Der Fabrikant des "Wembley-Tores"

Im Tofiq-Bahramov-Stadion in Baku begann für Salzburg die Champions-League-Qualifikation.

Tofiq Bahramov – ein Name, der wohl besonders älteren Fußballfans etwas sagen wird. Mit einer einzigen Entscheidung wurde der gebürtige Aserbaidschaner zum wohl berühmtesten Linienrichter der Fußball-Geschichte.

Es war die 101. Minute im WM-Finale 1966 zwischen Gastgeber England und Deutschland. Das Spiel stand 2:2, als ein Schuss des Engländer Geoff Hurst an die Latte ging. Ob der Ball danach auf oder hinter der Linie aufgesprungen ist, ist bis heute umstritten. Und wird es wohl immer bleiben.

Ein Mythos war jedenfalls geboren: das „Wembley-Tor“. Und dafür war Bahramov hauptverantwortlich. Denn der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst war sich alles andere als sicher, ob er auf Tor oder Nicht-Tor entscheiden sollte. Deshalb befragte er seinen russischen Linienrichter, Schiedsrichter-Assistenten gab es damals nämlich noch nicht.

Bahramov gab mit einer eindeutigen Handbewegung und durch Kopfnicken zu erkennen, dass der Ball nach dem Schuss von Hurst die Torlinie überschritten hatte. Dienst entschied auf Tor. England gewann schlussendlich mit 4:2, wurde zum ersten und letzten Mal Weltmeister.

Erst Jahre nach seiner Entscheidung schilderte Bahramov in einem von ihm veröffentlichten Buch, wie er damals die Szene im Londoner Wembley wahrgenommen hatte: Für ihn war der Schuss von Hurst nicht von der Unterkante der Latte, sondern vom Tornetz zurückgekommen. Ob der Ball dann den Boden vor oder hinter der Linie berührt habe, wäre ohne Bedeutung gewesen. Dies habe er auch nicht gesehen.

Der Mann, der das 3:2 der Engländer zum „Wembley-Tor" gemacht hat, wurde 1926 geboren. Schon sein Geburtsort ist ein Rätsel. Einige Quellen sprechen von Baku, andere von Agdam, wieder andere von Agcabadi. Fakt ist nur, dass sich sein Geburtsort geografisch im Gebiet der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik befunden hat, also im heutigen Aserbaidschan.

Zweite Karriere

Bahramov war selbst ein ganz guter Fußballer, spielte bei Neftschi Baku, noch heute einer der führenden Fußballvereine Aserbaidschans. Aber eine schwere Verletzung beendete früh seine Karriere, und er wurde Schiedsrichter.

Nach der WM 1966, bei der Bahramov auch als Schiedsrichter für Aufregung sorgte, weil er im Gruppenspiel zwischen Schweiz und Spanien (1:2) ein eindeutig reguläres Tor der Schweizer aberkannt hatte, durfte er auch noch 1972 eines der beiden UEFA-Cup-Finalspiele zwischen den Wolverhampton Wanderers und Tottenham Hotspur. Damals war er schon 46 Jahre alt.

Später wurde Bahramov auch noch Generalsekretär des aserbaidschanischen Fußballverbandes. 1993 verstarb er im Alter von 67 Jahren in Baku. Schon kurz danach wurde die größte Fußballarena des Landes in Tofiq-Bahramov-Stadion unbenannt. Davor hatte es übrigens die Namen Josef-Stalin-Stadion (1951 – 1956) und Vladimir-Lenin-Stadion (1956 – 1993) getragen.

Das legendäre Wembley-Tor:

Kommentare