Rot-Blau: Vranitzky sieht "Tabubruch"

Vranitzky gilt als Begründer der strikten "Nein zur FPÖ"-Linie der Sozialdemokraten.
Der Ex-Kanzler warnt in einem Interview: "Der burgenländische Tabubruch darf sich nicht wiederholen."

Der frühere Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) ist regelrecht bestürzt über die Zusammenarbeit seiner Partei mit der FPÖ im Burgenland. Als ihn die Nachricht davon im Ausland erreichte, habe er es "nicht für möglich gehalten", sagte er der Presse. Der burgenländische "Tabubruch" dürfe sich nicht wiederholen, warnt er.

Vranitzky gilt als Begründer der strikten "Nein zur FPÖ"-Linie der Sozialdemokraten: 1986 beendete er die Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen, nachdem Jörg Haider die Partei übernommen hatte. Wenn nun die Koalition mit der FPÖ im Burgenland "als Experiment bezeichnet wird, dann kann man das nicht akzeptieren", erklärt er in Reaktion auf Norbert Darabos. Der scheidende Bundesgeschäftsführer der SPÖ hatte diese Einschätzung abgegeben, noch bevor er offiziell als Landesrat fürs Burgenland fix war. "Die Politik ist zu wichtig, um Experimente dieser Art durchzuführen", so Vranitzky.

"Glaubwürdigkeit" wieder herstellen

Er kann sich die Entscheidung des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Niessl (SPÖ) allenfalls als einen "Tabubruch" vorstellen, den er "über sich ergehen lässt, um die Position des Landeshauptmanns abzusichern": "Er musste befürchten, dass von der ÖVP eine Regierungsmehrheit gegen ihn gebildet wird", ringt sich der Ex-Kanzler Verständnis für den Parteifreund ab.

Die SPÖ müsse nun die "Glaubwürdigkeit" wieder herstellen und für die Zukunft vorbauen. "Es gibt etliche Leute, die diesen Schritt zu Rot-Blau nicht unbedingt ablehnen. Wenn man Grundsätze einhalten will, muss man sich einer solchen Entwicklung annehmen und entgegenwirken."

Kommentare