Die Volleyballer schlugen ein neues Erfolgskapitel auf

Alexander Berger (re.) ist einer der Leistungsträger im Nationalteam.
Österreich steht erstmals im Final Four der European League. Der Aufschwung ist alles andere als Zufall.

"Der größte Erfolg in der Geschichte!" "Das beste Nationalteam, das wir je hatten!" "Unglaublich, wie die im Moment spielen!"

Peter Kleinmann war fast nicht mehr zu halten. Mehr als ein halbes Jahrhundert hat der Wiener nun schon in allen erdenklichen Positionen im heimischen Volleyball die Hände im Spiel, aber so ins Schwärmen ist er nur selten geraten. "Wir können sehr stolz auf dieses Team sein", frohlockte der Verbandschef nach dem 3:0-Sieg gegen Luxemburg, mit dem sich Österreichs Herren erstmals für das Final Four der European League qualifizieren konnten. Sollte die Truppe von Michael Warm beim Turnier in Varna (1. und 2. Juli) gegen Bulgarien, Estland und Mazedonien die Erfolgsserie fortsetzen, winkt sogar die Teilnahme an der World League, in der sich die Hautevolee des internationalen Volleyballsports misst.

Steiler Aufstieg

Es war im Jahr 2011, als Österreich bei der Heim-EM ohne Satzgewinn in der Vorrunde ausschied. Fünf Jahre später hat das Team auf dem Weg ins Final Four zwölf der 16 Partien gewonnen und zudem die zweite EM-Qualifikationsrunde erreicht.

Aber warum schlägt sich die österreichische Nationalmannschaft so gut? Wieso gelingt es den Österreichern immer öfter, prominente Konkurrenten abzuservieren?

Der Erfahrungsschatz Die Heim-EM vor fünf Jahren war der Startschuss für eine neue Generation, die seither behutsam aufgebaut wurde. Mittlerweile verfügen die Österreicher über einen großen Erfahrungsschatz. Das macht sich vor allem in engen Partien positiv bemerkbar.

Die Legionäre 2011 stand nur ein Legionär im Aufgebot. Inzwischen sind die meisten Teamspieler im Ausland am Ball. Aber nicht etwa als Ergänzungsspieler, sondern als Leithammel. "Alexander Berger ist zu einem europäischen Topspieler gereift", lobt Trainer Warm den Außenangreifer, der von Italiens Vizemeister Perugia engagiert wurde. Peter Wohlfahrtstätter zieht es nach Polen, ins Land des Weltmeisters; Thomas Zass heuert bei Cannes an. Dazu gibt es weitere Legionäre in Italien, Belgien und Polen.

Das Selbstvertrauen Zittrige Hände und weiche Knie? Das war einmal. Mit den Erfolgen bekamen die Österreicher auch ein ruhiges Händchen, sie agieren mittlerweile äußerst selbstsicher. "Die Spieler haben gemerkt, dass sie einen Schritt gemacht haben und auf einem neuen Level spielen. Das gibt ihnen Selbstvertrauen", sagt Warm.

Das Spielverständnis So mancher Teamchef aus anderen Sportarten wird Michael Warm beneiden: Fast drei Monate hat der Deutsche die Spieler in diesem Jahr um sich. Das blinde Verständnis und einstudierte Spielzüge sind das Resultat der intensiven Zusammenarbeit.

Der Teamchef Im Nationalteam wird auf Kontinuität gesetzt. Michael Warm ist schon seit 2010 Teamchef und hatte die Zeit und das Vertrauen, um eine neue schlagkräftige Mannschaft zu entwickeln.

Der Erfolgshunger Die Fortschritte machen den Österreichern Lust auf mehr. Auch die Ansprüche sind gestiegen: Als neues Ziel wurde die direkte Qualifikation für die EM 2019 ausgerufen. "Wenn wir’s früher schaffen sollten, hätte auch niemand etwas dagegen", sagt Coach Warm.

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