Spionage-Protest in Berlin nicht angekommen

Protestaktion in Hamburg gegen die US-Überwachung in Österreich.
Keine Beschwerde Österreichs wegen Bespitzelung? Grüner Pilz ortet "politische Feigheit".

Die Aufregung in Wien war groß, als vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst BND der US-Spionagebehörde NSA beim Ausspähen österreichischer Behörden geholfen haben soll.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner reagierte sofort, sie kündigte zwei Maßnahmen an: Erstens werde Anzeige wegen des Straftatbestands "Geheimer Nachrichtendienst zum Nachteil Österreichs" gegen Unbekannt eingebracht. Zweitens verlange sie von der deutschen Bundesregierung eine "vollständige Aufklärung" auf "diplomatischem Weg" durch Kontakt mit den deutschen Behörden.

In Berlin gab es zu der Causa eine Sitzung des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Wie ein Protokoll der geheimen Sitzung zeigt, gab es aber nie eine offizielle Beschwerde seitens der österreichischen Regierung. "Weder Frankreich noch Österreich haben sich bis dato beschwert", soll der deutsche Außenamts-Staatssekretär Markus Eder gegenüber Bundestags-Abgeordneten gesagt haben.

Spionage-Protest in Berlin nicht angekommen
epa04713391 (L-R) German Interior Minister Thomas de Maiziere, Austrian Interior Minister Johanna Mikl-Leitner and German Foreign Minister Frank-Walter Steinmeier at the start of a joint session of Foreign and Interior Ministers on Migration issues at the EU Headquarters in Luxembourg, 20 April 2015. Top topic was the plight of migrants following the Mediterranean tragedy in which around 900 people were drowned at the weekend. EPA/JULIEN WARNAND
Grünen-Sicherheitssprecher Peter Pilz ist empört: "In Wien wird laut geschimpft und protestiert, nur hört man davon nichts in Berlin. Mit dieser Doppelbödigkeit machen wir uns in Berlin lächerlich." Die Interessen Österreichs gegenüber dem BND und der NSA würden "nicht durch Geschrei, sondern durch klares Auftreten in Berlin und Washington" vertreten. "Für mich ist das ein Ausdruck großer politischer Feigheit, die Parteifreundschaft ist denen offensichtlich wichtiger als die Vertretung unserer Interessen."

Beziehungen

Gegenüber dem KURIER wollte das Berliner Auswärtige Amt nicht bestätigen, dass es eine offizielle Beschwerde gab. "Die deutsch-österreichischen Beziehungen sind hervorragend. Die Kooperation zwischen der Bundesregierung und der österreichischen Regierung ist eng und vertrauensvoll."

Pilz sagt: "NSA und BND müssen spüren, dass Österreichs Regierung sich das nicht mehr gefallen lässt." Außenminister Sebastian Kurz hätte längst den deutschen Botschafter zu sich zitieren und schärfsten Protest einlegen müssen. "Dafür wird er sich im Parlament vor uns verantworten müssen."

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