IS-Kämpfer töteten 20 Kurden nahe Kobane

Blick auf die zerstörte Stadt Kobane.
Dschihadisten erneut in nordsyrischer Grenzstadt. Selbstmordanschlag mit vielen Toten.

Die Dschihadistenorganisation Islamischer Stadt (IS) ist erneut bis in die nordsyrische Grenzstadt Kobane vorgestoßen. In der Nacht habe es in mehreren Gebieten des Ortes schwere Kämpfe zwischen kurdischen Einheiten und den Dschihadisten gegeben, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag. Bei den Gefechten und einem IS-Selbstmordanschlag seien mehrere Menschen getötet worden.

Wie die Organisation mitteilte, hatte ein IS-Kämpfer sich in der Nähe des Grenzübergangs zur Türkei mit einem Fahrzeug in die Luft gesprengt. Unklar war vorerst, woher der Jihadist seinen Anschlag startete. Das syrische Staatsfernsehen berichtete ohne Nennung von Quellen, er sei direkt aus dem Nachbarland gekommen. Als "unwahr" bezeichnete der Gouverneur der angrenzenden türkischen Region die Angabe und fügte hinzu, der Angreifer kam aus der syrischen Grenzstaat Jarabulus.

Dutzende Tote

Bei der Explosion und den Gefechten kamen laut Krankenhausangaben aus Kobane mindestens zwölf Menschen ums Leben und 70 weitere Personen wurden verletzt. Ein Augenzeuge berichtete von Dutzenden Toten, die meisten von ihnen seien Zivilisten. Idriss Nassan, ein Sprecher der kurdischen Verteidiger Kobanes, erklärte, die Gefechte gingen weiter, die Lage sei aber unter Kontrolle.

IS-Kämpfer griffen am Donnerstag auch die östlich von Kobane gelegene Stadt Hasakah an. Bei heftigen Kämpfen seien mindestens 20 Dschihadisten und 30 Anhänger des syrischen Regimes getötet worden, erklärte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle weiter. Die Extremisten hätten einige Teil der Stadt eingenommen.

Militärquellen dementieren

Syrische Militärquellen dementierten den Bericht, laut ihren Angaben wurde der Angriff abgewehrt. Die Provinzhauptstadt Hasakah ist aufgeteilt in ein von den Kurden und ein von regierungstreuen Kämpfern kontrolliertes Gebiet.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich in Syrien auf ein Netzwerk von Informanten, ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Menschen hingerichtet

Nach Angaben von Aktivisten hat der IS mindestens 20 Kurden, darunter Frauen und Kinder, hingerichtet. Die Exekutionen hätten am Donnerstag in einem Dorf südlich der umkämpften Stadt Kobane stattgefunden, teilte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Die Dschihadisten hätten auch Bewohner des Ortes Barekh Butan erschossen, die sich im Kampf gegen den IS bewaffnet hätten, hieß es weiter. Nach vorherigen Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle, deren Angaben von unabhängiger Seite kaum überprüft werden können, drangen IS-Kämpfer auch in die nordsyrische Kurdenstadt Kobane ein.

In der Grenzstadt zur Türkei soll nach jüngsten Angaben der Aktivisten eine zweite Autobombe explodiert sein.

Der IS hatte die vor allem von Kurden bewohnte Grenzstadt bereits im vergangenen Jahr angegriffen und große Teile Kobanes eingenommen. Mit Hilfe von Luftangriffen der internationalen Koalition gelang es den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) in monatelangen Kämpfen jedoch, die Dschihadisten zurückzudrängen. Ende Jänner wurde Kobane endgültig befreit. Kämpfe und Luftangriffe haben jedoch große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Erst in den vergangenen Wochen war langsam wieder Leben nach Kobane zurückgekehrt.

Der neue IS-Angriff erfolgte nur wenige Tage, nachdem die Extremisten im Norden Syriens schwere Niederlagen gegen die Kurden einstecken mussten. In der vergangenen Woche hatten die Volksschutzeinheiten die weiter östlich gelegene Grenzstadt Tel Abyad befreit. Am Dienstag nahmen sie den Ort Ain Issa und rückten bis auf rund 50 Kilometer an die syrische IS-Hochburg Al-Raqqa heran. Die Extremisten verloren durch die Niederlagen ihre wichtigsten Nachschubwege in die Türkei.

Angriffe auf syrische Armee im Süden

Gegner des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad treiben unterdessen ihre Offensive auch im Süden des Landes voran. In der Umgebung mehrerer ländlicher Orte in der Provinz Daraa seien bei Kämpfen Dutzende Angreifer getötet worden, hieß es am Donnerstag in syrischen Militärkreisen. Einer Oppositionsgruppe zufolge gingen die Rebellen in der Nacht auch gegen Armee-Stellungen in der Provinzhauptstadt Daraa vor.

Im Norden des Landes stieß die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) erneut gegen die nordsyrische Grenzstadt Kobane vor. IS-Kämpfer lieferten sich Gefechte mit der kurdischen Miliz, teilte eine Beobachtergruppe mit. Zugleich habe die IS-Miliz Teile der Stadt Hasakah im Nordosten Syriens von Regierungstruppen zurückerobert, teilte die in London ansässige oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiter mit. In Militärkreisen hieß es dagegen, die Armee habe den Angriff abgewehrt.

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