Wo Flüchtlinge willkommen sind und den Ort beleben

Wo sonst die Veranstaltungen im Ort angekündigt werden, steht nun "Everybody is welcome!".
Auf 3400 Einwohner kommen 300 Flüchtlinge – mit etwas Vernunft lässt sich da gut leben.

Insgesamt 300 Flüchtlinge in einem 3400-Einwohner-Ort. Es gibt Politiker, die in so einem Fall Protest-Unterschriften sammeln. Von der Bundesregierung Obergrenzen fordern. Böse Briefe nach Wien schreiben, vor den Folgen für den Tourismus warnen. Und dann gibt es besonnene Politiker wie im Kärntner Krumpendorf am Wörthersee, wo man mit vereinten Kräften eine vorbildliche Willkommenskultur geschaffen hat.

Die Bilanz nach gut einem Monat, wie sie der Grüne Nationalratsmandatar und Krumpendorfer Flüchtlingsreferent Matthias Köchl dem KURIER schildert: Kaum Probleme, keine Zwischenfälle, nur im ersten Wirbel zwei Stornos in den Tourismus-Betrieben. Dafür eine Welle der Hilfsbereitschaft und mehr Leben im Ort.

"Everybody is welcome!" – das steht auf der Ankündigungstafel über der Hauptstraße, wo die Veranstaltungen im Ort angekündigt werden – von denen es wegen der Flüchtlinge derzeit nicht weniger, sondern mehr gibt. Eine "Welcome Party" etwa, zu der 1000 Leute kamen und die 9000 Euro Spenden brachte.

Eine Portion Vernunft

Wo Flüchtlinge willkommen sind und den Ort beleben
APA15353642-2 - 30102013 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD-PAKET - Nationalratsabgeordneter Matthias Köchl (Grüne) am Dienstag, 29. Oktober 2013, im Rahmen eines Fototermins im Parlament in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Das Krumpendorfer Erfolgsrezept? Zum einen, dass man möglichst viel miteinander redet: Die Lokalpolitiker miteinander, sodass alle an einem Strang ziehen; oder manch alte Dame mit einem Asylwerber, wenn der Pfarrer nach dem sonntäglichen Kirchenbesuch alle zu Kaffee und Kuchen lädt. Zum anderen macht sich eine Grundvernunft bemerkbar, die sich in vielen Kleinigkeiten, Alltäglichkeiten widerspiegelt: Man helfe, erzählt Köchl, den Flüchtlingen ins Internet zu kommen, um mit ihren Familien in den Krisengebieten Kontakt halten zu können; man habe Fahrräder organisiert, damit sie nicht den ganzen Tag im Zeltlager sitzen müssen. Es gibt Deutschkurse, damit die Verständigung besser klappt; es wurde der Zugang ins Parkbad möglich gemacht – geregelt, nicht für alle auf einmal. Ein Profi-Fußballer wurde mit den lokalen Kickern zusammengebracht, ein Tanzlehrer mit einer Tanzschule. Köchl selbst hat ein Zimmer in seiner Wohnung geräumt – als Rückzugsraum für Flüchtlinge.

All das macht die notdürftige Unterbringung in den Zelten sekundär, sagt Köchl: "Genau so wichtig wie die Unterkunft ist eine offenherzig gelebte Willkommenskultur. Für die Flüchtlinge ist es wichtig, dass man ganz normal mit ihnen als Mensch umgeht."

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