Hat diese Kirche noch Geld verdient?

Hat diese Kirche noch Geld verdient?
Die Zusammen­legung von Pfarren ist der "ungehorsamen" Pfarrer-Initiative ein Dorn im Auge. Sie ruft zum Widerstand auf.

Weniger Kirche, weniger Geld? Diese Überlegung kommt erstmals vonseiten der Kirche. Die Frage stellt der "ungehorsame" Pfarrer von Probstdorf und Sprecher der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, in den Raum. Denn: "Darf man für geschrumpfte Strukturen noch Kirchenbeiträge verlangen?"

Auslöser für diese Diskussion ist die von Kardinal Christoph Schönborn angekündigte Strukturreform in der Erzdiözese Wien. Dabei sollen Pfarren zusammengelegt werden – Hintergrund ist der akute Priestermangel.

Rechtliche Bedenken

Doch das schmeckt den reformwilligen Pfarrern (derzeit rund 500, Anm.) gar nicht. Sie werden sich am kommenden Sonntag bei der Generalversammlung in Linz zu dem Thema beraten. Und sie präsentieren juristische Überlegungen, die dagegen sprechen: "Pfarren haben eine eigene Rechtsstellung. Pfarrgemeinden sind Rechtspersonen. Und da kann man nicht einfach sagen: Euch gibt’s jetzt nicht mehr", sagt Schüller. Der abgesetzte Dechant Peter Meidinger aus Markt Piesting in Niederösterreich formuliert das noch schärfer: "Das ist eine stille Enteignung der Pfarrgemeinden."

Dem widerspricht Michael Prüller, Sprecher der Erz­diözese Wien: "Zusammenlegungen von Pfarren sind ein kirchenrechtlicher Vorgang. Pfarren können aufgehoben und neu gegründet werden. Das liegt in der Ermessensfreiheit des Bischofs." Der örtliche Pfarrer habe die Möglichkeit, da­gegen vorzugehen. "Jeder kann eine Beschwerde in Rom einlegen."

Und: Es werde auch künftig keine "weißen Flecken" geben, verspricht er. "Die Strukturen verschwinden ja nicht. Es wird auch weiterhin Messen und Taufen geben."

Deshalb sieht er den Kirchenbeitrag gar nicht erst infrage gestellt. "Den zahle ich, weil ich Mitglied der Kirche bin und nicht wegen der Pfarre Hintertupfing."

Reißbrett-Lösung

Das sieht Schüller anders. "Die Kirche muss beim Menschen bleiben. Große Zentralpfarren, die auf dem Reißbrett entworfen werden, können nicht funktionieren." Es gebe viele lebendige Kirchengemeinden – doch die leben und sterben mit dem Pfarrer. "Und es gibt genug Berufene, die diese Aufgabe übernehmen würden. Nur wurden die bisher ausgeschlossen", meint Schüller. Darunter würden etwa "bewährte, verheiratete Männer" (viri probati) fallen oder Teilzeit-Leiter.

Die Pfarrer-Initiative will den Geistlichen bei der Versammlung in Linz "Mut­injektionen" verpassen. "Wir können nicht alles hinnehmen. Und wir müssen auch die Gemeinden ermutigen, sich einzumischen."

Doch offener Widerspruch hat Folgen – so wie beim geschassten Dechant Meidinger. Als Mitglied der Pfarrer-Initiative geriet er ins Visier des Kardinals. Jetzt ist er nur mehr Pfarrer in Markt Piesting. "Wenigstens erspare ich mir dadurch den Ärger, der jetzt produziert wird", sagt er. "Wenn das so weitergeht, fahren wir das Unternehmen an die Wand."

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