Was in den Geschichtsbüchern stehen wird, entscheiden wir

Was in den Geschichtsbüchern stehen wird, entscheiden wir
In letzter Zeit frage ich mich oft, was in 20 oder 30 Jahren in den Geschichtsbüchern stehen wird.

Der syrische Bürgerkrieg hat 2011 begonnen. Bis zu 240.000 Menschen sind tot. Millionen sind auf der Flucht, immer öfter auch vor den Dschihadisten des "Islamischen Staates". Im Libanon und in Jordanien ist eine von vier Personen ein syrischer Flüchtling. Dem Morden knapp entkommen, aber ohne Perspektiven, entschließen sich viele, weiterzuflüchten.

Die Flüchtlinge, die es bis nach Europa, nach Österreich geschafft haben, wollten nicht unbedingt zu uns. Sie wollten nur dorthin, wo Frieden herrscht und sie ein neues Leben aufbauen können. Die 71 Menschen, die in einem Lkw erstickt sind, mahnen uns. Auch die Toten haben Österreich erreicht.

Solidarität statt Hass

Was in den Geschichtsbüchern stehen wird, entscheiden wir
Was wird in den Geschichtsbüchern stehen? Es wird da auch stehen, dass in Deutschland Häuser für Flüchtlinge angezündet worden sind; dass im Aufnahmezentrum Traiskirchen menschenunwürdige Zustände geherrscht haben; dass einige Institutionen sich gesträubt haben, menschenwürdige Maßnahmen umzusetzen. Es wird stehen, dass sogenannte "besorgte Bürger" auf der Straße und im Internet Hass verbreitet haben; dass populistische Parteien aus der Angst der Menschen Profit geschlagen haben.

Aber es wird auch stehen, dass Menschen Solidarität und Initiative gezeigt haben. Menschen, die Flüchtlingen helfen, Sprachkurse geben, Kleidung, Schulmaterial, Zeit spenden, die gegen Xenophobie auf die Straße gehen, leisten Unglaubliches. Sie regen an, selbst etwas zu tun. Helfen macht viel glücklicher, als sich in vorgefassten Meinungen und Ressentiments zu verstecken und Menschen das Recht auf ein Leben in Sicherheit und Freiheit abzusprechen.

Gestern habe ich wieder Kleidung, Schulsachen und Schuhe von mir zusammengesammelt. Heute werde ich im Internet Deutschlehrbücher suchen. In wenigen Wochen, so hoffe ich, werden ein paar Flüchtlinge in meine Heimatgemeinde ziehen. Ich freue mich schon.

Geschichte wird das werden, was wir heute machen. Oder anders: Was in 20, 30 Jahren in den Geschichtsbüchern stehen wird, das entscheiden wir.

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