Auch beim Papst sollen Flüchtlinge einziehen

Papst Franziskus appelliert an alle Pfarren in ganz Europa, Flüchtlinge aufzunehmen
Die katholische Kirche könnte in ganz Italien rund 100.000 Unterkünfte aufbieten.

Rasches Handeln ist in der aktuellen Flüchtlingssituation gefragt. Papst Franziskus hat beim Angelus-Gebet am Sonntag einen ausdrücklichen Appell an alle Pfarren und kirchlichen Einrichtungen in Europa gerichtet: "Jede Pfarre soll eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen."

Der Papst selbst, bekannt für seine Solidarität mit Flüchtlingen, will mit positivem Beispiel vorangehen. Noch diese Woche sollen zwei Flüchtlingsfamilien in zwei Wohnungen im Vatikan einziehen. Die Unterkünfte werden von den vatikanischen Pfarreien San Pietro und Sant’Anna zur Verfügung gestellt.

Ökonomische Hilfe

"Nach dem Appell des Papstes haben wir uns sofort an die Arbeit gemacht, um gemeinsam mit der vatikanischen Güterverwaltung Apsa zwei passende Wohnung zu finden. Auf Wunsch des Pontifex werden wir auch medizinische und ökonomische Unterstützung bereitstellen", sagte der Erzpriester des Petersdoms, Kardinal Angelo Comastri. Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Angelo Bagnasco, sprach angesichts der Ankündigung des Papstes von "einer großen Überraschung, die uns ermutigt unseren Weg der Barmherzigkeit gegenüber armen und verzweifelten Menschen fortzusetzen."

Zahlreiche Pfarreien von Bozen bis Palermo mobilisieren sich, um die Forderung des Papstes zu erfüllen. Gerade angesichts des bevorstehenden Heiligen Jahres soll, so der Papst, in jeder Pfarre, in jedem Kloster und jeder Ordensgemeinschaft in Europa diese konkrete Hilfe zum Ausdruck kommen. Als Beispiel nannte er Mutter Teresa von Kalkutta, die offen gegenüber allen Menschen war.

Auf einer Landkarte der katholischen Einrichtungen in Italien sind 25.000 Pfarren, 14.000 Klöster und Abteien sowie 2500 Wallfahrtsstätten aufgelistet. Insgesamt könnten landesweit rund 100.000 Plätze als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden.

Der Erzbischof von Turin Cesare Nosiglia hatte vor wenigen Wochen alle kirchlichen Einrichtungen in der norditalienischen Region Piemont gebeten, jeweils fünf Flüchtlinge aufzunehmen. Die Mailänder Diözese hat gemeinsam mit der Caritas insgesamt 900 Flüchtlinge für die nächsten zwei Jahre aufgenommen.

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