EADS: Hat Rapid-Manager Kuhn gelogen?

Rapid-Manager Kuhn steht im Verdacht, vor dem Eurofighter-U-Ausschuss nicht die Wahrheit gesagt zu haben.

Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit. Und allzu häufig tritt sie gemeinsam mit Bruder Leichtsinn auf. Für die Rapid-Familie bedeutet dies: Der Haussegen hängt schief. Vor allem die Art und Weise, wie Rapids Generalmanager mit Tatsachen rund um die Millionenzahlungen der Eurofighter-Mutter EADS umgeht, mutet höchst bedenklich an.

Am Sonntag vergangener Woche veröffentlichte der KURIER neue Details zum Sponsoring der EADS samt erwarteter Gegenleistungen. Laut dem Geheimprojekt "Rote Vier" sollte via Rapid der Kontakt zu Spitzenrepräsentanten der SPÖ, die sich gerne auf der VIP-Tribüne des Vereins tummeln, intensiviert und das "Rapid-Netzwerk" für Eurofighter-Lobbying genutzt werden.

Neue Dimension

EADS: Hat Rapid-Manager Kuhn gelogen?

Nunmehr erfährt die Affäre eine neue Dimension: KURIER-Recherchen ergaben, dass Rapid-Manager Werner Kuhn vor dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss im Jahr 2007 nicht die Wahrheit gesagt hat. Doppelt problematisch: Kuhn stand bei seiner Einvernahme als Zeuge unter Wahrheitspflicht.

Zur Erinnerung: 2003 stand der Rekordmeister finanziell am Abgrund. Über einen Politstrategen und Rapid-Fan wurde ein Kontakt zu EADS und dem ausgewiesenen Eurofighter-Lobbyisten S. hergestellt, der in einem lukrativen Fördervertrag mündete. Offiziell und nach außen hin sollte ausschließlich der Nachwuchs bedacht werden. Bis 2007 flossen kolportierte fünf Millionen vom Rüstungskonzern an den Fußballverein. Mehr noch: Lobbyist S. sollte – wie KURIER-Recherchen nun ergaben – in dieser Zeit auch um einen Vorschuss angebettelt werden, damit Rapid Liquiditätslöcher stopfen könnte.

2007 wurde Rapid-Manager Kuhn vom parlamentarischen U-Ausschuss als Zeuge zum pikanten Sponsoring-Deal befragt.
Hat Herr S. (...) beim Zustandekommen dieses Kontraktes eine Rolle gespielt?
Kuhn: Nein!
Hat er beim Zustandekommen des Fördervertrages eine Rolle gespielt?
Kuhn: Nein!
Hat Herr S. beim Zustandekommen anderer Unterstützungen eine Rolle gespielt?
Kuhn: Nein!
(siehe Faksimile)

EADS: Hat Rapid-Manager Kuhn gelogen?

Interessant: Rapid-Präsident Rudolf Edlinger bestätigte dem KURIER mittlerweile – im Gegensatz und im Widerspruch zu seinem Manager –, dass Rapid sehr wohl auf den Lobbyisten S. zugegangen sei, um eine Vorauszahlung einer EADS-Sponsorrate zu erwirken. "Sonst hätten wir bei einer Bank Zinsen zahlen müssen." Er, Edlinger, habe S. selbst "angeredet". Das sei ja legitim.

Ebenso legitim sei es, dem eingangs erwähnten Politstrategen, der – wie Edlinger heute bestätigt – "den Erstkontakt zur EADS hergestellt hat", eine Vermittlungsprovision zu zahlen. Auch hier widerspricht der Präsident dem Manager.

Damit hat Werner Kuhn, der bei Rapid seit 1994 die operativen Geschäfte leitet, ein weiteres veritables Problem. Denn im Eurofighter-Untersuchungsausschuss war der Manager auch zur Rolle exakt dieses Politstrategen eingehend befragt worden.

Hat bei diesem Fördervertrag dort Herr L. irgendeine Rolle gespielt?
Kuhn: Nein!
Ist es daher unrichtig oder richtig, dass Herr L. eine Provision bekommen hat, wie er das vor Zeugen behauptet hat?
Kuhn: Nein!
Was jetzt: "Nein": Ist es richtig oder ist es unrichtig? Hat er Ihres Wissens eine Provision bekommen oder nicht?
Kuhn: Nein, nicht!
Er hat keine Provision bekommen?
Kuhn: Nein.


Kuhn hatte sich gegenüber dem KURIER zuletzt als Unwissender präsentiert. Seine Standardantwort zu Fragen rund um den bemerkenswerten EADS-Deal: "Ich kann mich nicht mehr erinnern."

Erklärungsversuche

Rapid-Präsident Edlinger versteht die Aufregung rund um die Millionenzahlungen generell nicht: Ohne EADS-Unterstützung hätte man schon vorher das Nachwuchsbudget um zwei Drittel kürzen müssen und wäre somit erst gar nicht in Liquiditätsprobleme gekommen.

Was sein Manager Kuhn zum Thema EADS vor dem U-Ausschuss angegeben habe, wisse er nicht. "Vielleicht konnte er sich nicht mehr erinnern."

Wie dem auch sei: Eine Falschaussage unter Wahrheitspflicht wäre mit bis zu drei Jahren Haft bedroht. Kuhn bräuchte allerdings keine strafrechtlichen Konsequenzen zu fürchten: Eine Falschaussage vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss wäre seit Mitte Mai dieses Jahres verjährt.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare