Alma Mater in Feierlaune

Am Donnerstag feierte die Uni Wien, die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis, im großen Festsaal mit Pauken und Trompeten ihr 650-jähriges Bestehen. Viele Ehrengäste waren anwesend, darunter Bundespräsident Heinz Fischer und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner.
Zum Gründungstag der Uni Wien kamen Honoratioren aus Politik und Wissenschaft.

Der Bundespräsident war da, der Wissenschaftsminister natürlich auch, die Rektoren der 22 heimischen Unis, dazu noch wissenschaftliche Aushängeschilder Österreichs wie Anton Zeilinger und Markus Hengstschläger. Sogar Papst Franziskus hat in einem Schreiben, das Rektor Heinz Engl vom Apostolischen Nuntius überbracht worden ist, zum Jubiläum gratuliert: Am Donnerstag wurde im Festsaal der Uni Wien dem Gründungstag vor 650 Jahren gedacht.

Universitätsstifter war 1365 der in Wien geborene Habsburger Herzog Rudolf IV. Damals kamen Studierende mit 14 bis 16 Jahren an die neue Uni, die Studienauswahl war mangels Wissens bescheiden: Theologie, Rechtswissenschaften, Medizin und die "Freien Künste" wurden angeboten, erinnerte Rektor Heinz Engl in seiner Festrede. Die ersten hundert Jahre der Universität, die von großer Autonomie geprägt waren, bezeichnet er als erstes goldenes Zeitalter. Über die Jahrhunderte, erklärte Engl, prägte die Universität Wien das geistige Leben Europas "und wird dies auch weiterhin tun".

In den Festreden wurden aber auch den dunklen Zeiten der 650-jährigen Geschichte gedacht: Bundespräsident Heinz Fischer sprach über die Zeit des Nationalsozialismus und den auch an den Unis wütenden Antisemitismus. Auch die Nachkriegszeit sei hart gewesen. Die Chance, vertriebene Professoren wieder zurück zu ihren Lehrstühlen nach Wien zu holen, wurde vertan.

Wissenschaftsminister Mitterlehner schaute in seiner Festrede in die Zukunft. Die Leistungen der Unis müssten sichtbarer werden, um das "älteste Wirtschaftsunternehmen der Stadt" zu legitimieren, befand er. Zudem müsse die Internationalisierung weiter vorangetrieben werden. Im Moment sind 20.000 Studierende an der Uni Wien aus dem Ausland. Der Minister kann sich, wie auch Rektor Heinz Engl, weitere Kooperationen mit Fachhochschulen vorstellen.

Kein Grund zum Feiern

Keine Freude herrscht bei der Österreichischen HochschülerInnenschaft, sie marschierte mit einem Transparent auf: "Es gibt keinen Grund zum Feiern." In einer Stellungnahme bedauern sie, dass es sich hier um "eine taumelnde Fortschrittsgeschichte" und um keine "Erfolgsgeschichte" handelt. Die Studentenvertreter mahnten Themen wie Faschismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung an der Uni Wien ein.

Lange Gesichter erwarteten die Festgäste auch direkt vor der Eingangsrampe: Vertreter des Mittelbaus, die "IG Lektoren und Wissensarbeiter", machten auf die Situation von 700 Uni-Lektoren aufmerksam, die bei meist nur einer Vorlesung pro Woche gerade einmal 360 Euro im Monat verdienen würden.

Alma Mater in Feierlaune

KURIER: Herr Rektor, worauf sind Sie rund um die Jubiläums-Feierlichkeiten besonders stolz?

Heinz Engl: Wir wollen auf die 650-jährige Geschichte zurückblicken, und Ausblicke auf die Zukunft ermöglichen. Aber vor allem wollen wir der Öffentlichkeit zeigen, was eine Universität für die Gesellschaft leistet und warum es wichtig ist, eine Universität zu haben. Immerhin geht es hier um Steuergelder.

Na dann: Warum ist es wichtig, eine Uni zu haben?

Weil wir sehr viele Leute ausbilden und noch mehr forschen, die Uni Wien ist die größte Forschungseinrichtung Österreichs. Und viele Ergebnisse der Grundlagenforschung haben schon in der Vergangenheit zu großartigen Innovationen geführt, so wird es auch künftig sein.

Wann war das goldene Zeitalter der Uni Wien? Jetzt?

Das erste goldene Zeitalter hatten wir in den ersten 100 Jahren, die Uni hatte damals ein hohes Maß an Autonomie. Da gab es etwa die Wiener mathematischen Schule, da ging es um mathematische Astronomie, Kopernikus baute auf diesen Erkenntnissen auf.

Haben Sie Wünsche für die Zukunft der Universität?

Was in 650 Jahren sein wird, ist schwer abzuschätzen. Die Universität Wien wird es sicher noch geben. Das zentrale einer Uni ist, dass sich Studierende anhand von Forschung bilden.

Könnten Sie sich vorstellen, dass es bald nur Telestudien mit dem PC gibt?

Nein, so wird es nicht sein. Wir nutzen bereits Netz-Technologien, um Lehrveranstaltungen zu unterstützen.

Damit Studenten nicht mehr am Boden sitzen müssen?

Ja. Das ist ein Problem der Raumknappheit und letztlich ein Problem der Finanzierung.

Eine Budgetidee für die Unis ist, Geld durch Stiftungen und Spenden zu generieren – nach amerikanischen Vorbild.

In den USA ist das etabliert. Das Stiftungsrecht ermöglicht das, aber es begünstigt es nicht. Und man müsste Personen finden, die bereit sind zu spenden.

Das neueste Times-Ranking sieht die Uni Wien nicht unter den Top 100 der Welt.

In Wahrheit ist das alles kaum vergleichbar. Ein Beispiel: Die Hongkong University of Science and Technology wurde erst vor 24 Jahren gegründet, hat 10.000 Studierende und dasselbe Budget wie wir – bei 90.000 Studierenden. Das ist auch unsere Konkurrenz.

Sie müssen ja nicht mit Hongkong konkurrieren.

Doch. Professoren der Uni Wien haben bereits Angebote von diesen Universitäten bekommen, wo ihnen gute Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Wie soll man da konkurrieren?

Durch Qualität. Die europäischen Universitäten müssen attraktive Forschungsmöglichkeiten bieten. Bei der Quantenphysik, um nur ein Beispiel zu nennen, haben wir das geschafft, da sind wir Weltklasse.

Derzeit landen viele Absolventen aber in der Generation Praktikum, keine rosige Perspektive.

Eine Studie über die Absolventen zeigt, dass die meisten rasch ein Arbeitsverhältnis beginnen, auch wenn wir nicht immer wissen, wie einträglich das ist. Absolventen haben am Arbeitsplatz generell bessere Chancen, als Personen ohne Hochschulabschluss.

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