Ein Tubist, ein Präsident und scharfe Töne

Kabarettistisch belustigt, aber in der Sache kämpferisch: SPÖ-Gewerkschafter und Spitzen der Republik
Gewerkschaftsbund und AK machten wieder Druck in Sachen Steuerreform.

Bisweilen muss ein Bundespräsident in Sakkos schlüpfen, die ihm um Welten zu groß sind, und bei Heinz Fischer ist es am Donnerstag so weit. Der "Beppo", wie sie ihren Vorsitzenden Josef Muchitsch beim Gewerkschaftstag der Bau- und Holz-Gewerkschaft hier kumpelhaft rufen, darf für eine Kabarett-Einlage auf die Bühne. Er ist als Tubist gefragt.

Mit Sakko? Geht nicht. Deshalb hechtet Heinz Fischer zur Bühne, schnappt sich das Anzug-Oberteil, streift es über – und "verschwindet", wie einer der Kabarettisten neckisch kommentiert, "im Zirkuszelt vom Beppo".

Es ist überflüssig zu erwähnen, dass derlei Einlagen begeistert goutiert werden. Gelächter, stehende Ovationen, die Stimmung ist prächtig bei diesem Gewerkschaftstag. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dann, wenn es um die Inhalte, insbesondere um das Thema Jobs und Abgaben geht, sehr schnell auch sehr kämpferisch wird. Rudi Kaske und Erich Foglar sind gekommen.

Und sowohl der AK-Chef als auch der ÖGB-Präsident lassen nicht nur keinen Zweifel aufkommen, dass die Steuerreform nun endlich zu kommen hat, nein. ÖGB-Chef Foglar richtet der ÖVP und ihrem neuen Vizekanzler Reinhold Mitterlehner bei dieser Gelegenheit auch gleich aus, er möge sich die erneut diskutierte "Pensionsautomatik" besser "abschminken". "Denn solange es den ÖGB gibt, wird es eine Automatik nicht geben."

Lohnsteuer senken, Kapital besteuern: Derlei Botschaften hätte auch Bundeskanzler Werner Faymann gern angebracht – immerhin nutzt der Regierungschef und SPÖ-Boss seit Wochen jeden Landesparteitag, um im Hinblick auf seine bevorstehende Wiederwahl als SPÖ-Vorsitzender für sich zu werben. Diesmal soll es nicht sein, er muss im Parlament bleiben – eine Dringliche Anfrage des Team Stronach, da kann man nichts machen.

Aber selbst im Parlament dankt er ÖGB und AK dafür, dass sie mehr als 800.000 Unterschriften für die Steuerentlastung gesammelt haben. "Das stärkt mir den Rücken", sagt Faymann – und hofft wohl, dass sie’s drüben im Austria Center mitbekommen.

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