Stronach: „Baue jetzt Einkaufszentren“

Stronach meidet Rampenlicht: "Ab jetzt bin ich sehr medienscheu"
Franks Abschied: Schwer enttäuscht zieht sich der Milliardär aus dem Nationalrat zurück.

Im Wahlkampf posierte er noch mit nacktem Oberkörper, feierte bei einem Open-Air-Konzert mit 5000 Menschen seinen 81. Geburtstag. Frank Stronach genoss die Öffentlichkeit.

Aber das war einmal: „Ich werde ab sofort sehr medienscheu und wenig vorhanden sein. Warum, kann sich jeder selbst überlegen“, sagt Stronach zum KURIER.

Diese Worte zeigen: Die Wahlschlappe von nur 5,8 Prozent bei einem Investment von rund 31 Millionen Euro hat der Austro-Kanadier nicht überwunden. Nach nur zwei Nationalratssitzungen tritt Stronach am Dienstag zurück. Sein Pressesprecher Rouven Ertlschweiger wird nun statt dem Milliardär Abgeordneter. „Ich baue jetzt Einkaufszentren und möchte das Leben noch ein wenig genießen“, so Stronach über seine Zukunft.

Am Montag rief der enttäuschte Milliardär sein Bundesdirektorium in Oberwaltersdorf zusammen, um über seinen Rückzug und die Zukunft der Partei zu diskutieren. Denn klar ist: Am Absturz des Team Stronach hat der Parteigründer selbst den größten Anteil.

„Haarsträubend“

Stronach: „Baue jetzt Einkaufszentren“
APARSC03 - 17122003 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA 1002 KI - Einer der beiden Geschaeftsfuehrer der Diagonale, Tillmann Fuchs, am 16. September 2003 im Rahmen einer PK in Wien.HERBERT PFARRHOFER
Diese Bilanz zieht auch sein ehemaliger Kommunikationsberater Tillmann Fuchs so: „Das bessere Produkt zum besseren Preis wird sich immer durchsetzen, ist ein Stehsatz von Frank Stronach. Das Wie, also die Verpackung, wenn man so will, ist eher nebensächlicher Luxus. Politik ist aber Teil der Kommunikationsindustrie, und dort ist es eben anders. Dieses Missverständnis führte zu einer weitgehenden Vorbereitungsverweigerung für die TV-Auftritte. Allein der Auftritt in der Puls4-Wahlarena hat meiner Schätzung nach allein 50.000 Stimmen gekostet.“

Über inhaltliche Pannen wie den Todesstrafen-Sager meint Fuchs: „Mit der fortschreitenden Medienexponiertheit wurde die Bewegung verändert. Die Partei wurde zusehends von einem Bauchgefühl übernommen. Positionen, die so nie im Parteiprogramm gestanden sind, wurden plötzlich mit dem Brustton der Überzeugung und einer skurriler Beiläufigkeit vertreten. Teilweise waren es leider sehr haarsträubende Dinge.“

Frank Stronachs Traum von der Partei

Bereuen Sie den Berufskiller-Sager“, wurde Stronach von Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl am Sonntag gefragt. „Nein, nein, da frage ich Sie: Sind Sie für Abtreibung? Ist das ein Killer, oder nicht“, entgegnete Parteichef Frank Stronach. Und weiter: „Es wird ein Leben genommen. Wir haben Gesetze, wo Kinder ihr Leben verlieren. (. . .) Die Gesetze müssen besser studiert werden, auch über Abtreibung und auch über Berufskiller. Die Gesetze müssen für Berufskiller verschärft werden, und auch über Abtreibung (. . .).“

Wütend reagiert SP-Mandatarin und ÖGB-Frauenvorsitzende und -Vizepräsidentin Sabine Oberhauser: „Bei seinem Abschiedsinterview hatte Stronach nochmals die Möglichkeit, einige seiner Aussagen zu revidieren. Diese Möglichkeit hat er nicht genützt, im Gegenteil. Durch seine Forderung nach der Todesstrafe für Berufskiller und Abtreibung, lässt er die Zuhörer einmal mehr sprach- und fassungslos zurück.“

Auf Stronachs Nachfolgerin Kathrin Nachbaur komme auch angesichts anderer Aussagen aus dem Team eine große Herausforderung zu, meint Oberhauser: „Sie wird die gesellschaftspolitischen Vorstellungen ihrer Partei an die gegenwärtige Realität annähern müssen.“

Kommentare