Wahlkampf auf dem Tanzparkett

Franz Voves besuchte nur Opern-Redoute in Graz. Gast Christian Kern sorgte für Spekulationen.
Vier Landeshauptmänner müssen sich heuer den Wählern stellen. Pühringer ist dabei der aktivste Stimmenfänger.

Drei Bälle pro Nacht, Minimum 25 Faschingsevents in sechs Wochen. Kein Politiker tanzt so emsig übers Parkett wie Josef Pühringer (ÖVP). Wie macht das Oberösterreichs Landeshauptmann nur? "Wissen Sie, wenn man drei Bälle pro Abend besucht, ist man früher zu Hause, als wenn man nur auf einem zu Gast ist", so Pühringers Geheimnis, der pro Ball maximal zwei Stunden einplant. Pühringers tanzfreudige Superlative sind exakt geplant.

Auch Hans Niessl (SPÖ) pendelt heute am Faschingssamstag gleich zwischen drei Bällen. "Das ist eine Ausnahme, normalerweise besuche ich nicht mehr als zwei. Denn ich will nicht nur ein Gesichtsbad nehmen", definiert Niessl sein Programm. So eifrig wie Pühringer schwingt Niessl bei Weitem nicht das Tanzbein. "Zehn Bälle habe ich dieses Jahr besucht." Das sind gerade einmal 50 Prozent von Pühringers Pensum.

Wahlbarometer

Was die beiden Landeshauptmänner eint? Sie sind im Wahlkampf. Und wo geht man besser auf Stimmenfang als in einer rauschenden Ballnacht? "Stimmt nicht", dementieren sie unisono. Sowohl Pühringer, Niessl als auch Steiermarks Landeshauptmann Franz Voves sowie Wiens Bürgermeister Michael Häupl beteuern, die Ballsaison nicht zur Wahlkampfzone zu machen. Franz Voves besucht in dieser Saison gar nur zwei Bälle, bekam aber maximale mediale Aufmerksamkeit. Der Boulevard ortete sogar einen "Putschversuch" gegen Kanzler Faymann, weil Voves ÖBB-Chef Christian Kern in seine Loge auf der Grazer Opernredoute einlud. Kern gilt ja als ein möglicher Faymann-Nachfolger.

Die Politiker nutzen die Bälle auch als Stimmungsbarometer. Wo Niessl auftaucht, bekommt er für seinen Vorschlag, "Integrationsunwillige" zu bestrafen, Zustimmung. Niessl: "90 Prozent geben mir recht und zehn Prozent stehen meinem Vorschlag kritisch gegenüber." Auch Pühringer weiß – solange er bei Polit-Sketches im Fasching vorkommt, sind seine Beliebtheitswerte hoch. Da nimmt er auch Verrisse hin. "Beleidigt bin ich nur, wenn ich nicht mehr vorkomme. Denn das wäre Ignoranz."

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