Wahlsieg läutete Niedergang ein

Die Welser SPÖ verlor nach 70 Jahren ihre Rathausmehrheit an die Freiheitlichen
Prominente Welser Sozialdemokraten analysieren die Gründe für den Machtverlust in der Messestadt.

Bei der Verkündigung des Ergebnisses der Welser Gemeinderatswahl am Sonntag rang SPÖ-Spitzenkandidat Hermann Wimmer sichtlich um Fassung. Ihm und den anderen roten Spitzenfunktionären stand die Ratlosigkeit über die Schlappe (nur 27 Prozent stimmten für die Sozialdemokraten) deutlich ins Gesicht geschrieben. "Damit habe ich nicht gerechnet", sagte der 62-Jährige. Dass die Freiheitlichen im Gegenzug 43,1 Prozent der Stimmen für sich vereinnahmen konnten, führte er darauf zurück, dass die Blauen – seiner Ansicht nach – sechs Jahre lang einen wilden Anti-Ausländer-Wahlkampf geführt hätten. Die Sorge der Bevölkerung über die aktuellen Flüchtlingsmassen habe ihnen nun auch in die Hände gespielt.

Gefahr der Machtfülle

Doch wie sehr liegt Wimmer mit seiner Einschätzung richtig? Die Frage, wie es passieren konnte, dass eine jahrzehntelang tiefrote Statutarstadt sich in eine blaue Bastion verwandeln konnte, beschäftigt auch prominente Welser Sozialdemokraten.

"Die Probleme begannen nach unserem fulminanten Wahlsieg 2003, als wir sechs Mandate gewinnen und mit absoluter Mehrheit regieren konnten – so etwas tut einer Partei selten gut", sagt der langjährige Bezirksparteigeschäftsführer (1982 bis 2014) und Noch-Gemeinderat Raimund Buttinger. Er habe schon damals am Wahlabend vor möglichen Gefahren gewarnt, die eine derartige Machtfülle – in Hinblick auf Abgehobenheit und Selbstherrlichkeit – zur Folge haben kann: "Ich bin aber nur belächelt worden."

Kontaktverlust zu Basis

Nach der für die SPÖ enttäuschenden Wahl 2009, als für eine Gemeinderatsmehrheit ein Partner gesucht wurde, habe sich das gerächt. Das hätten die Verhandlungen mit der ÖVP verdeutlicht. "Die hatten mit einigen noch persönliche Rechnungen offen und Angst davor, über den Tisch gezogen zu werden." Die Folge sei ein Spiel der freien Kräfte gewesen, wodurch in der Bevölkerung der Eindruck entstand, in Wels herrsche Stillstand. "Außerdem hat es Negativkampagnen gegen Bürgermeister Peter Koits und Hermann Wimmer gegeben, in der Art– die alten Männer gehören ausgewechselt."

Hinzu kam, dass zu viel beschwichtigt und zu wenig auf die Basis gehört worden sei. Davon ist auch der frühere Nationalrat und Bezirksparteivorsitzende Georg Oberhaidinger überzeugt. "Die Folge war, dass personell und inhaltlich falsche Schlüsse gezogen wurden – der Wechsel an der Spitze ist viel zu spät erfolgt."

Auch der ehemalige SJ-Stadtvorsitzende Robert Eiter bemängelt Führungsschwäche, Abgehobenheit sowie den Kontaktverlust zu den Bürgern: "Die hausgemachten Fehler waren nicht zu übersehen, hoffentlich ist man endlich aufgewacht."

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