Superstar Ronaldo muss es richten

Ronaldo feiert ein Comeback nach seiner Oberschenkelverletzung.
Reals Hoffnungen im Rückspiel gegen Manchester City ruhen auf Rückkehrer Cristiano Ronaldo.

Zwickt er, oder zwickt er jetzt nicht mehr? Das war die entscheidende Frage, um die sich in Madrid seit Tagen alles nur noch dreht. Vor dem Semifinal-Rückspiel gegen Manchester City (20.45 Uhr, live in Sky, SRFzwei) waren sie bei Real Madrid mehr mit dem beleidigten Oberschenkel ihres Superstars Cristiano Ronaldo beschäftigt als mit dem Gegner aus England.

Die Medien vermeldeten in den vergangenen Tagen im Stundentakt Bulletins über den berühmtesten Oberschenkel der Fußballwelt, die Zeitung AS gab schließlich am Tag vor dem Match Entwarnung und zitierte Ronaldo mit den Worten: "Beim Rückspiel bin ich dabei." Real-Coach Zinédine Zidane gab schließlich ebenfalls grünes Licht: "Cristiano geht es gut, er ist wieder bei 100 Prozent. Er hat trainiert und wird uns zur Verfügung stehen."

Größter Trumpf

Man ist das Tamtam um den Portugiesen ja mittlerweile bereits gewöhnt. Die schrillen Nebengeräusche gehören genauso zu Ronaldo wie seine eigenwillige Art, einen Freistoß auszuführen. Und in gewisser Weise ist die Hysterie um den 31-Jährigen sogar nachvollziehbar. Denn ohne ihren exzentrischen Fußball-Gott sind die Königlichen aus Madrid dann doch ein recht bodenständiger Verein.

Das wurde jedenfalls im Hinspiel in der vergangenen Woche in Manchester (0:0) deutlich, als der zehnfache Champions-League-Gewinner ohne Ronaldo äußerst uninspiriert und ungefährlich aufgetreten war. Der Blick auf die Statistiken macht erst deutlich, wie abhängig das Starensemble von Real Madrid von seiner Lichtgestalt ist: Cristiano Ronaldo erzielte in dieser Saison allein in der Champions League bereits 16 Tore, seine Teamkollegen brachten es zusammen auf gerade einmal zehn Treffer. Rechnet man die Assists noch dazu, dann war Cristiano Ronaldo überhaupt an 83 Prozent der Tore beteiligt, die Real in dieser Saison in der Champions League erzielt hat. Auf seine Bestmarke aus dem Spieljahr 2013/2014, in dem Real am Ende gegen den Stadtrivalen Atlético triumphierte, fehlt ihm nur noch ein Tor.

Letzte Chance

Während der Superstar sich wieder zurückgemeldet hat, fallen zwei andere Spieler definitiv aus. Stürmer Karim Benzema steht Trainer Zidane im Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid ebenso wenig zur Verfügung wie Mittelfeldmann Casemiro. "Wir wollen nichts riskieren", erklärt der französische Chefcoach.

Die Champions League ist für das erfolgsverwöhnte Weiße Ballett in dieser Saison wohl die letzte Chance auf einen Titel. Zwar hat sich Real in der Primera División bis auf einen Punkt an Leader FC Barcelona und den punktgleichen Zweiten Atlético Madrid herangepirscht, dass sich in den letzten beiden Runden aber gleich beide Konkurrenten noch eine Blöße geben, scheint mehr als unwahrscheinlich. "Uns ist bewusst, dass ein Aus ein Versagen wäre. Wir sind Real Madrid und wollen ins Finale", sagt Zinédine Zidane.

Lang ist es her, dass Manchester City in einem europäischen Finale stand. Im April 1970 war es: Gerade einmal 7968 Zuschauer waren beim Endspiel im Cup der Cupsieger, der schon seit 1999 nicht mehr ausgetragen wird, im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Vor 46 Jahren hieß die Arena noch Praterstadion.

Manchester City siegte durch Tore von Neil Young und Klublegende Francis Lee 2:1 gegen den polnischen Klub Gornik Zabrze. Es ist der einzige europäische Titel, den die Citizens in ihrer 136-jährigen Klubgeschichte geholt haben.

Damit noch in diesem Jahr ein zweiter Europacup-Titel dazukommt, müsste Manchester City heute Abend im Estadio Bernabéu Besonderes gelingen: Nach dem 0:0 in Manchester geht Real Madrid als großer Favorit in das Rückspiel im Champions-League-Semifinale.

So ganz unzufrieden war man bei den Engländern aber mit dem Hinspielergebnis nicht. „Wenn man nicht gewinnen kann, ist ein 0:0 nicht schlecht“, sagte Trainer Manuel Pellegrini. Ähnlich argumentierten die Spieler: „Ich würde mich bei einem 0:0 nicht sicher fühlen“, meinte Citys Kapitän Vincent Kompany zur Ausgangslage befragt. Auch der im Hinspiel überragende Keeper Joe Hart pflichtete seinem Vordermann bei: „Wir sind nicht enttäuscht über dieses Ergebnis. Wir sind bereit.“

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