US-Luftwaffe fliegt erneut Angriffe auf IS-Kämpfer

Luftangriffe gegen die Terrormiliz IS
Österreich befürwortet Waffenlieferungen an die Kurden. 700 Stammesangehörige in Syrien getötet.

Die USA sind erneut Luftangriffe auf Islamisten im Nordirak geflogen. Die neun Angriffe richteten sich erneut gegen Kämpfer der Gruppe Islamischer Staat (IS) nahe der Hauptstadt des kurdischen Autonomiegebiets, Erbil, und des größten Staudamms des Landes in der Nähe der Stadt Mossul, teilte das US-Militär am Samstagabend mit.

Mehr als zehn gepanzerte Truppentransporter, Schützenpanzer und Geländewagen seien zerstört oder beschädigt worden. Kampfjets und Kampfdrohnen seien an den Angriffen beteiligt gewesen.

Vor rund einer Woche haben die USA mit Luftschlägen begonnen, um das irakische Militär und die Peschmerga-Miliz der Kurdenregion im Kampf gegen die Islamisten zu unterstützen und Hunderttausende Flüchtlinge im Nordirak zu schützen. Die IS-Kämpfer hatten den strategisch wichtigen Mossul-Staudamm Anfang August erobert, mit dem sie weite Teil der Wasser- und Stromversorgung in der Region kontrollieren.

Am Samstag wurde bekannt, dass jihadistische Kämpfer der Gruppe "Islamischer Staat" nach Angaben von Aktivisten in Syrien innerhalb von zwei Wochen mehr als 700 Angehörige eines Stammes getötet haben (mehr dazu unten).

Waffen an Kurden

US-Luftwaffe fliegt erneut Angriffe auf IS-Kämpfer
Sebastian Kurz Interview am 31.10.2012
Österreich befürwortet nun Waffenlieferungen an die Kurden im Kampf gegen die jihadistische Terrormiliz IS. Die Situation im Irak sei so dramatisch und die Bedrohung für religiöse Minderheiten so stark, dass es notwendig sei neben der humanitären Hilfe auch militärisch zu agieren, so Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) am Samstag imÖ1-Morgenjournal.

"Das sind einerseits Luftangriffe der Amerikaner, andererseits wahrscheinlich die Notwendigkeit Waffen zu liefern an Kurden und andere Gruppe, damit sie sich gegenüber den Terroristen selbst verteidigen können", so Kurz weiter. Daher respektiere Österreich die Entscheidung der EU durchaus offen zu sein für Waffenlieferungen, je nach Möglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen in den Mitgliedstaaten. Österreich werde sich stark im humanitären Bereich engagieren, wiederholte Kurz.

Massaker an Jesiden

Zuvor hatten Vertreter der halbautonomen Kurdenregion berichtet, dass die Islamisten in einem Dorf etwa 80 Jesiden umgebracht hätten. Die Angehörigen der religiösen Minderheit hätten sich geweigert zum Islam überzutreten. Laut Augenzeugen sollen die Männer erschossen und die Frauen und Kinder verschleppt worden sein.

Es war zunächst unklar, ob der US-Luftangriff in Zusammenhang mit dem Massaker stand. US-Präsident Barack Obama hatte vor einer Woche Luftschläge autorisiert, um den Vormarsch der Islamisten zu stoppen und einen Völkermord an den Yeziden zu verhindern. Die sunnitischen Islamisten bezeichnen die Yeziden als Teufelsanbeter und bedrohen sie mit dem Tod. Die IS gilt als radikaler als das Terrornetzwerk Al-Kaida und hat in den eroberten Gebieten in Syrien und im Irak einen Gottesstaat ausgerufen. Immer wieder wird von Gräueltaten berichtet.

Steinmeier im Irak

US-Luftwaffe fliegt erneut Angriffe auf IS-Kämpfer
epa04356213 German Foreign Minister Frank- Walter Steinmeier (L) shakes hands with Masoud Barzani, President of the Iraqi Kurdistan Region in Erbil, Iraq, 16 August 2014. Steinmeier is on a visit to Iraq to see what help and support can be given to Kurdish Forces. EPA/MICHAEL KAPPELER
Zum Auftakt seines Irak-Besuchs hat der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier den Kurden im Norden des Landes Unterstützung im Kampf gegen die islamistische Terrormiliz IS zugesichert. "Die täglichen Bilder aus dem Irak mit ermordeten, abgeschlachteten Menschen lösen in der ganzen Welt - auch in Deutschland - Erschütterung und Entsetzen aus", sagte er Samstagfrüh in Bagdad.

"Eine terroristische Mörderbande versucht sich das Land untertan zu machen," so Steinmeier nach seiner Ankunft in der irakischen Haupstadt. Mit dem Präsidenten des kurdischen Autonomiegebiets, Massoud Barzani, wolle er in Erbil über mögliche weitere Hilfsleistungen Deutschlands sprechen. Deutschland hat sich zur Lieferung militärischer Ausrüstung bereit erklärt und schließt auch Waffenexporte nicht aus.

Barzani forderte unterdessen im Interview mit dem deutsche Magazin Focus die internationale Staatengemeinschaft auf, die Finanzquellen der Terrormiliz Islamischer IS umgehend trockenzulegen. Durch Erpressung und den Diebstahl von Öl nehme die IS jeden Tag drei Millionen US-Dollar ein, erklärte er.

Steinmeier: Stabilitätsanker könnte fallen

Steinmeier will in Bagdad auch mit der irakischen Führung sprechen, unter anderen mit dem designierten Premier Haider al-Abadi. "Wir müssen befürchten, dass auch die letzten Stabilitätsanker hier im Irak fallen könnten", sagte der deutsche Außenminister. Den Verzicht des bisherigen Regierungschefs Nuri al-Maliki auf eine dritte Amtszeit nannte er "einen kleinen Lichtblick". Nach Wochen des Stillstandes komme endlich der Prozess einer Regierungsbildung in Gang.

Mit dem designierten Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi "ist große Hoffnung verknüpft, dass er derjenige ist, der die unterschiedlichen Regionen und Religionen in einer gemeinsamen Regierung verkörpert". Nur so könne der IS die Unterstützung der vielen Unzufriedenen in dem Land entzogen werden, sagte Steinmeier.

Al-Maliki hatte sich am Donnerstag zugunsten Al-Abadis zum Rückzug bereit erklärt und damit die politische Blockade in dem Land gelöst. Die Terrormiliz IS nutzte das Machtvakuum in Bagdad für ihren Vormarsch, trieb Zehntausende in die Flucht und machte so internationale Hilfseinsätze nötig. Al-Maliki wurde als Hemmnis für eine Aussöhnung der Volksgruppen gesehen. Insbesondere die sunnitische Minderheit war unter seiner Führung lange systematisch benachteiligt worden. Al-Abadi hat eine Politik der nationalen Einheit angekündigt.

Jihadistische Kämpfer der Gruppe "Islamischer Staat" (IS, vormals ISIS/ISIL) haben nach Angaben von Aktivisten in Syrien innerhalb von zwei Wochen mehr als 700 Angehörige eines Stammes getötet. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mitteilte, hatte der im Osten Syriens siedelnde Stamm der Shaitat versucht, sich gegen die sunnitischen Jihadisten zu erheben.

Unter den Toten sind den Angaben zufolge 100 bewaffnete Kämpfer. Bei den übrigen Todesopfern handelt es sich demnach um Zivilisten. Die Menschen seien in mehreren Dörfern der Provinz Deir ez-Zor (al-Zor) getötet worden, die größtenteils von IS-Jihadisten kontrolliert wird. Die Gruppierung, die unter anderem mit großer Brutalität gegen Minderheiten vorgeht, hatte das Gebiet dem von ihr Ende Juni proklamierten "Kalifat" eingegliedert, das Teile Syriens und des Irak umfasst.

Spenden für die Flüchtlinge im Irak erbeten an:

Rotes Kreuz: IBAN AT57 2011 1400 1440 0144, Kennwort Irak;

Caritas: IBAN AT 9260000 0000 7700 004 („Irak“),

Kirche in Not: IBAN AT72 6000 0000 9206 5338 (Irak“)

Tausende Yeziden und Kurden haben in Hannover gegen gewaltsame Übergriffe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf Minderheiten im Nordirak protestiert. Demonstranten hielten am Samstag Fotos von Kindern mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Höhe, auf Plakaten stand "Stoppt den Terror" oder "Stoppt den Völkermord". Zu dem friedlichen Protestmarsch waren Menschen aus ganz Deutschland angereist.

Die Polizei zählte rund 10.500 Teilnehmer, nach Angaben der Organisatoren waren es mehr als dreimal so viele. "Die Situation in den betroffenen Gebieten ist immer noch sehr kritisch", sagte Yilmaz Kaba aus Celle, einer der Organisatoren der Demonstration. Es gebe Berichte von Massakern. Außerdem sei ein ganzes Dorf von den IS-Milizen vor ein Ultimatum gestellt worden. "Den Bewohnern wurde damit gedroht, dass sie getötet werden, wenn sie nicht zum Islam übertreten", sagte Kaba.

Die religiöse Minderheit der Yeziden stammt aus dem Irak, Syrien, der Türkei und aus dem Iran. Wegen ihrer Verfolgung vor allem im Irak sind viele Anhänger dieser Religion ins Ausland geflohen. In Deutschland leben zwischen 50.000 und 90.000 Yeziden, überwiegend in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Zu der Demonstration in Hannover hatten Yezidische und kurdische Gruppen aufgerufen. In anderen deutschen Städten sollte es am Samstag ebenfalls Kundgebungen und Mahnwachen geben.

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