Adi Hütter: "Ich bleibe meiner Linie treu"

Auf Salzburg-Coach Adi Hütter wartet viel Arbeit. Nach drei Niederlagen in Serie steht auch er unter Zugzwang.
Nach drei Niederlagen in Serie steckt Salzburg in der Krise. Der neue Trainer ist erstmals gefordert.

Drei Niederlagen in Serie sind natürlich noch nicht der Weltuntergang. Aber wenn das so selten passiert wie im Fall von Salzburg, dann gibt das schon Anlass zum Nachhaken. Nach dem 0:3 in Malmö und dem 2:3 gegen Sturm verlor der Meister am Sonntag auch den Bundesliga-Hit in Klagenfurt gegen Wolfsberg.

Zuletzt passierte das dem Titelverteidiger im November 2011: Unter Trainer Ricardo Moniz unterlagen die Salzburger in Folge gegen Bilbao (0:1), Mattersburg (0:3) und Rapid (2:4). Trotzdem wurde man Meister.

Diese Saison ist Salzburg vorerst einmal die Tabellenführung los – und das erstmals nach 43 Runden an der Spitze. Dort thront nun der WAC – und das erstmals in der Bundesliga-Geschichte.

Fehlendes Erfolgserlebnis

Um dort hinzukommen, reichten den Kärntnern die einfachsten Mittel: Organisation, Einsatz, Laufbereitschaft. "Ja, das stimmt", meinte Salzburg-Trainer Adi Hütter. Dessen Rezept dagegen: "Wir müssen uns selbst aus dem Dreck ziehen und brauchen ein Erfolgserlebnis."

Ist Salzburgs Niederlagenserie nur unglücklicher Zufall oder steckt mehr dahinter?

Ein Grund ist sicher das Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation. Für einige Spieler ist offenbar eine sportliche Welt zusammengebrochen, das Verfehlen des größten sportlichen Ziels wurde noch immer nicht verarbeitet. Dafür hat jedenfalls ihr Trainer kein Verständnis mehr: "Das ist jetzt über zwei Wochen her. Irgendwann muss es vorbei sein, da muss ein Profi drüber kommen."

Alles nur auf die Blamage von Malmö zu schieben, wäre zu einfach. Salzburg hat ein Strukturproblem, die Gegner haben mittlerweile ein Mittel gefunden wie man das Offensivpressing lahmlegt. "Ich habe gewusst, wenn die defensive Organisation stimmt, dann haben wir eine Chance", sagte WAC-Trainer Dietmar Kühbauer.

Kärntner Erfolgsschlüssel

Seine Spieler haben den Matchplan perfekt umgesetzt. Ohne selbst Fußball zu spielen, wurde gewonnen. "Salzburg ist fußballerisch die beste Mannschaft Österreichs. Mitspielen können wir da nicht. Wir haben sehr gut verteidigt und fast nichts zugelassen", kannte Kühbauer den Schlüssel zum Erfolg.

Salzburg hat sich aber auch schon gegen ähnlich extrem defensiv eingestellte Mannschaften durchgesetzt. Doch momentan fehlt das Tempo im Spiel und besonders die Unberechenbarkeit. Die verkörperte besonders einer: Sadio Mane.

Der Senegalese war jener Spieler, der in Spielen gegen defensive Gegner oft den Unterschied machte. Nun ist er nicht mehr da. Einen adäquaten Ersatz gibt es keinen. "Er hat in 87 Spielen 45 Tore erzielt und 32 vorbereitet. Wir haben den Spieler nicht mehr. Aber Marcel Sabitzer hat seine Sache sehr gut gemacht."

Das stimmt, Sabitzer war noch der beste Salzburger. Der Teamspieler ist allerdings ein ganz anderer Spielertyp als der Senegalese.

Am Sonntag spielte Salzburg eine Hälfte in Überzahl. Wirklich Druck konnte aber erst in den letzten Minuten erzeugt werden als der WAC müde wurde. Dass seine Mannschaft in Unterzahl so wenige Probleme bekommen hat, wunderte Kühbauer nicht: „Wir haben die Linien nicht verloren, sondern nur einen Stürmer.“

Kein Führungsspieler

In Klagenfurt zeigte sich auch wieder ein Strukturproblem in der Salzburger Mannschaft, welches sich immer dann zeigt, wenn man in Rückstand gerät: Es fehlt immer dann ein routinierter Führungsspieler, der solche Situationen gewohnt ist und weiß, wie man reagieren muss. So einen scheint Sportchef Ralf Rangnick nicht zu benötigen, sonst hätte er so einen Spielertyp in mittlerweile fünf Transferperioden verpflichtet.

Dieser wird auch weiterhin nicht zur Verfügung stehen. Trotzdem wird Salzburg bald wieder gewinnen müssen, sonst wird noch mehr in Frage gestellt werden als das sowieso schon getan wird.

Dass die Salzburger an ihrer Spielweise etwas ändern, davon ist allerdings nicht auszugehen. Das können sie mit ihrem Spielermaterial wohl auch nicht. Auch Hütter kündigte folgendes an: „Ich bleibe meiner Linie treu.“

Am Donnerstag geht es für Salzburg weiter. In der Europa League gastiert Celtic Glasgow in einer wohl halbleeren Red-Bull-Arena. Die Schotten sind ein Gegner, den Salzburg bei den eigenen Ansprüchen besiegen muss, aber sie sind auch ein Gegner, der genau jenen Fußball-Stil praktiziert, der Salzburg eigentlich so gar nicht liegt.

Nicht nur für die Mannschaft ist das erste Europa-League-Gruppenspiel eine echte Bewährungsprobe, sondern auch für Hütter. Eine weitere Niederlage würde seine Position sicher noch mehr schwächen.

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