"Da schaust aus wie ein Cornetto"

"Da schaust aus wie ein Cornetto"
100 Bodybuilder treten in St. Pölten zur Internationalen Öster­reichischen Meisterschaft an.

Was mir von der Stange bei Schulter und Arm passt, ist normalerweise für Leute mit 140 Kilo geschnitten." Wolfgang Schober aus Statzendorf unweit von St. Pölten hat ein Dress­code-Problem. Wie er’s auch anstellt, zumeist landet er in der teuren Maß-Fraktion. "Ich hab’ immer schon ein Sixpack gehabt. Mit 122 Brust und 80er-Taille – da schaust halt aus wie ein Cornetto."

Schober hat nicht etwa eine Wachstumsstörung, sondern vielmehr seinen Körper bühnenreif muskulär ausgebaut. Der 52-Jäh­rige ist regierender Bodybuilding-Weltmeister der Altersklasse 50 bis 59.

"Viele Leute glauben, sie können sich irgendwelche Mittel reindreschen und werden dann gleich Mister Universum", weiß er. Mitnichten: "Ich bin seit 1983 auf der Bühne. Da hab’ ich welche aufsteigen sehen wie eine Rakete und ein, zwei Jahre später wie einen Komet verglühen."

Natürlich nehme man "spezielle Ernährung in der Wettkampf­phase" zu sich, mit hohem Eiweißanteil und null Fett sowie auch "Zusatzpräparate" mit Mineralstoffen und Vitaminen. Huhn, Fisch, Reis, Erdäpfel und Obst sind Basisnahrung und "an ein Bratl darfst nicht einmal denken". Aber, doziert Schober, "wie immer im Spitzensport, sitzt der Kopf überm Körper". Soll heißen: "Die Nummer eins ist das Hirn, der Kopf ist entscheidend und der Körper vollzieht nur das, was ihm der Kopf vorgibt."

Klischee

"Da schaust aus wie ein Cornetto"

Diesbezüglich kämpft das prägnante Mannsbild gegen das ewige Klischee vom IQ-schwachen Muskelmann wie weiland Don Quichote gegen Windmühlen. "Das ist genauso wie das Klischee, dass eine blonde Frau dumm sein muss. Mir geht es am Nerv, aber das kriegst nicht raus." Dabei ist Schober geradezu das lebende Beispiel eines mächtigen Athleten, der es auch intellektuell ganz nach oben geschafft hat.

Er ist Brigadier beim Bundesheer mit Dienstort Minister-Kabinett, hat in Rekordzeit sein Publizistik-Studium abgespult, über die Me­dienarbeit der NATO während des Kosovo-Krieges dissertiert und schon vier militärwissenschaft­liche Bücher verfasst, zwei davon in Englisch. "Nur Sport alleine war mir immer schon zu wenig."

Bodybuilding ist für den figur­betonten Brigadier "mein Jungbrunnen". Täglich stählt er sich 60 bis 70 Minuten in der Kraftkammer und setzt Ausdauertraining wie etwa Radfahren drauf. Mittlerweile hat er auch Sohn Harald infiziert, der ist bereits Vize-Europameister, und Ehefrau Silvia begleitet Schober senior zu jeder Muskelshow.

In St. Pölten, wo sich am Samstag 100 Bodybuilder aus acht Nationen bei der Internationalen Öster­reichischen Meisterschaft der IFBB Austria messen, ist der grau-melierte Weltmeister nur als Veranstalter dabei. Er geht es "langsam ruhiger" an. "Ich nehm’ mir jetzt einfach Zeit für die Familie."

Muskelschau: Dopingtests sind möglich

Bei der Internationalen Österreichischen Bodybuilding-Meisterschaft am Samstag im VAZ St. Pölten (ab 10 Uhr, Finale um 17 Uhr) treten 100 Athleten aus acht Nationen an – ein Rekord. Premiere hat die "Bikini-Klasse" mit 30 Damen. Veranstalter IFBB unterwirft sich Dopingkontrollen, Checks daher möglich.

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