Ukraine: Timoschenko im Hungerstreik

Die inhaftierte und ernsthaft erkrankte ukrainische Oppositionelle befindet sich laut ihrem Anwalt im Hungerstreik - aus Protest.

Die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin und ehemalige Ministerpräsidentin Julia Timoschenko ist nach Angaben ihres Anwalts am 20. April in einen Hungerstreik getreten: Timoschenko habe seither keine Nahrung mehr zu sich genommen, sagte ihr Anwalt Sergej Vlasenko der russischen Nachrichtenagentur Interfax - die Verlautbarung fand vor jenem Gefängnis in Charkow statt, in dem die Ex-Politikerin inhaftiert ist.

Timoschenko war im vergangenen Oktober wegen Amtsmissbrauchs in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Grund war ein 2009 mit Russland geschlossenes Gasgeschäft mit Russland. Die Europäische Union hatte die Inhaftierung der 51-Jährigen, die bei der Präsidentschaftswahl 2010 gegen ihren Erzrivalen Viktor Janukowitsch unterlag, als politisch motiviert kritisiert.

Zweite Verhandlung läuft

Seit ihrer Verlegung in das Frauengefängnis von Charkow kam es – vermehrt seit Beginn des Jahres - zu öffentlichen Auseinandersetzungen über den Gesundheitszustand von Timoschenko. Ihre Tochter Jewgenia erklärte, ihre Mutter müsse wegen eines schweren Bandscheibenvorfalls operiert werden; eine angemessene medizinische Versorgung in Haft werde ihr aber von den Behörden vorenthalten.

Im Februar und April untersuchten kanadische und deutsche Ärzte die Ex-Politikerin; man sprach danach von einer "ernsthaften Erkrankung". Auch sei Timoschenko bedingt durch ihre Krankheit aktuell nicht verhandlungsfähig. Im März 2012 forderte die noch immer inhaftierte Timoschenko, dass sie in der Charité in Berlin behandelt werde. Eine Behandlung durch ukrainische Ärzte in der Haft lehnte sie ab.

Im April begann ein weiterer Strafprozess gegen Timoschenko – darin wird ihr Steuerhinterziehung und Veruntreuung vorgeworfen. Bisher blieb sie der Verhandlung aufgrund ihrer Erkrankung fern.

 

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