Millionenstars für den Schuldenklub

Das System von Real Madrid funktioniert trotz des Financial Fair Play der UEFA.

Roter Stern Belgrad wurde nach sieben Jahren endlich wieder serbischer Meister. An der Qualifikation für die Champions League durfte der Traditionsklub aber nicht teilnehmen. Die UEFA sperrte im Juni Roter Stern für eine Saison vom Europacup aus. Der Grund: Die Serben konnten Schulden in der Höhe von drei Millionen Euro nicht begleichen.

Drei Millionen Euro Schulden? Da kann der Fußball-Geldadel in Europa nur leise lächeln.

Real Madrid hat für James Rodríguez 80 Millionen Euro an Monaco überwiesen, hat sich den Deutschen Toni Kroos zuvor 30 Millionen Euro kosten lassen, hat im Vorjahr für den Waliser Gareth Bale gar 90 Millionen Euro springen lassen.

541 Millionen Schulden

Aber wie geht das? Real Madrid hat alles aus Bankkrediten finanziert und folglich Schulden bei den Banken. Drei Millionen Schulden hatte Roter Stern Belgrad. Und Real Madrid? Bei der Jahreshauptversammlung letzten September sprach Klubchef Florentino Pérez von 90 Millionen Euro. Daraufhin wurde ihm vorgeworfen, die Bilanz zu schönen und nur die Schulden bei den Banken zu erwähnen.

Letzten Oktober bestätigte die spanische Liga jedenfalls, dass Real Madrid 541 Millionen Euro Schulden hat. Das teilte sich so auf: 115 Millionen Euro Schulden bei Banken, 127 Millionen bei anderen Vereinen, 143 Millionen an Rückstellungen und Rechnungsabgrenzungsposten und 156 Millionen noch ausstehende Zahlungen von Gehältern und Handgeldern.

Ist das Fair Play, wenn Roter Stern gesperrt wird und Real Madrid nicht? Die UEFA will ja die Richtlinien des Financial Fair Play anwenden, um so etwas wie Waffengleichheit im internationalen Klubfußball schaffen zu können.

Gib nur so viel aus, wie du einnimmst – so lässt sich der Sinn des Financial Fair Play beschreiben. Daher sind die Zuwendungen der Scheichs an Manchester City und Paris St-Germain der UEFA ein Dorn im Augen. Sie wurden zu 60 Millionen Euro Strafe verdonnert.

Der spanische Traditionsklub lukriert viel Geld mit Sponsorverträgen, von Ausrüstern und aus TV-Verträgen. Aber wo genau verläuft die Trennlinie zwischen Sponsoring und dem Geld eines arabischen Investors wie im Manchester oder Paris?

Die spanische Liga erklärte bei der Bekanntgabe der Schulden von Real auch, dass diese kein Indiz für eine schlechte wirtschaftliche Situation seien. Ganz im Gegenteil sei Real Madrid eine "vortreffliche Finanzgesellschaft" mit einem erzielten Nettozufluss liquider Mittel von 156 Millionen während der Saison 2012/2013. Der Leiter der LFP sprach von einer "beachtlichen Sanierung" des Vereins.

518,9 Millionen Euro hat in der Saison 2012/2013 der Umsatz von Real Madrid betragen. Das geht aus der "Deloitte Football Money League" hervor, die von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft seit 1998 jedes Jahr herausgegeben wird. Der FC Barcelona (482,6 Millionen) und Bayern München (431,2) kommen Real noch am nächsten.

Die Großbanken Santander und Caja Madrid finanzieren den Kauf der Stars. Als Garantie bekommen sie TV-Übertragungsrechte.

35.000 Fans

Millionenstars für den Schuldenklub
Seine Frau Daniela begleitete ihn zu diesem einmaligen Anlass.
Der Wechsel von James Rodríguez zu Real Madrid hat einen Boom ausgelöst.35.000 Fans waren bei der Vorstellung des Kolumbianers im Stadion, innerhalb kürzester Zeit wurde das Trikot mit der Nummer 10 bereits 345.000-mal verkauft.

Die Sporttageszeitung AS rechnete vor: Da jedes Trikot beflockt 97 Euro kostet, gaben die Fans bisher insgesamt 33,4 Millionen Euro für James-Trikots aus. Es ist somit aktuell das meistverkaufte Kleidungsstück pro Stunde der europäischen Textilindustrie. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass bei Real pro im eigenen Fanshop verkauftem Trikot nicht mehr als maximal 20 Euro (zehn Euro als Einzelhändler, sechs Euro Lizenzgebühr und vier Euro für die Beflockung) hängen bleiben.

Wenn Real 300.000 Trikots selbst absetzen konnte und "nur" 45.000 über andere Anbieter in Umlauf kamen, kommt man dabei noch nicht einmal auf 6,5 Millionen Euro Einnahmen.

Das große Geld machte Real früher anders: 2001 verschaffte Pérez Real Madrid 480 Millionen Euro, indem er ein vereinseigenes Grundstück mit hohem Gewinn verkaufte – angeblich dank guter Beziehungen zur Stadtregierung, die die Liegenschaft zu Bauland erklärt hatte.

Die teuersten Fußball-Transfers aller Zeiten:

"Mit James komplettiert Madrid ein Team mit der Lizenz zum Träumen", schrieb Reals Hausblatt, die spanische Sporttageszeitung Marca. Die Offensivabteilung mit Rodríguez, Kroos, Cristiano Ronaldo, Gareth Bale, Karim Benzema und Luca Modric sucht in Europa ihresgleichen – wie einst jene "Galaktischen" um Zinédine Zidane, Ronaldo (der Brasilianer), David Beckham und Luis Figo.

Aber es gibt auch Verlierer bei Real Madrid. Mit Ángel Di María ist dies ein ausgezeichneter Fußballer. Der Argentinier war im Champions-League-Finale gegen Atletico einer der Väter des Erfolgs von Real. Und er war bei der WM einer der besten Argentinier. Auch Weltmeister Sami Khedira wird die Königlichen bis Ende August wohl noch verlassen. Arsenal und Chelsea sind interessante Adressen für den Deutschen.

Darüber dass auch Asier Illarramendi auf der Abschussliste steht, wurde immer wieder spekuliert, der wurde im Vorjahr für immerhin 38 Millionen Euro geholt. Laut Independent hat Manchester City seine Fühler nach Isco ausgestreckt. City-Trainer Pellegrini trainierte ihn in Málaga. Álvaro Morata, Stürmer und U-21-Europameister, ist für 20 Millionen Euro schon bei Juventus. Der Brasilianer Casemiro wurde zum FC Porto verliehen.

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