Nordsee: Öl-Sprudel "unter Kontrolle"

Nordsee: Öl-Sprudel "unter Kontrolle"
Vermutlich sind laut Shell bereits 216 Tonnen Öl aus dem Leck der Ölbohrplattform ausgetreten. Zudem wurde ein zweites Leck entdeckt.

Die beschädigte Ölbohrplattform in der Nordsee spuckt vor der Küste Schottlands weiterhin große Mengen Öl ins Meer. Außerdem ist noch ein zweites Leck entdeckt worden. Es sei schwer, das Ausmaß zu schätzen, aber bisher seien vermutlich 216 Tonnen ausgetreten, teilte der britisch-niederländische Ölkonzern Shell mit. Das erste Leck sei unter Kontrolle, man arbeite daran, es zu schließen. Das genaue Stelle des zweiten Lecks wurde noch gar nicht gefunden.

Insgesamt sei rund eine Tonne Öl an die Meeresoberfläche gelangt. Zum Vergleich: Nach dem Untergang der von BP geleasten Ölplattform "Deepwater Horizon" im April 2010 waren 780 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexiko gelaufen. 216 Tonnen sind rund 206 700 Liter.

Ein Leck, das an einer Verbindungsstelle zwischen der Plattform und einer Leitung liegt, soll am Mittwoch entdeckt worden sein. Trotz Forderungen von Umweltschützern hatte Shell zunächst nicht beziffert, wie viel Öl austritt. Der Konzern hatte am Sonntag mitgeteilt, auf dem Wasser treibe eine 31 Kilometer lange Ölschicht mit einer maximalen Breite von 4,3 Kilometern. "Wir gehen davon aus, dass das Öl auf natürliche Weise durch die Wellenaktivitäten aufgelöst wird und keinen Strand erreichen wird", erklärte der größte Ölkonzern Europas.

Die Plattform "Gannet Alpha" liegt rund 180 Kilometer östlich von Aberdeen. Das Personal auf der Plattform sei sicher und arbeite wie gewohnt weiter. Doch das Öl ist im Wasser auch dann eine Gefahr für Meerestiere und Vögel, wenn es nicht an Land gespült wird.

Greenpeace erzürnt

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Es gebe einen "besorgniserregenden Mangel an Transparenz von Shell", kritisierte Ben Ayliffe von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. "Shell brauchte nach Beginn des Austritts zwei Tage, bevor sie zugaben, dass es ein Leck gibt." In Anbetracht dieses "Fehlens an Offenheit" müsse man die Frage stellen, ob Shell die richtige Art von Konzern für einen Ausbau der Aktivitäten in der sensiblen Arktis sei.

Nach Shell-Angaben wurde ein ferngesteuerter Unterwasser-Roboter eingesetzt, um das Problem zu erkunden. Auch stehe ein Boot mit Chemikalien zum Binden von Öl bereit. Zudem beobachte man die Situation von einem Flugzeug aus. Das Gannet-Ölfeld wurde zu Beginn der 1970er Jahre entdeckt und später erschlossen.

Im Kreuzfeuer

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Shell war vor etwa einer Woche erneut wegen seiner Aktivitäten im Niger-Delta in die Kritik geraten. Ein Bericht des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen (UNEP) geht davon aus, dass die Schäden und Gefahren, die Shell dort mit seiner Erdölförderung angerichtet hat, erst in 25 bis 30 Jahren wieder behoben sein werden. Die UNEP-Experten schätzen, der Sachschaden gehe in die Milliarden.

Der Mineralölkonzern hatte auch um das Jahr 1995 herum massive Kritik auf sich gezogen mit dem Plan, die ausrangierte Ölplattform " Brent Spar" im Nordatlantik 2000 Meter tief zu versenken. Umweltschützer hatten den 15.000 Tonnen schweren und fast 140 Meter hohen Stahlkoloss vor den Shetland-Inseln besetzt. Der Konzern gab dem Druck schließlich nach und ließ "Brent Spar" an Land zerlegen.

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