„Viel zuhören und viele Fragen stellen“

„Viel zuhören und viele Fragen stellen“
Peter Launsky-Tieffenthal. Seit 100 Tagen ist der ranghöchste Österreicher bei der UNO im Amt

„Let’s give it a try!“ – „Lass es uns versuchen!“ Dieser Satz beinhaltet alles, was Peter Launsky-Tieffenthal an Amerika so schätzt. Seit hundert Tagen ist der Untergeneralsekretär der UNO im Amt und damit ranghöchster Österreicher bei den Vereinten Nationen. „Es ist toll, wenn man Ideen hat, kreativ ist und in diesem Land eine Chance hat“, sagt der 54-jährige D­iplomat und ehemalige Sprecher des österreichischen Außenministeriums.

„Es geht nicht!“ ist daher der Satz, den der UN-Kommunikationschef nicht so gerne hört. Diese Haltung war einer der vielen Gründe, warum er unter mehr als hundert Bewerbern den Top-Job im UN-Hauptquartier in New York bekam. In vier Hearings – eines davon mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon persönlich – überzeugte der Wiener die Jury.

Teamplayer

„Die Frage war, traust du dir und deinem Managementstil zu, die Umstrukturierung, die natürlich nicht nur auf Zustimmung beim Team stößt, durchzuführen“, sagt Launsky-Tieffenthal in seinem Lieblingscafé „Le Pain Quotidien“ auf der 2nd Avenue, ein paar Blocks von seiner neuen Wohnung und vom UNO-Gebäude entfernt.

Dort ist er Chef von 750 Mitarbeitern und drei Sektionen: Die News and Media D­ivision, Public Outreach und Strategic Communication Division. Und ja, er traut sich als Teamplayer zu, Strukturen zu ändern. Auch die UNO muss im Zuge der Wirtschaftskrise, nachdem die Mitgliedsbeiträge der Staaten gesunken sind, rationalisieren. „Wir brauchen Gott sei Dank keine Leute kündigen, aber wir müssen Synergien zwischen den drei Sektionen schaffen. Etwa die Verbindung von traditionellen und neuen Medien.“ Er bindet seine Mitarbeiter ein, bildet Arbeitsgruppen, die Vorschläge erarbeiten. „Zum Schluss liegt es
aber an mir, zu entscheiden.“

Ban Ki-moon lege vor allem Wert auf Loyalität, dass man bereit ist, zu lernen und dass man sich mit den Zielen und Visionen der UNO identifizieren kann. „Das trifft auf mich zu, meine Aufgaben füllen mich nicht nur aus, sondern erfüllen mich auch mit einer gewissen Leidenschaft“, sagt der Jurist.
Visionen Der ehemalige Generalkonsul in Los Angeles hat einen vollen Terminkalender. Um halb acht Uhr sitzt er an seinem Schreibtisch im 11. Stock. Dort laufen die Informationen seiner Mitarbeiter zusammen. 40 Prozent arbeiten im Haus, der Rest ist weltweit in 63 Büros verteilt. Vor 20 Uhr verlässt Launsky-Tieffenthal nie das Büro.

Viele Projekte muss er koordinieren: Die Kommunikation mit 1600 NGOs, die mit der UNO zusammenarbeiten. Die Büros für 130 Journalisten im UN-Headquarter werden gerade geplant. Der UN-Auftritt bei der Expo 2015 in Mailand – „rein virtuell, ohne Pavillon“ – ist in Vorbereitung. Und jährlich werden 600.000 Besucher durch die UNO geführt. „Wir wollen die Ziele der Vereinten Nationen den Menschen näherbringen, transparenter werden und vor allem Social Media nützen.“

Nach einem langen Arbeitstag folgen dann meist noch Abendveranstaltungen. Frühestens um 21 oder 22 Uhr kommt er manchmal zum Tennisspielen oder zum Joggen durch den Central Park. Am Sonntag nimmt sich der Film-Freak Zeit, ein Art House Cinemas zu besuchen.
Launsky-Tieffenthal ist glücklich, dass in seinen Bereich auch die Kooperationen der UNO mit der Filmwirtschaft fällt. „Momentan laufen weltweit 36 Filmprojekte, die unter anderem UN-Themen beinhalten. Das ist eine Möglichkeit, die Vereinten Nationen einem breiten Publikum näherzubringen. Oft wird in unserem Headquarter gedreht. Am eindrucksvollsten war 2005
,Interpreter‘ mit Nicole Kidman.“

Schnell hat sich der „Austrian Man in New York“ in 100 Tagen eingelebt. Der Grund: „Viel zuhören und viele Fragen stellen. Das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen. Und über dieses Vertrauen den Zugang zu strategischen und interessanten Meetings bekommen.“

Kommentare