Daxbacher: "Das pack’ ich immer noch nicht"

Im Gespräch: Karl Daxbacher hat viel zu erzählen, versteht aber einiges nicht.
Warum er vom LASK enttäuscht ist und sein Naturell trotzdem nicht ändern wird.

Vom Tennisplatz kommend ist Karl Daxbacher gut aufgelegt. "Meine Hüfte schränkt mich zwar ein, aber für ihn reicht mein Tennis noch", scherzt der 62-jährige Statzendorfer in Richtung seines Begleiters Helmut Henninger. "Er ist mein zweitbester Freund. Einen besten hab’ ich nicht."

Wenn die Sprache auf den LASK und den plötzlichen Rauswurf bei den Linzern kommt, verfinstert sich aber die Miene des künftigen St.-Pölten-Trainers: Der sonst so sanftmütige Routinier wird für seine Verhältnisse richtiggehend zornig.

KURIER: Es kommt nicht oft vor, dass ein Trainer von seinem Ex-Klub noch bezahlt wird, er im direkten Duell aber schon den künftigen Spielern auf die Beine sehen kann. Zu wem werden Sie heute auf der Tribüne bei St. Pölten – LASK halten?

Karl Daxbacher: Ich werde St. Pölten die Daumen drücken, damit sie Punkte sammeln für den Klassenerhalt. Mein Vertrag ab Sommer gilt ja nur für die Erste Liga. Nach der Aktion, die der LASK geliefert hat, werden meine Gefühle wohl alle verstehen.

Sie meinen den Rauswurf nach dem 0:3 in Mattersburg?

Ja. Drei Wochen zuvor hat es geheißen, dass mein Vertrag auf jeden Fall verlängert wird. Selbst wenn der Aufstieg noch nicht gelingen sollte. Dann starten wir mit vier Punkten aus drei Spielen, liegen knapp hinter Mattersburg – und ich bin plötzlich weg. Entweder da haben ein paar die Nerven weggeworfen, oder es wurde der Sinn für die Realität verloren. Wenn das normal ist, kenn’ ich mich nicht mehr aus.

Ihr Nachfolger Martin Hiden startete mit einem Remis und danach fünf Niederlagen.

Ich bin lange Trainer und hab’ noch nie vier Spiele in Folge verloren. Mir tut diese Entwicklung weh, weil wir es wirklich noch hätten schaffen können. Am meisten tun mir die Spieler leid.

Warum?

Ich hab’ damals, noch unter Präsident Reichel, den immer noch aktuellen Stamm der Mannschaft überredet, zu bleiben, obwohl es drei Monate lang keine Gehälter gegeben hat und über Vertragsaustritte gesprochen wurde. Dann folgten zwei Meistertitel, das hat uns zusammengeschweißt. Für diese Spieler leg’ ich die Hand ins Feuer. Und jetzt gibt es so eine Aktion, von der nur Verlierer übrig bleiben.

Was waren Ihre Pläne?

Ich wollte mit dem LASK aufsteigen, um den Europacup spielen und dachte, ich könnte selbst entscheiden, wann es genug ist und ich in Pension gehe. Das war ein gewaltiger Irrglaube, das pack’ ich immer noch nicht.

Unerwartete Abgänge ziehen sich wie ein roter Faden durch Ihre Trainerkarriere ...

Ja, ich war ja der erste Trainer des SKN überhaupt. Nach zwei Meistertiteln in Folge wurde mein Vertrag nicht verlängert, weil es geheißen hat, ich könnte nicht mit Jungen spielen und auf die Viererkette umstellen.

Sie sind dann zu den Austria Amateuren gewechselt und mit einem sehr jungen Team, natürlich mit Viererkette, Ostliga-Meister geworden.

Aber auch da gab es nach einem weiteren guten Jahr in der Ersten Liga mit Platz vier keinen neuen Vertrag. Und mein Rauswurf als Profitrainer der Austria auf dem Weg in den Skiurlaub ist ohnehin ein eigenes Kapitel.

Sie könnten sich damit trösten, dass es in den letzten Jahrzehnten keinen Trainer gab, der bei der Austria so wie Sie mehr als drei Jahre lang im Amt war.

Oder damit, dass Talente wie Junuzovic, Baumgartlinger, Dragovic oder Klein zu Spielern entwickelt wurden, die sich heute international durchsetzen. Jetzt hör’ ich ja aus Austria-Kreisen öfter, dass damals ein Fehler begangen wurde.

Menschen, die Sie lange kennen, meinen, dass Sie für das harte Fußball-Business zu nett wären.

Trotz der kuriosen Abschiede werde ich mich nicht verstellen. Man soll nichts spielen, das man nicht ist.

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