Platter: Gesamtschul-Modell der IV "ist zu diskutieren"

Platter: "Ich halte nichts von einem fliegenden Wechsel."
Schulreform: Der Tiroler Landeshauptmann macht Druck auf die Bundes-ÖVP.

Bisher waren die Spitzen der ÖVP sehr zurückhaltend, wenn sie auf das Konzept "ihrer" Industriellenvereinigung in Sachen Totalreform des Schulsystems angesprochen wurden.

Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer ließ am Donnerstag nur ausrichten, dass das Konzept der IV nichts Neues wäre, und daher auch nicht kommentiert werden müsse.

Gegenüber dem KURIER wagt sich nun aber Tirols Landeshauptmann Günther Platter aus der Deckung: „Es freut mich, dass der Vorschlag der Industriellenvereinigung von der Parteispitze nicht sofort zurückgewiesen worden ist“, erklärt Platter. Und er fügt in Richtung ÖVP-Bundespartei an: „Das Modell ist jetzt auch zu diskutieren.“

Die Industriellenvereinigung hat einen radikalen Umbau des Schulsystems vorgeschlagen, es soll nur noch eine ganztägige Gesamtschule (für alle von fünf bis 14 Jahren) geben, die mit einer mittleren Reife endet.

Für die Bundes-ÖVP kommt der Druck aus dem Westen und von der Industrie eher ungelegen, finden doch nächste Woche Bundes-Personalvertretungswahlen statt. Dennoch gibt sich Parteichef Mitterlehner grundsätzlich offen: „Wir werden uns das anschauen, diskutieren und Vorschläge daraus erarbeiten.“

Harsche Kritik am Modell der IV kommt von Lehrergewerkschafter Eckehard Quin. Er befürchtet, dass Kinder durch eine Schulreform nach den Vorstellungen der Industrie zu „kognitiven Mastschweinen“ beziehungsweise zu „Kompetenzbündeln“ würden. Die Eltern wären nur noch für die „Kleinkindphase“ zuständig, der Staat würde danach die Jugend „so formen“, dass sie „unkritisch als Produktionsfaktor zur Verfügung steht. Das hatten wir in der Geschichte schon öfter – und es hat noch nie zur Stärkung von Demokratie geführt“, moniert der oberste AHS-Lehrervertreter.

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