Sturm-Tief: Als ein Ex-Meister vom Himmel fiel

Ratloser Sturm-Coach Darko Milanic: "Wir spielen ohne System, ohne Geduld."
Nach der Pleite gegen Wolfsberg hatten die Fans genug. Der Grazer Misserfolg hat viele Väter.

1:4 gegen biedere Wolfsberger. Da hatten die Sturm-Fans endgültig genug. Zumindest diejenigen, die noch da waren. 6400 Fans besuchten am Samstag die UPC-Arena, der Rest hatte ihr Liebkind abgeschrieben.

Tabellenplatz acht, das Ziel heißt (nicht ganz plötzlich) Klassenerhalt, längst nicht mehr Europacup. Doch wer steckt hinter dem freien Fall des Meisters von 2011?

In erster Linie die Klubführung, die Sturm nicht nur ins sportliche Niemandsland, sondern auch in die Pleite geführt hat. Bekommt man von der (ebenso derzeit finanzschwachen) Stadt Graz kein Geld, muss der Klub berechtigt um die Lizenz bangen. Frank Stronach kehrte Österreich und damit auch der Steiermark den Rücken. Der Mäzen rettete Sturm mehrmals. Der damalige Finanzreferent warf vor dem ersten Hilfspaket des Milliardärs sogar aufgrund der Aussichtslosigkeit das Handtuch. Er heißt Christian Jauk – und ist heute Präsident.

Führungsschwächen

Der Bankier ist seit Jänner 2012 Sturm-Chef. Freilich, der Meistererfolg der Saison 2010/2011 verdeckte einige Probleme, die der Verein damals schon hatte. Aber seit Jauk an der Spitze ist, wurden fünf Geschäftsführer in 1,5 Jahren verbraucht. Das kostet Geld. Der heutige General-Manager Gerhard Goldbrich beweist wenig G’spür. Während gefeuerte Trainer wie Peter Hyballa auf Sturm-Kosten die nettesten Spaziergänge tätigen, wird der neue Coach Darko Milanic mit einem Dreijahres-Vertrag ausgestattet. Selbstredend, dass der Trainer nicht beurlaubt werden kann, wenn kein Geld für einen neuen da ist.

Sturm-Tief: Als ein Ex-Meister vom Himmel fiel
APA17260798 - 01032014 - GRAZ - ÖSTERREICH: Robert Beric (Sturm) während der Tipp3- Bundesliga- Begegnung zwischen SK Puntigamer Sturm Graz und RZ Pellets WAC am Samstag, 01. März 2014, in Graz. APA-FOTO: ERWIN SCHERIAU
Milanic ist gescheitert und gibt das auch zu ("Wir spielen ohne System, ohne Geduld"). Vor allem hat er die Mannschaft verloren, noch mehr, als es Peter Hyballa, dem man stets mangelnde soziale Kompetenz vorgeworfen hatte, jemals tat. Jedoch wurde der Deutsche vor einem Jahr seines Amtes entbunden, als Sturm Vierter war, Milanic ist Achter.

Keine Frage, blickt man auf die Postings von Sturm-Fans, sollte Milanic Geschichte sein. Neben der sportlichen Pleite ist dem Slowenen auch der Fehlgriff mit der Verpflichtung seines millionenschweren Landsmannes Robert Beric vorzuwerfen.

Problemkinder

Es wäre einfach, zu sagen, der Kader sei nicht besser als es der Tabellenplatz vermuten lässt. Allerdings: Viel besser ist er auch nicht. Daniel Beichler bekam in den vergangenen Jahren vor der Sturm-Rückkehr nur in Ried einige Einsatzminuten, Anel Hadzic ist zweifelsohne ein guter Fußballer, war aber schon in Ried ein Problemkind. Nikola Vujadinovic hat oft den Kopf dort, wo er hingehört, ist aber so ziemlich der langsamste Innenverteidiger der Bundesliga. Eigenbau-Spieler wie Christian Klem und Florian Kainz spielen konstant am gleichen Level. Weiterentwickelt hat sich das hoffnungsvolle Duo nicht. Und von Christian Gratzei und Manuel Weber hört man dann, wenn Medien von ihrem unliebsamen Reservisten-Dasein berichten.

Initiativen

Währenddessen vergaß die Klubführung auf Spieler, die problemlos und billiger als Beric zu haben gewesen wären – etwa Neo-Teamstürmer Philipp Zulechner.

Dem Verein fehlt seit Jahren der Weitblick. Und der Sturm-Fan fragt sich, wann es endlich Neuwahlen des Vorstandes gibt. Zurück zum Start. In Graz hat sich bereits eine Initiative gebildet. Ihr Name: "Wir wollen Franco Foda zurück."

Bilder vom Bundesliga-Wochenende

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