Eltern benoten Gesamtschule zwiespältig

Eltern benoten Gesamtschule zwiespältig
Betroffene sehen Chancengerechtigkeit, aber auch Risiko von Über- und Unterforderung.

Soll die Zweiteilung Gymnasium/Neue Mittelschule (NMS) beibehalten werden? Oder ist die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen der bessere Weg? Wer sich von Betroffenen, insbesondere Eltern, auf diese, durchaus polarisierenden Fragen klare Antworten oder gar eine Richtungsentscheidung erwartet, den enttäuscht eine jüngst in Vorarlberg erstellte Studie. Das Ergebnis lautet nämlich: Die Eltern können mit beiden Systemen ganz gut leben.

Im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung wurden im November rund 19.500 Lehrer sowie Eltern von Kindern aus der vierten, sechsten und achten Schulstufe sowie Schüler der Volksschule, der NMS und der Gymnasium-Unterstufe einer Befragung unterzogen. 1,8 Millionen Einzeldaten wurden erhoben, und die Ergebnisse waren stark davon abhängig, wer befragt wurde. So haben etwa Volksschul- und NMS-Lehrer die Gesamtschule auffallend bevorzugt, demgegenüber wollen AHS-Lehrer lieber beim differenzierten System bleiben.

Eltern benoten Gesamtschule zwiespältig
Bei den Eltern ergab sich eine Befürwortung einer „Schule für alle“ – dafür waren 56 Prozent der Eltern mit Volksschulkindern (VS-Eltern), 58 Prozent der Eltern von Kindern aus der NMS (NMS-Eltern) und 45 Prozent der AHS-Eltern. Aber auch für den Erhalt des aktuellen Systems gab es Zustimmung. Ja zum Ist-Zustand sagten 51 Prozent der VS-Eltern‚ 42 Prozent der MS-Eltern und 55 Prozent der AHS-Eltern. Nur bei den Pflichtschullehrern geht die Stimmung klar in eine Richtung, nämlich in die des Systemwechsels: 72 Prozent der VS-Lehrer sowie 77 Prozent der NMS-Lehrer wünschten sich die Gesamtschule, aber nur 25 Prozent der AHS-Lehrer. Umgekehrt befürworteten 45 Prozent der AHS-Lehrer die Beibehaltung des Status quo, aber nur 20 Prozent der VS- und 13 Prozent der NMS-Lehrer.

Zwar erwarteten sich der überwiegende Teil der Eltern wie auch der Lehrer in einer Gemeinsamen Schule mehr Chancengerechtigkeit für alle Kinder. Gleichzeitig befürchteten die Eltern aber eine Überforderung der schwachen Schüler wie auch eine Unterforderung der Begabten. Letzteren Punkt unterstrichen besonders die Eltern von AHS-Schülern und noch stärker die AHS-Lehrer (78 %). Dass die Gesamtschule den Vorteil einer späteren Entscheidung über den Bildungsweg mit sich bringen würde, wurde überwiegend bejaht (Eltern: 69 bis 72 Prozent, Lehrer 54 (AHS) bis 91 Prozent (VS)).

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