Ex-Neonazi im Vorstand der Privatstiftung

Martin Graf ist als Stiftungsvorstand zurückgetreten. Die 90-jährige Gertrud Meschar fühlt sich betrogen.

Einer ist weg, zwei sind noch da: Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf ist als Vorstand der Privatstiftung zurückgetreten; für die 90-jährige Gertrud Meschar, die Stifterin, ist damit längst nicht alles geklärt. Sie fühlt sich vom Vorstand betrogen – nach Grafs Rückzug besteht der aber immer noch aus zwei blauen Politikern, Meschar fordert auch deren Rücktritt. Es geht um den Wiener Landtagsabgeordneten Alfred Wansch (wie Graf "Olympe") und dem Anwalt Michael Witt. Witt war in den 1970ern führender Kader der "Aktion Neue Rechte (ANR)", die später verboten wurde.

Im "Monatsbefehl September 1977" forderte er etwa den "fanatischen Einsatz" der Kameraden "für Volk und Vaterland. Heil der Bewegung." Die ANR betone "ihre führende Bedeutung im nationalen Lager und ihren Anspruch auf umfassenden Einfluss im deutschen Lebensraum", hieß es. Witt war auch in der "Kameradschaft Babenberger"; die sich 1980 als "größte Wehrsportorganisation" Österreichs rühmte. Neben Witt war sowohl bei den Babenbergern als auch in der ANR der notorische Neonazi Gottfried Küssel aktiv.

Bananen

Witt hat als Anwalt der Stiftung, in der er im Vorstand sitzt, im Jahr 2008 Honorare über 10.000 Euro verrechnet. Laut dem Grün-Mandatar Karl Öllinger ist das ohne entsprechende Genehmigung passiert – da die Stiftung keinen Aufsichtsrat hat, hätte ein Gericht die Rechtsgeschäfte mit Vorständen absegnen müssen, sagt Öllinger. Er kritisiert auch erneut das Geschäftsgebaren: So soll der Vorstand gut verzinste Wertpapiere abgestoßen haben und 2007 um 50.000 Euro eine hochriskante Beteiligung an einem Fonds für Bananenkühlschiffe erworben haben.

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