"Damit Menschen auf eigenen Beinen stehen"

Im Lerncafe: Außenminister Kurz, Kardinal Schönborn u. Caritas-Chef Landau
Kurz, Schönborn und Landau begutachten ein Caritas-Projekt – Kinder und Jugendliche werden dort nicht nur sprachlich gratis geschult.

Die sieben Kinder sind konzentriert – Jasmin auf den Satz "Die Mutter bäckt eine Torte", den sie liest. Mit der deutschen Sprache beschäftigen sich die Kleinen mit Migrationshintergrund im Lerncafe der Caritas in Wien-Favoriten. An diesem Tag geschieht Ungewöhnliches im Klassenzimmer.

Außenminister Sebastian Kurz, Kardinal Christoph Schönborn und Caritas-Chef Michael Landau begutachten das Projekt, das es österreichweit mittlerweile an 43 Standorten gibt. Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche werden dort gratis geschult. Auch in Mathematik, das im Nebenraum auf der Agenda ist. Irritiert sind die Mädchen und Buben von den Besuchern und den Kameras. Kurz erkundigt sich nach den Namen der Kinder, nach ihren Herkunftsländern. Ein Viertklässler, dessen Eltern aus Bulgarien stammen, ist nicht schüchtern. "Das ist eine schöne Kette. Die war sicher teuer", sagt er zum Kardinal, der einen Halsschmuck mit einem großen Kreuz trägt. "Was glaubst du, wie viel sie gekostet hat?", fragt Schönborn. "1,2 Millionen Euro", antwortet der Bub – und grinst. Der Kirchenmann winkt ab: "Die Kette ist nur vergoldet, nicht aus echtem Gold."

"Damit Menschen auf eigenen Beinen stehen"
Außenminister Sebastian Kurz, Kardinal Christoph Schönborn und Caritas-Dirketor Michael Landau besuchen das Caritas Lerncafe am Hebbelplatz 5, Wien, 16.03.2016

Im selben Gebäude gibt es auch den "Quantensprung". Asylberechtigten wird mit dieser Initiative geholfen, einen Job zu finden. Heute reden sie, das Gros Afghanen, darüber, welchen Beruf sie erlernt haben, wie es ihnen damit ergangen ist. Kurz will wissen, was sie einst gewerkt haben. "Ich war Bankkauffrau", sagt eine junge Dame. "Ich habe in einem Hotel gearbeitet", tut eine andere kund. "Ich war Informatiker", erzählt ein Herr aus dem Iran. Die meisten "Quantenspringer" sprechen bereits Deutsch. Nun geht es darum, es so zu verbessern, dass die Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen. Zwei Abgänger sind schon zu vermelden: Sie haben einen Job. Ein anerkannter Flüchtling ist jetzt Koch, ein anderer Kellner in einem Eissalon. Landau ist erfreut: "Das Ziel ist ja, dass diese Menschen auf eigenen Beinen stehen."

Vor vier Jahren war Kurz schon hier. Damals wurde das Lerncafe eröffnet. Er und Landau bilanzieren diese Art der Nachmittagsbetreuung, die es an vier weiteren Plätzen geben wird, positiv: 92 Prozent der Kinder, die unterstützt worden seien, hätten das vergangene Schuljahr positiv abgeschlossen. "Das ist gut investiertes Geld", sagt Kurz, dessen Ministerium die Kurse finanziert. Schönborn spricht von "gelungenen, beeindruckenden Integrationsbeispielen". Beeindruckt dürften manche von den Gästen sein. Sie machen Selfies mit ihnen. Ein paar Kleine bitten um Autogramme. Amikal geben sich die Besucher: "Alles Gute, Sebastian", schreibt der eine, "Gott segne Dich, Christoph" der andere.

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