"Pannen nur in den Augen der Opposition"

Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider im März 2013.
Kein anderer Bürgermeister einer Landeshauptstadt ist so umstritten wie Klagenfurts FPÖ-Stadtchef Christian Scheider.

Jörg Haiders Buberlpartie ist mit dem Tod ihres Mentors in der Versenkung verschwunden. Als Einziger hat Christian Scheider (50) eine politische Funktion inne. Haiders einstiger Tennislehrer ist Bürgermeister in Klagenfurt, der einzigen Landeshauptstadt, der ein Freiheitlicher vorsteht.

Zwei ehemalige Haider-Vertraute arbeiten für Scheider: Karlheinz Petritz als Berater, Martin Strutz als sein Büroleiter.

Als einer der Buberlpartie sieht sich Scheider nicht. "Ich bin immer einen eigenen Weg gegangen", sagt er zum KURIER. "Schon als ich 1994 Landesparteisekretär wurde."

Es gibt nicht wenige, die den Klagenfurter Stadtchef als "Pleiten-, Pech- und Pannen-Bürgermeister" bezeichnen, dem die Schuhe, die seine Vorgänger Harald Scheucher und Leopold Guggenberger (ÖVP) hinterlassen haben, zu groß seien. "Scheucher hat nur Baustellen hinterlassen, die inzwischen großteils abgearbeitet sind", sagt sein Nachfolger. Pleiten, Pech und Pannen liefere die "Opposition, die selbst nichts zuwege gebracht hat".

Daher will Scheider auch nicht für jene Pannen und Kuriositäten seiner bisherigen Amtszeit allein verantwortlich sein. Ob Absetzung und Rückkehr von Magistratsdirektor Peter Jost (hat die Stadt ein kleines Vermögen gekostet) oder der Wirbel um die zweite Magistratsdirektorin Claudia Koroschetz – der Bürgermeister verweist auf entsprechende Beschlüsse im Stadtsenat und Gemeinderat.

Auf Haiders Spuren

Dass sich Scheider volksnah gibt und selbst vermarktet, dürfte auf seinen Lehrmeister Haider zurückzuführen sein. Und hat dazu geführt, dass die Repräsentationskosten der Stadt in vier Jahren um mehr als 700.000 Euro überzogen wurden. "Inzwischen wird massiv eingespart", dazu der Stadtchef. "Ich habe auch eine neue Regelung ausarbeiten lassen: Künftig gibt es nur mehr ein Konto für Bürgermeister und Referenten."

Scheider wird auch als entscheidungsschwach hingestellt, festgemacht an den Beispielen Eishalle, Hallenbad und Fußballstadion. "Bei der Erweiterung der Eishalle fehlt nur noch die Zustimmung des Landes, die halben Kosten zu übernehmen", verteidigt er sich. "Wenn es grünes Licht gibt, wird sofort mit den Arbeiten begonnen." Das Projekt neues Hallenbad sei aus Geldgründen auf die nächste Periode verschoben worden. "Beim Stadion habe ich mit dem Ausbau das Beste daraus gemacht", spart der Bürgermeister nicht mit Eigenlob. "Jetzt ist das Management am Zug." Zuletzt musste die Stadt einen Jahresverlust von 800.000 € abdecken.

Erfolgsbilanz

Auf welche Erfolge kann Scheider in fünf Jahren Bürgermeister verweisen? "90 Prozent der Aufgaben, die wir uns gestellt haben, sind erledigt", sagt er. Klagenfurt sei als familienfreundliche Stadt zertifiziert und eine der seniorenfreundlichsten Städte Österreichs. In der Erinnerungskultur seien mit der "Allee der Gerechten" und den "Stolpersteinen" Akzente gesetzt worden, die es vorher nicht gab. "Wer sich in der Stadt umsieht, wird erkennen, dass es eine gute Bilanz ist", sagt Scheider.

Wahl 2015

Das veranlasst ihn auch, in knapp einem Jahr (1. März 2015 ist voraussichtlicher Wahltermin) wieder zu kandidieren. "Ich habe die Bürgernähe, die den Mitbewerbern fast zur Gänze fehlt und daher gute Chancen, für weitere sechs Jahre gewählt zu werden." Dabei stützt er sich auf eine von der eigenen Partei in Auftrag gegebene Umfrage vom März 2014, die ihn mit 24,4 Prozent klar vor Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ, 20,2), Peter Steinkellner (ÖVP, 16,4) und Andrea Wulz (Grüne, 3,6) sieht.

"Darauf kann man aufbauen", sagt Scheider. Neutrale Beobachter sehen es freilich anders: "Scheider ist der Einäugige unter Blinden." Dass laut der Umfrage die FPÖ mit 29,4 Prozent auch als Partei Nummer eins ist und ihre desaströsen Ergebnisse bei Landtags- (11,4 Prozent) und Nationalratswahl (15,2) 2013 Vergangenheit sind, kommt für den Bürgermeister nicht ganz überraschend: "Erstens können die Leute zwischen einzelnen Wahlen unterscheiden, und zweitens ist die Euphorie über Rot-Schwarz-Grün auf Landesebene inzwischen wieder verflogen."

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