So früh wie Salzburg war noch keiner Meister

Salzburg darf schon im März feiern.
Salzburg fertigt Wr. Neustadt 5:0 ab und freut sich im engsten Freundeskreis über den achten Titel.

Um 18.18 Uhr am Sonntag war fix, was schon seit Wochen klar war: Bereits in der 28. Runde und damit so früh wie noch kein anderer Klub seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 fixierte Salzburg den Meistertitel. "Die Freude ist riesengroß. Jetzt wird gefeiert", meinte Martin Hinteregger, der das Salzburger Erfolgsgeheimnis kannte: "Red Bull verleiht Flügel. Das haben wir auf dem Spielfeld in dieser Saison gezeigt." Lob gab es vom Gegner: "Red Bull ist eine Bereicherung für unsere Liga. Es ist sensationell, wie früh die Mannschaft Meister geworden ist", meinte Wr.-Neustadt-Trainer Heimo Pfeifenberger. Es ist bereits die fünfte Meisterschaft in der erst neunjährigen Ära Red Bull. Zum Vergleich: Rekordmeister Rapid hat fünf Titel in den letzten 27 Jahren geholt, Bundesliga-Rekordmeister Austria fünf in den letzten 22 Jahren. "Ich bin sehr glücklich, dass wir es schon zu Ende gebracht haben. Die Mannschaft hat sich für eine tolle Saison belohnt. Wir wollen immer an die Leistungsgrenze gehen, das haben wir sehr oft geschafft", meinte Meistercoach Roger Schmidt, der mit seinem Team seit der ersten Runde an der Tabellenspitze steht.

Treue Fans

7074 kamen zum Salzburger Meisterstück gegen Wiener Neustadt. Viele werden sagen: "Mah, sind das peinlich wenige!" Aber drei Tage nach der Enttäuschung gegen den FC Basel zum sechsten Heimspiel in vier Wochen zu kommen, das bei einem winterlichen Sauwetter und an einem Sonntag-Nachmittag inklusive Live-Übertragung im ORF verdient Anerkennung und keine Häme. Noch dazu, wo der Titelkampf in der Liga nicht nur wegen der Stärke der Salzburger, sondern auch wegen der Schwäche der Konkurrenz so einseitig verlaufen ist wie schon seit sieben Jahren nicht mehr.

Stärkste Elf

Den 7068 Salzburg- und den sechs mitgereisten Neustadt-Fans präsentierte Schmidt trotz der Europacup-Strapazen seine stärkste Mannschaft. Im Vergleich zum Basel-Spiel gab es nur eine Veränderung: Der Donnerstag gesperrte Hinteregger ersetzte den Brasilianer Rodnei. Gäste-Coach Heimo Pfeifenberger rotierte hingegen kräftig. Von jener Elf, die zuletzt bei der Admira 0:3 verloren hatte, standen nur fünf Spieler in der Startelf: Berger, Wallner, Denner, Hlinka, Rakowitz und Pichlmann durften sich beweisen. Die B-Elf machte es Salzburg nicht einfach – zumindest bis zur 23. Minute, in dieser legte sich Keeper Vollnhofer bei einem Alan-Schuss auf die falsche Seite. Der Torschütze hätte allerdings gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen. Doch Schiri Muckenhammer hatte seinen Ellbogencheck gegen das Kinn von Mimm übersehen. Die Gäste ließen sich durch den Rückstand aber nicht aus dem Konzept bringen. Rakowitz hatte sogar die große Ausgleichschance, doch Keeper Gulacsi rettete mit einer Glanzparade (28.). Kurz vor Pause war die Partie entschieden: Soriano traf aus spitzem Winkel nach einer Vorarbeit von Sturmpartner Alan – 2:0 (45.).

Meisterliche Halbzeit

In der zweiten Hälfte spielte Salzburg – wie schon im gesamten Frühjahr meisterlich. Alan erhöhte auf 3:0 (58.), dann schloss Mane einen Konter zum 4:0 ab (70.). Schlussendlich stellte Alan den 5:0-Endstand her (87.). Nach dem Schlusspfiff gab es "business as usual". Trainer Schmidt bekam als Erster eine Bierdusche ab, es folgten zahlreiche Spieler und das Maskottchen Bullidibumm. Und dann gab es noch eine Ehrenrunde mit einem gefakten Meisterteller. Die echte Trophäe erhalten die Salzburger von der Bundesliga erst am 4. Mai nach dem letzten Heimspiel gegen Ried.

So früh wie Salzburg war noch keiner Meister

FUSSBALL: TIPP3-BUNDESLIGA / RED BULL SALZBURG - S
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Rückblick. So früh wie nie fixierte Salzburg am Sonntag den Meistertitel. Es ist die insgesamt achte österreichische Meisterschaft für einen Klub aus Salzburg, die fünfte in der Ära Red Bull. Der KURIER blickt zurück auf die ersten vier Meisterschaften2006/'07 In der ersten Saison nach dem Einstieg von Red Bull hatte es nur zu Platz 2 hinter Austria gereicht, in der zweiten waren die Salzburger ähnlich konkurrenzlos wie in dieser. Von Beginn dominierte das routinierte Team von Trainer Giovanni Trapattoni die Liga. Schon zur Winterpause war klar, dass der Meister Salzburg heißen wird. Die Konkurrenz schwächelte, Austria und Rapid fanden sich gar im Tabellenkeller wieder. In Runde 31 stand Salzburg dann auch endgültig als Meister fest.2008/'09 Die Saison unter dem exzentrischen Niederländer Co Adriaanse war geprägt von einem Auf und Ab. Auf tolle Siege folgten oft unerklärliche Niederlagen. Am Ende reichte es auch dank Marc Janko (39 Saisontore) zum Meistertitel. Dieser war in der 34. Runde fix, weil Rapid in Ried unterlag. Die Salzburger konnten nur zuschauen und feierten danach mit den treuesten Fans im VIP-Klub der Red-Bull-Arena.2009/'10 Erstmals konnten die Salzburger in der Ära Red Bull den Titel verteidigen. Unter Huub Stevens wurde die Saison lange dominiert. Nach der schweren Verletzung von Keeper Eddie Gustafsson wurde es aber noch einmal eng und der Meistertitel erst in der letzten Runde dank eines 2:0 gegen eine stark ersatzgeschwächte Sturm-Elf in Graz geholt.2011/'12 Dank einer tollen Serie im Frühjahr (14 Spiele in Serie ungeschlagen) wurde unter dem immer umstrittenen Stevens-Nachfolger Ricardo Moniz der vierte Titel geholt. Als Meister standen die Salzburger, die kurz danach auch noch erstmals Cupsieger wurden, in der vorletzten Runde fest. Der Titel wurde mit einem 5:1 in Wiener Neustadt fixiert – vor 2100 Zuschauern.Stephan Blumenschein

So früh wie Salzburg war noch keiner Meister
2012: Salzburg feiert in Wiener Neustadt den Meistertitel.

RB Salzburg - SC Wiener Neustadt 5:0 (2:0) Salzburg, Red-Bull-Arena,7074, SR MuckenhammerTore: 1:0 (23.) Alan 2:0 (45.+1) Soriano 3:0 (57.) Alan 4:0 (70.) Mane 5:0 (87.) AlanSalzburg: Gulacsi - Klein, Ramalho (86. Lazaro), Hinteregger, Svento (74. Schiemer) - Ilsanker, Leitgeb (74. Berisha) - Kampl, Soriano, Alan, Mane. Wr. Neustadt: Vollnhofer - Berger, Mimm, M. Wallner, Denner (63. Terzic) - Freitag (80. Maderner), Hlinka - Pollhammer, M. Koch, Rakowitz - Pichlmann (73. Fröschl)Gelbe Karten: Ramalho, Mane.

Roger Schmidt (Salzburg-Trainer): "Das (der Titel, Anm.) war ja nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel, aber wenn man es vollbracht hat, ist es ein gutes Gefühl. Das wird immer etwas Besonderes bleiben. Die Rekorde sind mir im Moment nicht so wichtig. Entscheidend ist es, dass wir es zu Ende gebracht haben. Das Besondere an diesem Titel ist, wie wir gespielt haben. Deshalb bin ich sehr stolz, dass ich Trainer dieser Mannschaft bin."Stefan Ilsanker (Salzburg-Mittelfeldspieler: "Heute haben wir noch einmal alles gezeigt, was wir auch in den letzten Runden gezeigt haben. Wir haben unglaublich schönen Offensivfußball gezeigt und wunderschöne fünf Tore geschossen. Ich habe eine ganz gute Saison gespielt, aber jeder von uns hat gut gespielt. Auch die, die reinkommen, sind gut, geben immer 100 Prozent. Heute wollen wir nicht mehr an Basel denken, heute sind wir glücklich."Andreas Ulmer (Salzburg-Verteidiger, derzeit verletzt): "Man sieht die Freude in den Gesichtern, es macht richtig Spaß. Wir haben den Schwung aus der vergangenen Saison mitgenommen und waren sehr konstant, in der Meisterschaft und international. Jetzt wollen wir noch den einen oder anderen Rekord brechen und das Double holen. Wir legen uns die Latte selbst sehr hoch."Ralf Rangnick (Salzburg-Sportdirektor): "Mit dieser Mannschaft Meister zu werden in Österreich ist jetzt nicht so etwas ganz besonderes, aber in der Art und Weise mit diesem Fußball schon. Die Mannschaft hat das zwölfte Spiel in Serie gewonnen und spielt im Vergleich zur Vorsaison nochmal einen anderen Fußball, das war eine deutliche Steigerung. Wenn man sich den internationalen Fußball anschaut, sind es wenige Teams, die so spielen (wie Salzburg, Anm.), aber die, die es so spielen, sind erfolgreich. Aber es geht natürlich darum, immer etwas zu verbessern. Denn auf Knopfdruck geht das nicht, das haben wir heute in der ersten Hälfte gesehen. Der Donnerstag (EL-Aus gegen Basel, Anm.) war brutal. Das kann der Meistertitel nicht wettmachen. Jetzt geht es darum, dass wir es im Sommer schaffen, uns erstmals für die Champions League zu qualifizieren. Wenn die Mannschaft so zusammenbleibt, braucht es nur ein paar punktuelle Verstärkungen."Heimo Pfeifenberger (Trainer Wr. Neustadt): "In der ersten Halbzeit hatten wir unsere Möglichkeiten, aber die leider nicht genutzt. In der zweiten Halbzeit hat Salzburg ein Feuerwerk abgeliefert. Da war meine Mannschaft überfordert, obwohl sie wollte, nur sie konnte nicht. Salzburg hat eine Mannschaft, wie es sie wahrscheinlich in Österreich noch nicht gegeben hat. Ein Vorbild, von dem man nur lernen kann. Vor allem die Qualität in der Offensive ist unglaublich. Unglaublich ist auch, was Roger Schmidt hier geleistet hat. Vor allem das Verhältnis mit der Mannschaft ist großartig. Unverständlich, dass heute nicht mehr Fans gekommen sind. Ich weiß nicht wieso, die spielen seit eineinhalb Jahren einen unglaublichen Fußball, aber irgendwann wird das auch honoriert."Jonatan Soriano (Kapitän Salzburg): "Es war eine außergewöhnliche Saison, mit konstant guten Spielen. Die Feier wird nur kurz, da am Mittwoch schon Austria wartet."Kevin Kampl (Mittelfeldspieler Salzburg): "Mein erster Meistertitel, ein wunderbares Gefühl. Ich habe noch nie in so einer Mannschaft spielen dürfen. Wir waren nach dem Donnerstag deprimiert, haben aber heute wieder unser Gesicht gezeigt. Das ist es, was uns auszeichnet. Ein besonderer Dank gilt unserem Trainer, der eine hervorragende Arbeit leistet und der uns allen extrem leidgetan hat wegen des Ausscheidens am Donnerstag."Martin Hinteregger (Verteidiger Salzburg): "Wir haben eine geile Saison gespielt. Jetzt wird einmal gefeiert, und dann holen wir uns den Cup. Den Grund, wieso es so gut läuft ist, weil unser System gegriffen hat und weil wir als Kollektiv und als Team auftreten. Der Trainer hat Großes geleistet."

Roger Schmidt (Deutschland/47 Jahre): Geboren: 13. März 1967 in Kierspe (Nordrhein-Westfalen)Spieler-Karriere: Position: Mittelfeld Vereine: TuS Paderborn-Neuhaus (bis 1995), SC Verl (deutsche Regionalliga, 1995 bis 2002), SC Paderborn (dt. Regionalliga, 2002/2003), SV Lippstadt (Oberliga Westfalen, damals vierthöchste Spielklasse, 2003/2004)Trainer-Karriere: Delbrücker SC (Verbandsliga, dann Aufstieg in Oberliga Westfalen, 2004-2007), Preußen Münster (Oberliga Westfalen, dann Aufstieg in Regionalliga West, vierte Spielklasse, 2007-2010), SC Paderborn (Zweite deutsche Bundesliga, 2011/12), Red Bull Salzburg (seit Sommer 2012)Größte Erfolge als Trainer: Meister mit RB Salzburg 2013/14, Europa-League-Achtelfinale 2013/14, Platz fünf mit Paderborn in der zweiten Deutschen Bundesliga 2011/12

So früh wie Salzburg war noch keiner Meister
Als Mittelfeldspieler war Roger Schmidt keine große Nummer.

1912 Rapid 1913 Rapid 1914 WAF 1915 WAC 1916 Rapid 1917 Rapid 1918 Floridsdorfer AC 1919 Rapid 1920 Rapid 1921 Rapid 1922 Sportclub 1923 Rapid 1924 Amateure (später Austria) 1925 Hakoah 1926 Amateure 1927 Admira 1928 Admira 1929 Rapid 1930 Rapid 1931 Vienna 1932 Admira 1933 Vienna 1934 Admira 1935 Rapid 1936 Admira 1937 Admira 1938 Rapid 1939 Admira 1940 Rapid 1941 Rapid 1942 Vienna 1943 Vienna 1944 Vienna 1945 Meisterschaft nicht beendet 1946 Rapid 1947 Wacker 1948 Rapid 1949 Austria 1950 Austria 1951 Rapid 1952 Rapid 1953 Austria 1954 Rapid 1955 Vienna 1956 Rapid 1957 Rapid 1958 Sportclub 1959 Sportclub 1960 Rapid 1961 Austria 1962 Austria 1963 Austria 1964 Rapid 1965 LASK 1966 Admira-Energie 1967 Rapid 1968 Rapid 1969 Austria 1970 Austria 1971 Wacker Innsbruck 1972 Wacker Innsbruck 1973 Wacker Innsbruck 1974 VÖEST Linz 1975 Wacker Innsbruck 1976 Austria/WAC 1977 Wacker Innsbruck 1978 Austria 1979 Austria 1980 Austria 1981 Austria 1982 Rapid 1983 Rapid 1984 Austria 1985 Austria 1986 Austria 1987 Rapid 1988 Rapid 1989 FC Tirol 1990 FC Tirol 1991 Austria 1992 Austria 1993 Austria 1994 SV Salzburg 1995 SV Salzburg 1996 Rapid 1997 SV Salzburg 1998 Sturm Graz 1999 Sturm Graz 2000 FC Tirol 2001 FC Tirol 2002 FC Tirol 2003 Austria 2004 GAK 2005 Rapid 2006 Austria 2007 Red Bull Salzburg 2008 Rapid 2009 RB Salzburg 2010 RB Salzburg 2011 Sturm Graz 2012 RB Salzburg 2013 Austria 2014 RB Salzburg

Ob Dietrich Mateschitz tatsächlich weiß, dass kein Frosch im Ball denselbigen zum Springen bringt, oder ob er immer wusste, was in den vorangegangenen Jahren mit seinen millionenfach investierten Kröten beim Fußball-Klub Red Bull Salzburg passiert sein mag, darf diskutiert werden. Verborgen blieb Mateschitz jedenfalls nicht die – positive – Trendumkehr der Wahrnehmung seines Klubs in der Öffentlichkeit. Im KURIER-Interview am Sonntag lobte er die erstmals erlangte "Kontinuität". Früher sei dies mit den falschen Leuten "schwerlich möglich gewesen". Vier Meistertitel konnten nichts daran ändern, dass sich die absolute Mehrheit der österreichischen Fußballbegeisterten die "Dosen-Elf" gerne in der Verliererrolle, als Opfer eigener Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit wünschten. Reichtum reichte, die Geldvernichtungsmaschine lief, um stets ein haushoch gehandelter farbloser Titelfavorit zu sein. Die erlangte Kontinuität förderte die Attraktivität eines Spielstils, der jetzt mehrheitlich akzeptiert, wenn nicht gar bewundert wird. Das Ausscheiden im Europacup war ein Selbstfaller. In der Bundesliga haben sich Salzburgs Topverdiener nie gehen lassen, viel investiert, um Spiele gegen in jeder Hinsicht minderbemittelte "Konkurrenten" meist als Spektakel denn als Pflichtübung zu gestalten. Professionell ist ein solches Verhalten, dessen Anerkennung das Salzburger Publikum erst noch lernen muss.

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