Sparkurs: Rapid sucht und findet 900.000 Euro

EICHHÖRNCHEN LÄUFT ÜBER DAS SPIELFELD (SK RAPID WIEN - RED BULL SALZBURG 2:1/GERHARD-HANAPPI_STADION); © CHRISTIAN HOFER, 1.8.2010
Rapid prüfte alle Ausgaben und spart. Der Profi-Kader bleibt verschont.

Vor genau vier Wochen leisteten Sportdirektor Helmut Schulte und Trainer Zoran Barisic den Offenbarungseid: Die Finanzlage bei Rapid wäre so dramatisch, dass kein neuer Spieler mehr verpflichtet werden könnte. Vor einer Woche kam mit Thanos Petsos doch noch ein Neuer. Was ist passiert – außer, dass der 22-jährige Grieche durch Schultes Verhandlungsgeschick um „fast gar nichts“ aus Fürth nach Hütteldorf übersiedelte?

Weder hat ein neuer Sponsor unterschrieben, noch hat Frank Stronach wie bei Sturm ein Wahlkampf-Geschenk hinterlassen. Die Wahrheit findet sich in der Hütteldorfer Geschäftsstelle. Entsprechend einer Vorgabe des Präsidiums wurden Einsparungsmöglichkeiten durchgecheckt und neue Einnahmequellen gesucht. Tabu waren beim Abspecken lediglich laufende Verträge und das zuletzt ohnehin zwei Mal stark reduzierte Budget für den Profi-Kader.

Keine Kündigungen

Laut KURIER-Recherchen bringt der Sparkurs ohne einen einzigen Mitarbeiter zu kündigen eine beachtliche Summe ein: 900.000 Euro in nur einem Jahr.

Der für die Finanzen letztverantwortliche Manager Werner Kuhn bestätigt diese Summe: „Wir haben im Spätherbst ein Projekt gestartet, das alle Abteilungen des Vereins betroffen hat. Wir wollten beim Budget von 19,5 Millionen Euro eine Ergebnisverbesserung von fünf Prozent. Jetzt hat sich herausgestellt, dass wir das schaffen. Das ist ein wichtiges Zeichen: Wir liegen nicht im eigenen Speck.“ Die vielen Vorschläge der jeweiligen Abteilungsleiter wurden von einem Finanzexperten rund einen Monat lang durchgerechnet und am Ende von Präsident Rudolf Edlinger abgesegnet.

Die Maßnahmen sind vielfältig: So wird etwa die Anzahl der Überstunden der Mitarbeiter reduziert; hilfreich ist dabei ein neues, effizienteres Buchhaltungssystem. Verträge mit Lieferanten wurden „nachgeschärft“, die Anzahl der Printprodukte des Vereins reduziert. Das Ticketing wurde ins eigene Haus geholt, die Sicherheitsaufgaben an einen anderen Anbieter vergeben. Und im Nachwuchs sind die Physiotherapeuten nicht mehr jeden Tag beim Training dabei.

Ein kleiner Teil der 900.000 Euro wird durch zusätzliche Einnahmen erwirtschaftet. „Ab dem Derby können wir durch eine Containerlandschaft bei der Nordtribüne einen neuen Business-Klub für rund 80 Personen anbieten“, erklärt Kuhn. „Außerdem bemühen wir uns verstärkt um eine Erhöhung der Anzahl an Kleinsponsoren.“

Neuer Sponsor

Kuhn kündigt ein erfolgreiches Ende der Verhandlungen mit einem neuen Sponsor aus der Mobilfunkbranche an: „Im August gibt es eine Unterschrift. Eine so hohe Summe wie mit ‚Orange‘ ist aber nicht mehr möglich.“

Das vom möglichen neuen Sponsor „3“ gekaufte Unternehmen hatte bis zum Saisonende jährlich 1,4 Millionen überwiesen. Ex-„ Orange“-Boss Michael Krammer versucht nun als Leiter der Reformkommission unterschiedlichste Interessen zu bündeln. Gleich geblieben ist das Interesse der Fans: Vor dem ersten Heimspiel gegen Wiener Neustadt sind bereits 10.300 Abos verkauft. 300 sind noch erhältlich.

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