidiger Markus Berger im Sommer bei CD Tondela an. Der 30-jährige Salzburger hat im Jahr 2015 alle Länderspiele der Portugiesen gesehen.

KURIER: Wie bewerten Sie das Los der Österreicher?Markus Berger: Das ist keine schlechte Gruppe. Es hätte auf alle Fälle schlimmer kommen können.

Der portugiesische "Expresso" schreibt "Noch leichter war schwer möglich!"

Diese Aussage ist typisch portugiesisch. Die Portugiesen glauben ja, dass sie Weltmeister werden könnten. Österreich wird sicher unterschätzt. Und wenn Island und Ungarn noch in der Gruppe sind, dann sind die Portugiesen auf alle Fälle davon überzeugt, Favorit zu sein und weiterzukommen.

Sie haben das ganze Jahr 2015 in Portugal gespielt. Haben Sie die Länderspiele verfolgt?

Ich habe alle Spiele der Portugiesen gesehen. So gut sind sie nicht drauf, dass sie große Sprüche klopfen könnten. Jeder weiß, dass sie stets hervorragende Spieler haben. Individualisten, die wenig über haben für Teamgeist, der auf der Strecke bleibt. Daher werden sie nie eine Top-Mannschaft werden.

Wie sehr sind sie von Cristiano Ronaldo abhängig?

Extrem. Es fällt auch auf, dass Ronaldo im Nationalteam weniger läuft als bei Real Madrid. Das ist auch eigenartig, aber da sind wir wieder dabei, dass die Egos eine große Rolle spielen.

Klingt, als hätten die Österreicher durchaus ihre Chancen, auch Portugal zu schlagen.

Legionär Berger: "Österreich wird sicher unterschätzt"
epa02420825 Falcao (R) of FC Porto challenges for the ball with Académica´s Berger during their portuguese first league soccer match held at City of Coimbra Stadium, Coimbra, Portugal, 30 October 2010. EPA/PAULO NOVAIS © 2009
Auf alle Fälle, weil die Österreicher extrem gut organisiert sind und man auch den richtigen Teamgeist erkennt. Das freut mich, weil mir persönlich das auch immer sehr wichtig ist. Und Topspieler haben wir auch.

Ist der Teamgeist der große Unterschied zwischen Österreich und Portugal?

Ja, egal ob Ronaldo oder Quaresma. Da kannst du jeden aufzählen. Jeder glaubt, besser zu sein als der andere. Und das ist ihr großes Problem. Würden Sie das in den Griff bekommen, könnte sie jedem Gegner weh tun.

Was hat Fernando Santos verändert, seit er das Team nach der WM 2014 übernommen hat?

Nicht viel. Weder personell, noch vom System. Ronaldo hat viel zu sagen, hat sicher auch bei Aufstellung und Taktik viel mitzureden. Sie agieren aus der traditionellen 4-3-3-Formation heraus mit zwei schnellen Flügeln. So spielt das außer Sporting Braga jede portugiesische Mannschaft. Ronaldo links, rechts hat sich Nani wieder komplett in die Einsergarnitur gespielt. Ihr Problem nach vorne ist der Mittelstürmer, da wissen sie nicht recht, wer spielen soll. Da kommen immer wieder andere zum Zug.

Wie geht es Ihnen bei Ihrem Klub CD Tondela, der im Moment Letzter ist in der Liga?

Wir hatten leider Probleme mit den Trainern. Wir hatten jetzt den 13. Spieltag und schon den dritten Trainer. Die Situation ist nicht optimal. Ich werde deshalb auch schauen, was sich im Winter im Transferfenster auftut. Ein paar Klubs aus Österreich sind auf mich zugekommen. Da werden wir auch Gespräche aufnehmen.

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