SKN St. Pölten blamiert Schinkels

SKN St. Pölten blamiert Schinkels
Einen Tag nach der Vertragsauflösung durch den Sportchef holt der Zweitligist Kapitän Wisio zurück.

Ein Sportdirektor, der den Vertrag des Kapitäns (der noch dazu der mit Abstand beständigste Spieler im Kader ist) mitten im Abstiegskampf auflöst, ohne sich mit dem Cheftrainer abzustimmen – gibt’s nicht? Gibt’s doch. Und zwar in St. Pölten.

Der SKN, vor einem halben Jahr immerhin noch stolzer Vertreter Österreichs im Europacup, schreibt um den Jahreswechsel die nächste Posse. Es ist ein Lehrbeispiel, wie man den einstigen Vorzeigeverein der zweiten Liga am schnellsten an die Wand – und damit in die Regionalliga – fährt.

Der Ablauf dieser irrwitzigen Story: Tomasz Wisio, der Abwehrchef spielte im Herbst in allen 27 Pflichtspielen durch, löst in Absprache mit Sportdirektor Frenkie Schinkels seinen Vertrag vorzeitig auf. Der 32-Jährige könnte damit früher als erwartet in seine polnische Heimat Lubin wechseln. Die Krone vermutet, dass Schinkels „lieber Legionäre aus seinem persönlichen Netzwerk sehen will“. Cheftrainer Michael Steiner ist schockiert und interveniert aus dem Urlaub bei General Manager Andreas Blumauer.

Blumauer, dem auch das hohe Standing von Wisio im zerrütteten Kader aufgefallen ist, reagiert und ruft den (Ex-)Kapitän an: Der ursprünglich gewünschte Dreijahres-Vertrag geht sich nicht aus, aber über eine Verlängerung bis Sommer 2017 könnte man doch noch reden.

Wisio bläst den Umzug ab, reist Dienstagmittag nach St. Pölten und – verlängert vorzeitig bis Sommer 2017.

Peinlich

In der offiziellen Aussendung wird gute Miene zum bösen Spiel gemacht und der Einsatz von Schinkels hervorgehoben. Tatsächlich ist die peinliche Kehrtwendung ein weiterer Schlag ins Gesicht von Schinkels, der schon bei der Trainerbestellung übergangen worden war. Der Entertainer hätte anstelle von Steiner lieber Juniors-Coach Fallmann befördert. Auch bei der Bestellung des neuen Co-Trainers Eberhardt und der Absetzung von Konditionstrainer Reisinger setzte sich Steiner gegen Schinkels durch.

Mitleid mit dem Ex-Teamspieler ist aber nicht angebracht. Forciert von seinem Mentor Landeshauptmann Erwin Pröll sowie Aufsichtsrat und Strippenzieher Toni Pfeffer fühlte sich Schinkels zu sicher: Er bestand darauf, neben einem (wenn man ihn ernst nimmt) Full-Time-Job seine zahllosen Nebenjobs weiterzuführen.

So kam es, dass der 51-Jährige bei mehreren Spielen lieber im Puls-4-Studio saß, um die Champions League anzuschauen als seine eigene Mannschaft (zum Artikel). Kritik kam auf, als er die Präsentation der ÖVP-Gemeinderatskandidaten in Herzogenburg moderierte (zum Artikel), während der SKN in Horn das NÖ-Derby bestritt.

Den letzten Rest an Verständnis in der Landeshauptstadt hat der ewige Schmähbruder verspielt, als er darauf bestand, trotz des angestrebten Kaderumbaus ab 20. Jänner 2015 in Thailand zu urlauben. Mitten in der bis 2. Februar laufenden Transferzeit.

Zumindest die Suche nach einem Wisio-Nachfolger kann sich Schinkels nun vor dem Urlaub sparen.

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