Mitterlehner und Stöger: Heimat lässt sie nicht los

Das ist nicht Süditalien, sondern das Bezirkshoffest in Helfenberg: Mitterlehner (M.) mit seinen „behüteten Ministranten“. Rechts Landeshauptmann Josef Pühringer
Neben ihren Regierungsämtern sind sie auch Bezirksparteivorsitzende.

Infrastrukturminister Alois Stöger hat einen Grundsatz. "Immer, wenn ich die Enns überquere, schlafe ich zu Hause." Das ist in Feldkirchen an der Donau. Im laufenden Landtagswahlkampf ist das öfter als normal der Fall, denn der 55-jährige Mühlviertler ist auch Bezirksparteivorsitzender der SPÖ von Urfahr-Umgebung. Das bedeutet mehr Betriebsbesuche, Wahlkampfauftritte und Pressekonferenzen in Oberösterreich. So hat er kürzlich den Kirtag in Schenkenfelden und das Weinfest in Gallneukirchen besucht. Die Termine werden so gelegt, dass sie vor allem am Freitag und Samstag stattfinden, damit Stöger teilnehmen kann. Denn am Wochenende ist er in der Regel bei seiner Frau in Feldkirchen. Sie arbeitet beim Amt der Landesregierung.

Politiker braucht Basis

Warum hat er den Vorsitz der Bezirksgruppe vor zwei Jahren vom damaligen Waldinger Bürgermeister Josef Eidenberger übernommen? "Jeder Politiker braucht eine gute Basis. Davon halte ich viel", sagt Stöger im Gespräch mit dem KURIER. Bezirksparteiobmann ist auch eine gewisse Machtbasis. An der Basis zu sein bedeute, so Stöger, sich als Bundespolitiker dazu zu zwingen, zu sehen, wie die Entscheidungen in den Gemeinden ankämen.

Der Minister für Verkehr, Technologie und Innovation ist mit seiner Oberösterreich-Bilanz zufrieden. Er habe den Bescheid erlassen, dass der Bau des Westrings und der vierten Linzer Donaubrücke beginnen konnte. Zudem ist er als Verantwortlicher für die Autobahngesellschaft Asfinag für die Finanzierung zuständig. Als Gesundheitsminister war er am Zustandekommen der Linzer medizinischen Fakultät beteiligt.

Django aus Helfenberg

Ein Wochenendpendler ist auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Der demnächst 60-Jährige ist bereits seit 2002 Bezirksparteiobmann von Rohrbach. Als er im vergangenen Jahr zum Bundesparteiobmann gewählt worden ist, hat er sich diese Funktion behalten. Schließlich ist er aus Helfenberg, der Bezirk ist seine Heimat. Gemeinsam mit seiner Frau Anna Maria, der Schwester des Kirchenwirtes Peter Haudum, hat er dort ein Haus. Vor allem der Bauernbund, die dominierende Organisation im Bezirk, hat 2002 den damaligen stellvertretenden Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer unterstützt. "Er kommt nicht jedes Wochenende, sondern jedes zweite oder dritte", erzählt Mitterlehners Bezirksparteisekretärin Gerti Scheiblberger. So ist Django, wie er mit seinem CV-Namen heißt, gestern, Sonntagnachmittag, auf einem Moped bei der Sternfahrt der Jungen ÖVP mitgefahren. Am Freitag nahm er am Bezirkstag der ÖVP-Frauen teil, bei der anschließenden Modenschau präsentierte sich der fesche Reinhold selbst dem Publikum. Beim offiziellen Wahlkampfauftakt der Landesschwarzen am dritten September am Messegelände Wels war er auch dabei. In seiner Rede warnte er, sich von der guten Stimmung verführen zu lassen. Beim Bundesparteitag im Frühjahr habe es auch eine tolle Stimmung gegeben, ein paar Wochen später sei die ÖVP aber in den Umfragen nicht mehr so gut gelegen.

Sowohl Mitterlehner als auch Stöger sind Beispiele für die Gratwanderung von Politikern. Auf der einen Seite sind sie gern in ihrer Heimat, denn dort sind sie Stars. Auf der anderen Seite müssen sie ihren Pflichten in Wien nachkommen. So kam Stöger das vergangene Wochenende wegen Beratungen zur Flüchtlingsfrage nicht nach Hause. Mitterlehner fand wegen der vielen Termine nicht Zeit, mit dem KURIER zu telefonieren. Sein Büro verwies auf Parteisekretärin Gerti Scheiblberger.

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