Ungarn: Kontrollierte Defensive, dominanter Kapitän

Österreichs Ziel: Balazs Dzsudzsak (re.) aus der Balance bringen
Was die Österreicher am Dienstag erwartet. Dzsudzsak ist jener Mann, dem man keinen Raum lassen darf.

Aller Anfang ist schwer. Warum sollte es also am Dienstag in Bordeaux anders sein, wenn Österreich gegen Ungarn in die EURO startet? Das Team von Marcel Koller geht als leichter Favorit in die Partie. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Einschätzung und Behauptung, wonach die Ungarn das schwächste Team des Turniers in Frankreich seien, war mehrfach zu hören im Vorfeld der EURO. Jedoch noch nie aus dem Lager des österreichischen Teams.

Einschätzung

Kollers Schützlinge werden den Gegner in keiner Weise unterschätzen. Selbst wenn sie nicht über Stärken und Schwächen des längst analysierten Gegners sprechen:

Sie wissen, ...

... dass die Ungarn gekonnt kompakt verteidigen, indem sie gerne im Mittelfeld versuchen, Pressing auf den Gegner auszuüben und nach Ballgewinn über ihre schnellen Flügel gefährlich zu kontern. Da wird es für die Österreicher wichtig sein, nach Ballverlust augenblicklich umzuschalten und ins Gegenpressing zu gehen. Genau das bemängelte Marcel Koller im März nach dem Spiel gegen die Albaner in Wien, als beim 2:1-Sieg mitunter auch beim Gegentor genau das vermisst wurde.

... dass sich die Ungarn auch gekonnt vor dem eigenen Strafraum aufstellen können. Im Test gegen Deutschland vor neun Tagen taten sie dies meist zu sechst, indem sich die beiden offensiven Flügel auf die Positionen der Außenverteidiger zurückzogen und die Viererkette enger zusammenrückte. Dazu verstärken zwei defensive Mittelfeldspieler vor der Abwehr das Zentrum. Um durch diesen Abwehrwall zu kommen, werden ein sauberes Passspiel und viel Bewegung nötig sein. Und Spieler, die Bälle behaupten, Gegenspieler binden und Löcher in die Abwehr reißen können. Die Spezialität von Marko Arnautovic.

... dass die Ungarn ihre Gegner aber auch ab und an vom Abstoß weg zustellen und damit zu hohen Bällen zwingen. Nicht das Spiel der Österreicher, die sich davon nicht beeindrucken lassen, sondern dennoch ihr Spiel durchziehen sollten. "Wir müssen mutig sein und Mut zum Risiko haben", meinte am Sonntag Zlatko Junuzovic.

... dass die Ungarn keine Mannschaft sind, die lange Bälle nach vorne spielt. "Sie werden sich trauen, Fußball zu spielen", weiß Junuzovic über den Gegner, der einen gepflegten Spielaufbau bevorzugt und vielleicht auch deshalb verwundbar ist, wenn es den Österreichern gelingt, ihr Angriffspressing wie in der Qualifikation umzusetzen. Da kommt die Rolle von Österreichs Mittelstürmer zum Tragen, der als erster attackiert. Wer auch immer spielt, er muss sehr fit sein.

... dassdie Ungarn individuell starke Kicker haben. Allen voran Kapitän Balazs Dzsudzsak, der mit seinem starken linken Fuß auf dem rechten Flügel agiert, gerne ins Zentrum dribbelt und bei Standardsituationen Gefahr ausstrahlt. Im Sturm-Zentrum agiert Adam Szalai, den Julian Baumgartlinger als "Schlitzohr" bezeichnet. Die beiden spielten einst in Mainz zusammen. Der Mann der Zukunft ist Adam Nagy im defensiven Mittelfeld. Der 20-Jährige von Ferencvaros ist bereits gesetzt.

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