Nach Nachbaur-Rücktritt: Team Stronach irritiert

Kathrin Nachbaur
Kathrin Nachbaur verlässt das Team Stronach, will aber "wilde" Klubobfrau bleiben. Das sorgt für Verwirrung.

Was in den letzten 48 Stunden im Team Stronach ablief, das ist Selbstzerfleischung pur. Am Donnerstag deckte der KURIER auf, dass Frank Stronach seiner Kronprinzessin Kathrin Nachbaur das Vertrauen entzogen hat. Eindeutiges Indiz: Das 140.000-Euro-Brutto-Gehalt, das Nachbaur von der Stronach Group kassierte, hat Stronach gestrichen. Die Team Stronach Klubobfrau verfiel in Schockzustand und tauchte ab.

Freitagvormittag sagte sie kurzfristig eine Pressekonferenz ab (Geplantes Thema: „Existenzängste der Gewerkschaften vernichten Arbeitsplätze“). Die Schwangerschaft (mehr dazu hier), gepaart mit der emotionalen Belastung aufgrund des medialen Echos, waren kurzfristig zu viel.

Freitagnachmittag verkündete profil dann das neueste Gerücht: Nachbaur will als Vize-Parteichefin zurücktreten und kündigt sogar ihre Parteimitgliedschaft. Gegenüber dem KURIER meinte sie bloß: „Ich sage weder Ja noch Nein. Ich will das mit Frank besprechen.“

Freitagabend bestätige der Abgeordnete Marcus Franz Nachbaurs Parteiaustritt und damit auch ihren Rücktritt als stellvertretende Parteiobfrau.

Nachbaur sei zwar nach wie vor Teil der steirischen Landespartei, habe aber ihre Mitgliedschaft in der Bundespartei zurückgelegt. Dass mit Nachbaur nun eine Parteifreie Klubobfrau sei, sei zwar in Österreich ungewöhnlich, sagte Franz, nicht aber „im Gesamt-Setting“ des Team Stronach. Die Mehrzahl der Mandatare sei nicht Parteimitglied. Verwirrender geht es eigentlich nicht.

Lugar fordert Klarheit

Im Team Stronach herrscht nach dem kolportierten Parteiaustritt offenbar Ratlosigkeit. Der Abgeordnete Robert Lugar forderte am Samstag Nachbaur auf, für Klarheit zu sorgen und zu sagen, ob sie noch Parteimitglied ist. Wenn nicht, sei die Lage neu zu bewerten, ob sie noch Klubobfrau bleiben könne, sagte Lugar.

Ist Nachbaur nun wilde Klubobfrau im Parlament? Nein. Dem Vernehmen nach will sie sich auf die parlamentarische Arbeit konzentrieren und strategische Fragen der Partei, wie das Antreten bei Wahlen fortan dem Parteigründer überlassen – daher der Rückzug von der Parteispitze.

Was war nun der tatsächliche Auslöser für das Zerwürfnis? Die Schwangerschaft soll es nicht, wie von Boulevardmedien kolportiert, gewesen sein.

Wie der KURIER erfuhr, veranlasste der Milliardär bereits im Sommer die Einstellung der Zahlung. Zu diesem Zeitpunkt wäre ihre Schwangerschaft (die 35-jährige wird im März erstmals Mutter) niemandem bekannt gewesen.

Irritationen

Innerhalb der krisengeschüttelten Partei ist man ob der Tiefe des Zerwürfnisses irritiert. „Kathrin war von der ersten Stunde an bei jedem wichtigen Gespräch dabei. Frank hat mehrmals betont, dass er auch für Kathrin die Partei gegründet hat“, sagt Kärntens Team Stronach Landesrat Gerhard Köfer.

Politologe Peter Filzmaier fällt die Analyse der Partei zunehmend schwer: „Alle Kriterien einer Analyse zerschellen an dieser Partei.“ Die Entwicklungen hätten bizarren Charakter. „Wenn sich eine Zwergenpartei mit nur sechs Abgeordneten von selbst auf fünf reduziert, ist es schon paradox. Aber ich bleibe dabei: Die Partei hat weiter den Status eines prominenten Untoten.“ Das Team Stronach sitze in drei Landtagen und im Parlament. „Mit dieser garantierte Medienpräsenz kann man sie noch nicht für tot erklären.“

Nachbaur soll eine der wenigen gewesen sein, auf die der 82-jährige Frank Stronach hört. Der Legende nach soll es ihn beeindruckt haben, wie ihn die damalige Studentin (geboren am 2. April 1979) in der Grazer Oper hartnäckig nach einem Job fragte. Aus einem Praktikum in Kanada wurden etliche Jahre, Nachbaur - nach außen stets freundlich, aber unnahbar - stieg zur rechten Hand des Magna-Gründers auf.

Ob des Ergebnisses von 5,7 Prozent bei der Nationalratswahl 2013 war Stronach aber sichtlich enttäuscht - nach einem rigorosen Umbau in der Partei zog er sich nach und nach zurück und überließ der ehrgeizigen Nachbaur die harte Oppositionsarbeit. "Man hat das Gefühl, mit Betonschuhen zu schwimmen", meinte die politisch unerfahrene Juristin einmal über die Mühen der Ebene. Reüssieren konnte das Team Stronach am politischen Parkett nicht wirklich, stattdessen machten die Abgeordneten eher mit auffälligen Aussagen zu Homosexualität oder Mindestsicherungsempfängern auf sich aufmerksam. Zuletzt erfreute sich die Medienwelt an der Schlagzeile, dass die als toughe Businessfrau geltende Nachbaur ein Kind erwartet.

Schon vor einigen Wochen gab Stronach jedenfalls zu verstehen, dass er sich einen "starken Mann" an der Spitze wünscht, der angriffiger formulieren soll. Nachbaur gab sich damals nach einer Aussprache trotzdem gewohnt loyal: "Frank sagt, ich mache meinen Job sehr gut. Ich bin das freundliche, stilvolle Gesicht der Partei." Der "starke Mann" wurde bis jetzt noch nicht gefunden, und der Austro-Kanadier selbst war bei seinem aktuellen Besuch in Österreich auch nicht besser drauf, wie man aus der Partei hört.

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