Weimann: "Ich brauche einen Tapetenwechsel"

Andreas Weimann ist in Birmingham beliebt: "Ich gehe mit einem weinenden Auge".
Andreas Weimann wechselt von Aston Villa zu Derby County, wo er sich in den Fokus von Koller schießen will.

Acht Jahre sind im Fußball ein lange Zeit. Andreas Weimann muss mit dem heutigen Tag auf acht Jahre zurückschauen. Zurück, weil er nach so langer Zeit den Klub seines Herzens, der ihm die Chance gegeben hat, in der Premier League Fuß zu fassen, verlassen wird.

Der 23-Jährige verlässt den Aston Villa Football Club in Birmingham und wechselt zu Derby County. Der Zweitligist kauft den Stürmer um eine Ablösesummer von 2,75 Millionen Pfund (3,8 Mio. Euro) aus seinem bis 2016 laufenden Vertrag heraus.

Bei den „Rams“ (Widder) hat Weimann am Donnerstag einen Vierjahresvertrag unterschrieben. „Natürlich geh’ ich nach so langer Zeit mit einem weinenden Auge weg“, sagt Weimann nach 113 Spielen, die er für Aston Villa in der Premier League bestritten hat (17 Tore, zehn Assists). „Aber es überwiegt die Freude. Ich brauche einen Tapetenwechsel. Bei Derby kann ich richtig neu durchstarten.“

Jahrelang gehörte der Wiener bei Aston Villa zum Stammpersonal. Als rechter Flügel oder im Sturm spielte der flinke Weimann nahezu jede Partie. Bis Februar. Bis zum Trainerwechsel von Paul Lambert zu Tim Sherwood, der nicht mehr auf den Österreicher setzte.

Offensive statt Abstiegskampf

Zeit für Veränderung. „Es hat auch zwei, drei Angebote von Klubs aus der Premier League gegeben“, sagt Weimann. Warum er sich dennoch für den Zweitligisten entschieden hat? „Diese Klubs werden in der Premier League auch wieder gegen den Abstieg spielen. Das Ziel von Derby County ist der Aufstieg. Es wird offensiv gespielt werden. Deshalb reizt mich die Aufgabe auch so sehr.“

Im Titelkampf der League Championship ließen sich seine Stärken besser entfalten als im Abstiegskampf der Premier League, wo er seine größte Stärke, den Torabschluss aufgrund der wenigen Torchancen nur schwer unter Beweis stellen konnte.

Die Entscheidung zu Liga zwei und mehr Torchancen für den Stürmer ist auch strategisch in Richtung Nationalteam ausgelegt. „Natürlich ist die EM im nächsten Jahr ein Riesenziel von mir“, betont der 14-fache Teamspieler. „Nachdem ich in den letzten drei Monaten nur ein Mal von Beginn an gespielt habe, war ich zuletzt natürlich zurecht nicht im Team dabei.“ Mit möglichst vielen Toren in Derby will sich Weimann wieder für die Auswahl Marcel Kollers empfehlen.

Neuer Trainer

Bei seinem neuen Klub ist er auch als Stürmer und nicht wie in den letzten Jahren als Flügel eingeplant. Dies habe ihm sein zukünftiger Trainer so versichert. Der 43-jährige Engländer Paul Clement war in den letzten sechs Jahren Assistent der Trainer-Größen Guus Hiddink (Chelsea) und Carlo Ancelotti (Chelsea, Paris, Real Madrid) und erhält in Derby nun erstmals die Chance, sich als Chefcoach zu beweisen. „Ich habe mich letzte Woche mit ihm getroffen“, sagt Weimann. „Er hat mir das Gefühl gegeben, dass er mich unbedingt will.“

Positives Detail für Weimann ist, dass er mit Freundin und Sohn nicht umzuziehen braucht. Die 250.000-Einwohner-Stadt Derby liegt nur etwa 40 Minuten nördlich seines Wohnortes am Stadtrand von Birmingham. Saisonstart in der Championship ist am 8. August.

Andreas Weimann war vor zwei Jahren noch Österreichs einziger Premier-League-Export. Nachdem der Wiener nun in die zweite Liga wechselt, sind es andere Österreicher, die in Englands Top-Liga engagiert sind. Bereits seit 2013 kickt Marko Arnautovic bei Stoke City, wo er bis 2017 unter Vertrag steht.

Der Offensivgeist erhält heuer gleich dreifache Verstärkung aus Österreich in der Liga. Sein ehemaliger Bremer Weggefährte und Teamkollege Sebastian Prödl wechselte vor zwei Wochen ablösefrei zu Aufsteiger Watford. Der Klub aus dem nördlichen Londoner Vorort hat sich die Dienste des Innenverteidigers gleich für fünf Jahre bis 2020 gesichert.

Teamkapitän Christian Fuchs kommt von Schalke auf die Insel. Der linke Verteidiger wird die nächsten drei Jahre bei Leicester City seine Schuhe schnüren.

Ebenfalls aus der Deutschen Bundesliga kommt Kevin Wimmer. Der 22-jährige Innenverteidiger wechselte um eine Ablösesumme von sechs Millionen Euro vom 1. FC Köln zu Tottenham Hotspur nach London.

In der zweiten Liga, der League Championship, ist neben Weimann Atdhe Nuhiu engagiert. Der 1,97 Meter große Angreifer, der mit Weimann einst ein Sturmduo in der Unter-21-Nationalmannschaft bildete, spielt seit zwei Jahren bei Sheffield Wednesday, wo er noch bis 2016 unter Vertrag steht.

Auch in der dritten und vierten Liga sind Österreicher zu finden. In der „League One“ ist Innenverteidiger Georg Margreitter noch ein Jahr an die Wolverhampton Wanderers gebunden, spielt dort aber schon seit längerer Zeit keine Rolle mehr. In der „League Two“ wird Torhüter Robert Olejnik kommende Saison für Exeter City Bälle fangen. Verteidiger Johannes Ertl ist nach wie vor bei Portsmouth engagiert.

Profis sind sie alle.

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