Wenger: Ein Denkmal beginnt zu bröckeln

Unter Druck: Arsene Wenger ist seit 18 Jahren Trainer bei Arsenal. Nun braucht er dringend Siege.
Arsenal-Langzeittrainer Arsène Wenger steht vor dem Spiel gegen Dortmund in der Kritik.

Kennen Sie Bruce Rioch? Nein? Keine Sorge, Sie dürften in guter Gesellschaft sein. Der Schotte wurde 1996 als Cheftrainer von Arsenal abgelöst. Sein Nachfolger? Richtig: Arsène Wenger.

Seit mehr als 18 Jahren hat der Franzose das Zepter bei den Nordlondonern fest in der Hand, coachte das Team in mehr als 1000 Spielen. Ein Arsenal ohne Arsène ist für viele – vor allem jüngere – Fans kaum vorstellbar. Drei Mal gewann man unter Wengers Ägide die Premier League, fünf Mal den prestigeträchtigen FA-Cup – zuletzt im vergangenen Mai.

Der 65-Jährige ist bei Arsenal eine Institution. Vor allem sein Näschen für Talente zeichnet den Franzosen aus. Thierry Henry, Robert Pires, Patrick Vieira oder Cesc Fàbregas reiften unter ihm zu Weltstars. Und sie waren auch Teil jenes Teams, das in der Saison 2004 ohne eine Niederlage zum Meistertitel stürmte und sich den Spitznamen "The Untouchables" verdiente. Verdienste wie dieser ließen auch Wenger lange Zeit als unantastbar gelten.

Doch der schlechteste Start in die Premier League seit 32 Jahren geht auch an ihm nicht spurlos vorüber: Platz acht, vier Siege aus zwölf Spielen. Während die Gunners zum selben Zeitpunkt 2013 mit vier Punkten Vorsprung auf Chelsea Spitzenreiter waren, beträgt der Rückstand auf den Londoner Rivalen und derzeitigen Tabellenführer 15 Punkte.

"Selbstzerstörung"

In den sozialen Netzwerken regt sich bereits der Widerstand gegen den lange Zeit Unantastbaren. Das Vertrauen in den Trainer bröckelt, die Kritik seitens der Medien und der Fans wächst. Statt "Arsène knows" ist auf Plakaten im Stadion immer wieder "Wenger out" zu lesen.

Nach dem 3:3 gegen Anderlecht in der Champions League, als man vor eigenem Publikum ein 3:0 verspielte, und dem 1:2 bei Swansea City war die jüngste Pleite gegen Manchester United der dritte Rückschlag in Serie.

"Arsenal hat wieder einen Weg gefunden, den Selbstzerstörungsknopf zu drücken und Punkte den Abfluss herunterzuspülen", lästerte die Sun. Die Titelchancen sind dahin. "Die Abwehrarbeit war grausam", schrieb der Daily Telegraph.

Wenger: Ein Denkmal beginnt zu bröckeln
Arsenal's Per Mertesacker stretches during a training session ahead of their Champions League soccer match against Borussia Dortmund, at their training facility in London Colney, north of London November 25, 2014. REUTERS/Eddie Keogh (BRITAIN - Tags: SPORT SOCCER)
Die Schuld dafür wird auch Wenger gegeben. Er habe es verpasst, einen Ersatz für den zum FC Barcelona gewechselten Thomas Vermaelen zu verpflichten. Durch die Verletzung von Laurent Koscielny, der am Mittwoch gegen Dortmund sein Comeback geben könnte, war Per Mertesacker ohne gelernten Innenverteidiger-Kollegen. Der Deutsche blickt mit (Zweck-) Optimismus auf das Gastspiel des BVB im Emirates Stadium. "Wir haben viel aus dem letzten Duell gelernt", sagte er mit Verweis auf das 0:2 zu Beginn der Gruppenphase.

Mit einem Punkt könnten die Londoner den Achtelfinaleinzug perfekt machen – zum 15. Mal in Serie. Ein Sieg hielte gar die Chancen auf den Gruppensieg am Leben, doch selbst ein solcher würde wohl nur mäßig zur Entspannung der Situation beitragen.

Einer wie Arsène Wenger lässt sich dadurch freilich nicht aus der Ruhe bringen. "Wenn man eine Karriere startet, wo ich sie gestartet habe, und dann zurückschaut, erkennt man, dass man kämpfen können muss", sagte der Franzose, dessen Vertrag bis 2017 läuft. Nachsatz: "Das werde ich auch weiter machen."

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