Varoufakis' "Narzissmus ist gefährlich"

Die Griechen stehen weiter zu ihrem Finanzminister, stoßen sich aber an dessen Medienauftritten.

Schon wieder macht er Schlagzeilen: Nach knapp zwei Monaten in der Regierung der linksradikalen Partei Syriza ist Finanzminister Yanis Varoufakis zum Medienstar im Kabinett geworden. Erst die Aufregung über eine Fotoreportage der Pariser Klatschzeitschrift Paris Match: Die zeigte Bilder von Varoufakis' schönem Leben in einem Athener Penthouse – in einem Land, das in einer tiefen Finanzkrise steckt. Dann redete der Finanzminister Sonntagabend im deutsche Fernsehen bei Moderator Günter Jauch alle an die Wand. Den Vorwurf, er habe 2013 bei einem Auftritt in Kroatien Deutschland den Stinkefinger gezeigt, stritt er ab: reine Fotomontage.

"Ich kaufe es ihm nicht ab, dass er ein Kommunist ist, höchstens ein Sozialist", sagt der 50-jährige Bauunternehmer Andreas zum KURIER. Er ging mit Varoufakis’ Ehefrau Danae Stratou in die Schule. Stratou, eine Installationskünstlerin, kommt aus einer der reichsten griechischen Industriellenfamilien. Varoufakis selbst stammt auch aus wohlhabenden Verhältnissen. Trotzdem hat Andreas, der immer nur für den Syriza-Gegner, die konservative Partei Nea Dimokratia, gestimmt hat, den neuen Finanzminister anfangs ganz toll gefunden. "Ich war glücklich, dass er kein radikaler Linker ist, sondern ein normaler Mensch. Ich war auch von seinem ersten Treffen mit dem Chef der Eurozone (dem holländischen Finanzminister, Anm.) sehr beeindruckt: Er hat mir den Stolz zurückgegeben, dass ich ein Grieche bin", erklärt der Bauunternehmer. Mittlerweile hält er Varoufakis für gefährlich. "Sein Narzissmus ist sehr gefährlich, weil es seinen Kopf und seine Politik verdreht."

"Nicht begeistert"

Der 35-jährige Nikos meint, Varoufakis sei der beste griechische Finanzminister, den er kenne. Trotzdem sieht er die Medienauftritte des Ministers kritisch. "Ich war nicht sehr begeistert über die Bilder in Paris Match. Ich verstehe nicht, was das bringen soll", sagte Nikos.

"Er ist sehr intelligent, bestimmt ein toller Professor, aber er ist ein Theoretiker und ist nicht für tägliche Verwaltungsarbeit geeignet", meint der 48-jährige Unternehmer Yannis. Er hält den griechischen Finanzminister schlicht für "exzentrisch", und findet, er sei besser als Wirtschaftsberater und nicht Finanzminister.

"Solange er die Pläne der Regierung durchsetzt, ist mir egal, wie er privat ist – mittlerweile bin ich mir aber unsicher, ob die Regierung überhaupt Pläne hat", meint die 32-jährige Maria. Trotz mehrerer unbezahlter Praktika und eines Studiums der internationalen Finanzen im Ausland ist sie seit zwei Jahren arbeitslos. Im Jänner hat Maria wie viele Griechen in ihrer Lage Syriza gewählt, in der Hoffnung, diese werde ihr ein besseres Leben bringen. Über das luxuriöse Leben von Varoufakis, das Paris Match abgebildet hat, macht sie sich keine Gedanken. "Ich mag seine protzige Art nicht, aber er ist nicht korrupt", sagt Maria.

Die Paris-Match-Bilder seien eine Verschwörung, vermutet hingegen der 50-jährige Elias. "Die Attacke gegen diese Fotos ist Teil der Kampagne gegen ihn und gegen die Regierung in Griechenland", ist Elias überzeugt.

Derzeit muss sich Varoufakis noch an einer anderen FRont verteidigen: Ein Video aus dem Jahr 2013 zeigt Varoufakis bei einer Podiumsdiskussion in Zagreb, dabei erhebt er in seinen Ausführungen den Mittelfinger - symbolisch Richtung Deutschland. Mehr dazu hier.

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