Gorgon und Kainz: Zwei Flügel im Aufwind

Gorgon und Kainz: Zwei Flügel im Aufwind
Austrias Alexander Gorgon und Rapids Florian Kainz – zwei Flügelstürmer haben Großes vor.

Die Parallelen sind auffällig. Den einen zieht es im Sommer nach Deutschland, der andere wäre schon im Jänner beinahe in der Bundesliga gelandet. Beide spielen am Flügel und stehen stets im Zentrum der Pläne ihrer Trainer. Beide sind technisch stark, aber auch in der Defensive fleißig. Von beiden sind keine Skandale bekannt, eine eigene Meinung leisten sie sich aber sehr wohl.

Und: in der aktuellen Saison wurden sowohl Alexander Gorgon als auch Florian Kainz zu den Top-Scorern ihrer Vereine.

Das 316. Wiener Derby wird auch im Duell des 27-jährigen Austria-Kapitäns mit dem 23-jährigen Rapid-Aufsteiger entschieden.

Der KURIER stellt die beiden Schlüsselfiguren mit Porträts vor.

Alexander Gorgon: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Gorgon und Kainz: Zwei Flügel im Aufwind
ABD0150_20150812 - WIEN - ÖSTERREICH: Alexander Gorgon (Austria) jubelt über das Tor zum 3:1 am Mittwoch, 12. August 2015, während der tipico-Bundesliga-Begegnung zwischen FK Austria Wien und SK Rapid Wien in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Er hat sich mit der Situation abgefunden. Im Winter gelang ihm der Sprung ins Ausland nicht, daher wird er im Sommer einen neuen Anlauf nehmen. In der Zwischenzeit genießt er das Frühjahr mit "seiner" Austria und möchte Erfolge feiern.

Alexander Gorgon hat den Cupsieg im Visier. "So weit ist das ja jetzt nicht mehr entfernt." Und auch in der Meisterschaft möchte er mit den Veilchen eine Blütezeit erleben. "Es ist alles offen. Wichtig ist, dass wir zumindest Dritter werden. Dann weiß ich im Falle meines Wechsels, dass meine Jungs eine Chance auf die Europa League haben."

Gorgon ist in Wien-Favoriten ein ständiges Gesprächsthema. Einerseits, weil er mit ausländischen Klubs in Verbindung gebracht wird, andererseits, weil er heuer schon bei zwölf Toren hält. Als Flankenspieler. "Ich bin vielleicht nicht torgefährlicher als früher. Aber ich war oft verletzt und hatte daher keinen Rhythmus. Die Spielpraxis ist für mich besonders wichtig."

Im Fokus

Das Theater um einen möglichen Wechsel sieht er gelassen. "Es gehört zum Geschäft dazu. Sicherlich ist es ab und zu mühsam, wenn man ständig gefragt wird, es aber keine Antworten gibt. Aber es ist nie schlecht, wenn viel über dich geredet wird." Im Jänner lag kein konkretes Angebot vor. "Ich habe nicht spekuliert oder alles auf eine Karte gesetzt. Ich habe mich immer zur Austria hingezogen gefühlt." Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

"Im Sommer ist es wieder möglich." Noch umso mehr, da Gorgon ohne Ablöse zu haben ist. Von Sportdirektor Wohlfahrt hat er die Zusage, jederzeit bei der Austria willkommen zu sein. "Es ist herrlich, dass mir kein Druck gemacht wird. Schön zu wissen, dass die Tür für mich offen ist." Doch mit 27 möchte er den Sprung ins Ausland wagen, bevor es zu spät ist. "Es geht darum, diese Erfahrung zu machen."

Und natürlich auch um das Finanzielle. Es ist wohl Gorgons letzte Chance auf einen wirklich lukrativen Vertrag. Dafür haben sogar die Verantwortlichen der Austria Verständnis. "Wenn ich gehe, dann wird mein Abschied sicher sentimental."

Nebenrolle

Wenig Sentimentalität, vielmehr Realismus verspürt Gorgon bei einem anderen Thema: "Ich finde es sehr schade, dass ich bisher im Team noch nicht berücksichtigt wurde. Doch bei dem Kader ist es auch schwierig, eine Rolle zu spielen." Mit einer EM-Teilnahme spekuliert er nicht. "Dafür gibt’s keinen Grund."

Viel mehr Freude bereitet ihm da der Gedanke an das kommende Derby. "Ein Derby ist immer brisant. Aber dieses ist vielleicht aufgrund der Konstellation brisanter. Weil der Zweite auf den Dritten trifft, beide Teams gleichauf sind. Und beide Teams können sich keine Niederlage leisten." Taktisches Geplänkel oder offener Schlagabtausch? "Nach den ersten Minuten wird man sehen, in welche Richtung es geht."

Florian Kainz: Der Vorzugsschüler will noch mehr

Gorgon und Kainz: Zwei Flügel im Aufwind
ABD0144_20150923 - WIEN - ÖSTERREICH: Florian Kainz (Rapid) während der ÖFB-Samsung-Cup Begegnung, 2. Runde, zwischen SKU Amstetten und SK Rapid Wien am Mittwoch, 23. September 2015, in Amstetten. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER
Früher, als Rapid noch seine Besten verkaufen musste, um die Lizenz zum Weiterspielen zu bekommen, wäre dieser Text ein Rückblick auf die Zeit von Florian Kainz im grünen Dress geworden. Dann wäre der 23-jährige Steirer nicht der Hoffnungsträger der Rapidler im heutigen Wiener Derby, sondern ein Legionär bei Gladbach.

Doch Sportdirektor Müller verweigerte im Jänner die Freigabe und wird auch nach dieser Saison Millionen für den linken Flügel mit Vertrag bis Sommer 2017 verlangen. "’Was wäre wenn’ gibt es für mich nicht", beteuert Kainz und legt Wert auf die Feststellung: "Es gibt keinen Grund für mich, sauer zu sein."

Florian Kainz ist so etwas wie der Vorzugsschüler bei Rapid. Ebenso ehrgeizig wie talentiert, wohlerzogen und überlegt im Auftreten. Selbst an schwächeren Tagen wie beim Cup-Aus gegen die Admira ist zumindest das unbändige Bemühen zu spüren. "Flo kann man nie einen Vorwurf machen, weil er ein wahnsinniges Programm abspult und immer auf Betriebstemperatur ist", sagt Müller.

Verpflichtet wurde der Eigenbauspieler von Sturm im Juli 2014, nach der 1:6-Auftaktschlappe in Salzburg, um die heute lachhaft erscheinende fixe Ablöse von 300.000 Euro. In jedem Halbjahr gab es eine Steigerung, im Herbst fünf Tore und elf Assists in 19 Liga-Einsätzen.

Neben der ohnehin guten Technik verbesserte der einfache Teamspieler seine körperlichen sowie die Scorer-Werte. "Ich will mich immer weiter steigern. Wenn man so in der Transferauslage wie ich gestanden ist, erwarten das auch alle."

Aktuell wirkt Kainz etwas übermotiviert. "Druck haben wir bei Rapid immer. Und ich mache mir auch selbst Druck." Trainer Zoran Barisic fordert: "Wieder einfacher spielen!"

Derby-Ausblick

Der Derby-Ausblick von Kainz klingt realistisch: "Wir haben im Frühjahr noch nicht 100 Prozent abgerufen. Im Derby gibt es aber eigene Gesetze, da kommt es ohnehin kaum auf die Form an."

Ein Sieg wäre für die großen Ziele des Blondschopfs jedenfalls hilfreich: "Ich wünsche mir mit Rapid den Titel. Ich kenne dieses Gefühl von Sturm, das möchte ich hier auch erleben. Außerdem will ich im Europacup noch einmal aufsteigen und mit dem Team nach Frankreich fahren." Und dann, nach der EM, geht’s zu Gladbach? "Ich denke weder an mögliche Angebote, noch an eine bestimmte Liga. Weil ich nicht mehr drei, vier Jahre voraus schaue, sondern nur ein Halbjahr. Sonst kommt eh alles anders, als man glaubt."

Alexander Gorgon kam schon als Sechsjähriger zur Austria und könnte im Sommer den ersten Transfer tätigen. Der 27-Jährige hat polnische Wurzeln und machte für die Wiener SPÖ Wahlwerbung.

Florian Kainz kam als Siebenjähriger zu Sturm und wechselte 2014 zu Rapid. Der 2014 an Krebs verstorbene Trainer Helmut Kronjäger war dem 23-Jährigen ein Freund.

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