Friaul entdeckt österreichische Traditionen wieder

Friaul entdeckt österreichische Traditionen wieder
Das Interesse für die gemeinsamen habsburgischen Wurzeln ist stark wie lange nicht mehr.

Die Gedenkfeier anlässlich des 100. Jubiläums seit Beginn des Ersten Weltkriegs bewegen immer mehr Friauler, ihre enge Beziehung zu Österreich wiederzuentdecken. Das Interesse für die gemeinsamen habsburgischen Wurzeln ist in Friaul stark wie seit Jahren nicht mehr.

Die "Bisiacaria" unweit von Triest ist die Gegend, wo der friaulische Starschriftsteller Claudio Magris lebt. Dabei handelt es sich um das Gebiet der Provinz Görz, das zwischen dem Karst und der Adria eingeschlossen ist und im Osten und im Westen von den Flüssen Timavo und Isonzo begrenzt wird.

Das Hinterland der Hafenstadt Monfalcone war zuletzt einer der Schauplätze von Magris' Romans "Blindlings". Turriaco, Ronchi dei Legionari, San Canzian d'Isonzo sind das Herz Bisiacarias. Von hier aus zogen tausende Soldaten in den Ersten Weltkrieg, allerdings nicht auf italienischer Seite, sondern für das habsburgische Heer, denn diese Gegend gehörte zur österreichisch-ungarischen Monarchie.

Habsburger Vergangenheit

Die Beziehung zur habsburgischen Vergangenheit ist in dieser Ecke Friauls besonders stark. So ist hier die Trachtengruppe "Costumi Tradizionali Bisiachi" entstanden, die die Traditionen und den friaulischen Dialekt "Bisiac" belebt und in diesem Raum verschiedene kulturelle und folkloristische Aktivitäten fördert. Seit einigen Jahren befasst sich ein Chor des Vereins mit der Wiederentdeckung von Soldatenliedern friaulischer Militärs, die im Ersten Weltkrieg in die habsburgische Armee einrückten. Einige von ihnen sind der beliebten Kaiserin Maria Theresia gewidmet.

"Viele Lieder friaulischer Soldaten, die für Österreich im Ersten Weltkrieg gekämpft haben, waren in Vergessenheit geraten, auch weil Friaul später zu Italien wechselte. Wir haben begonnen, diese Lieder wiederzuentdecken und sie wieder zu singen. Sie sind Ausdruck unserer Volksseele, aus diesen Lieder kann man vieles über das Leid und den schwierigen Alltag unserer Soldaten im Ersten Weltkrieg erfahren", sagt Caterina Chittaro, Präsidentin des Verbands "Costumi Tradizionali Bisiachi".

Geburtstag des Kaisers

Nicht nur im Gesang drücken die Friauler ihre enge Beziehung zu Österreich aus. Jedes Jahr wird in der friaulischen Ortschaft Cormons rund um den 18. August der Geburtstag von Kaiser Franz Joseph gefeiert. Nostalgiker der Habsburger-Monarchie, Intellektuelle, Lokalpolitiker und Besucher versammeln sich im Ort, wo das Fest "dell'Imperatore" zu einer touristischen Attraktion geworden ist.

Fahnen mit dem Doppeladler, Franz-Joseph-Gemälde und alles, was an k.u.k. erinnert, schmücken während der Tage rund um den Geburtstag des Kaisers die Ortschaft, die als Treffpunkt deutschsprachiger, slawischer und italienischer Kultur gilt. Folkloristische Gruppen aus Kärnten, Salzburg, Ungarn, Kroatien, Polen, Tschechien, Slowenien und der Slowakei nehmen teil. Das "Kaiserfest", das 1974 als einfaches Nostalgikertreffen begonnen hatte, ist inzwischen eine Attraktion für zahlreiche Besucher, die in Friaul ihren Urlaub verbringen.

Touristen und Friauler pilgern gern auch zum österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhof in Fogliano Redipuglia bei Görz, den Papst Franziskus am Samstag besucht hat. Hier befinden sich die Überreste von 14.550 Soldaten aus allen Ländern der Donaumonarchie. "Das Interesse an der Tragödie, die sich hier abgespielt hat, ist in den Menschen besonders lebendig und vereint Italiener und Österreicher", berichtet Franco Visintin, Gründer des Verbands "Friedenswege". Der Förderverein setzt sich für den Schutz und die Verwertung der vielen Orte, Mahnmale, Museen und anderen Erinnerungsstätten an den Ersten Weltkrieg im Karstgebiet ein. Visintins Verein kümmert sich unter anderem auch um die Grabpflege.

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