Kampf um jede Stimme – auch mit schmutzigen Tricks

Beschmierter Bürgermeister: Die SPÖ ließ manche Plakatflächen im Wahlkampf sogar bewachen
Gefälschte Inserate, zerstörte Plakate – dieser Wahlkampf war um einiges härter als viele andere.

Er war auffallend emotional, weitgehend mono-thematisch, und über weite Strecken wurde der Wiener Landtagswahlkampf 2015 härter geführt als manch andere politische Auseinandersetzung. Und zumindest was die Plakatflächen angeht, war es ohne Zweifel der schmutzigste Wahlkampf seit Langem: Mehr als doppelt so viele Plakate wie sonst wurden beschmiert, sagt Karl Javurek, Chef des Werbeflächen-Anbieters Gewista. Die SPÖ ließ einzelne Plakatflächen im Wahlkampf-Finish sogar bewachen – so hoch war der Schaden durch beschmierte Plakate. Ein Zufall? Mitnichten.

Dirty Campaigning

Denn was das "Dirty-" oder "Negative-Campaigning" angeht, brachte insbesondere die von gegenseitigen Hassprediger- und Ausgrenzungsvorwürfen geprägte Konfrontation zwischen SPÖ und FPÖ heftige Auswüchse.

Die massivsten waren dabei wohl die KZ-Hasskleber: In der Innenstadt wurden großflächige Aufkleber affichiert, auf denen Texte von der Facebook-Seite von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu lesen waren. "Ist im KZ kein Platz?" gehörte zum Übelsten, darunter stand: "Wer Strache wählt, wählt den Verfasser dieses Posts". Die Urheber der Aufkleber-Aktion sind unbekannt.

Gefälschte Inserate

Gehörig Staub wirbelte die Immo-Affäre der ÖVP auf. Vergangenes Wochenende läutete bei Neos-Parteichef Matthias Strolz mehrfach das private Handy. Am Apparat: Interessenten, die jenes 300 Quadratmeter große Dachgeschoß-Büro mieten wollen, in dem die Neos arbeiten. Es handle sich um ein "gescheitertes Startup" stand im Inserat (siehe Bild).

Kampf um jede Stimme – auch mit schmutzigen Tricks

Das Inserat kam aus der ÖVP, die mit der Aktion den Ruf der Pinken ramponieren wollte. Die Sache ging gehörig schief, und am Ende musste ÖVP-Landesgeschäftsführer Alfred Hoch sich entschuldigen – ein junger ÖVP-Mitstreiter habe über die Stränge geschlagen, man bedaure, Strolz’ private Handy-Nummer in öffentliche Inserate gepackt zu haben.

Guerilla-Inserate

Apropos Inserate. Böses Blut schufen in der letzten Wahlkampfwoche auch die Guerilla-Inserate in den verschiedenen Partei-Farben.

"Ich find’ es toll, dass es neue Parteien wie die NEOS gibt und würde sie am Sonntag auch wählen. Aber bevor ich in einer Stadt aufwache, in der Strache die Nummer 1 ist, wähle ich lieber den Häupl", wurde etwa ein "Konrad G., Architekt" aus "1180 Wien" in weißen Lettern auf pinkem Hintergrund zitiert.

Ansprechen kann man mit diesen Einschaltungen am ehesten die latenten SPÖ-Wähler. Die SPÖ beteuert allerdings, nichts mit den Anzeigen zu tun zu haben. Fest steht, dass die Inserenten finanziell potent sind. Laut Kalkulationen der Neos beläuft sich ihr bisheriges Volumen auf rund 100.000 Euro.

Nicht ganz so teuer, aber ebenfalls unter die Rubrik "eher unsauber" fiel die "kleine" Immo-Affäre. Bei diesem Inserat auf einer Immobilien-Suchseite war nicht das Neos-Büro Thema, sondern ein als Spekulationsobjekt bekanntes Haus in der Hetzgasse. In diesem wurden plötzlich günstige Wohnungen angeboten. Als Kontakt wurde eine Nummer im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig angegeben. Die Partei "Wien anders" wollte damit auf das ihrer Ansicht nach falsche Spekulantentum aufmerksam machen.

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