Die spanische Party in Lissabon

Kunterbunt: Fans aus Madrid, egal ob Anhänger von Real oder Atlético, sorgten in Lissabon gemeinsam für Partystimmung.
Beim ersten Stadt-Derby in einem Champions-League-Finale ging es friedlich zu.

Lissabon ist die Hauptstadt Portugals, doch zahlreiche Fans aus Madrid sorgten am Samstagabend dafür, dass nicht nur rund um das Estadio da Luz Spanisch die dominierende Sprache war. Sowohl auf den Fanfesten als auch in den Gassen der Stadt herrschte bei sonnigem Wetter Partystimmung. Um die 100.000 Spanier waren nach Lissabon gekommen, in fünf Sonderzügen, 400 Reisebussen und 15.000 Privatautos. Dazu vermeldet der internationale Flughafen Portela für das Wochenende 740 Flüge – so viele wie noch nie. Nach einer Erhebung des staatlichen Marketing-Instituts bescherte der spanische Gipfel der portugiesischen Hauptstadt Einnahmen von 46 Millionen Euro.

Das Estadio da Luz liegt im Südosten Lissabons, eingezwängt zwischen Wohntürmen, Einkaufszentren und Schnellstraßen. Der europäische Fußballverband hat das traditionell im Benfica-Rot leuchtende Stadion in den vergangenen Tagen mit unzähligen Fahnen, Tafeln und Bannern in ein einheitliches Blau getaucht, was bei den Benfica-Lissabon-Fans nicht besonders gut angekommen ist. Blau ist nicht nur die Farbe der UEFA, sondern auch die von Benfica Lissabons Lieblingsfeind FC Porto. Aber es waren kaum Benfica-Fans im Stadion. Der Großteil der Karten war an den Anhänger der spanischen Klubs gegangen. Die bekamen im Stadion auch einen Hauch Portugal präsentiert. Sängerin Mariza durfte bei der Eröffnungszeremonie die Hymne der Champions League im Stil der portugiesischen Fado-Musik intepretieren.

Warteschlange

Die spanische Party in Lissabon
epa04221977 An Atletico Madrid supporter holds his son in Lisbon downtown near Tagus River prior the UEFA Champions League final between Atletico de Madrid and Real Madrid in Lisbon, 24 May 2014. EPA/MIGUEL A. LOPES
Für den Anhang von Benfica war das Finale ein Spiel mit bitterem Beigeschmack. Zu Beginn der Sechziger Jahre hat Portugals kürzlich verstorbener Fußball-Held Eusebio Benfica zu zwei Siegen im Europapokal der Landesmeister geschossen. Seither wartet Benfica auf einen europäischen Triumph.

Aber auch Atlético hat einen Fußball-Helden. Ihn ehrte Atlético im Finale mit einem ganz speziellen Trikot. Auf den klassischen rot-weißen Streifen war der Name von Luis Aragones zu lesen. Der Mann, den sie alle nur Luis nennen, stand 1974 gegen Bayern München im Landesmeistercup-Finale. In Brüssel hatte er seine Mannschaft in der 114. Minute in Führung gebracht, Schwarzenbeck hatte in letzter Sekunde der Verlängerung ausgeglichen. Das Wiederholungsspiel zwei Tage später verloren die Spanier ganz klar mit 0:4.

Gedenken

Später amtierte Aragones als Trainer. Auch er starb zu Beginn dieses Jahres. Vier Wochen nach Eusebio. Dessen Statue steht bei Eingang 18 des Stadion da Luz. Irgendwann werden sie bei Atletico Luis Aragones auch eine Statue widmen, aber für den Samstag war erst mal ein anderes Geschenk geplant. "Wir werden alles dafür geben, in seinem Sinne zu spielen", versprach Mannschaftskapitän Gabi. "Am Samstag wird Luis mit uns auf dem Platz stehen."

Das Interesse der Portugiesen konzentrierte sich auf das Mitwirken ihrer vier Landsleute in beiden Mannschaften, Cristiano Ronaldo, Pepe und Fabio Coentrao bei Real und Tiago bei Atletico. Als die Delegation von Real Madrid am Donnerstag im Hotel Tivoli eincheckte, registrierten die portugiesischen Reporter zufrieden, wie schwungvoll Ronaldo aus dem Bus stieg und vor den Kameras und Schaulustigen flüchtete. "Ronaldo kommt in Form!", titelte die Sporttageszeitung A Bola und erstellte die logische Ferndiagnose, der Stürmer habe seine mysteriöse Knieverletzung auskuriert.

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