Südostasien in der Flüchtlingskrise: Beratungen

Menschenrechtsaktivisten zufolge sind derzeit tausende Bootsflüchtlinge in der Region unterwegs.
Mehrere Treffen in den nächsten Tagen geplant. Scharfe Kritik an Haltung Myanmars.

Wegen der Flüchtlingskrise in Südostasien wollen die Staaten der Region zusammenkommen. Während für Sonntag ein Treffen der Außenminister Malaysias und Bangladeschs geplant war, soll es in den kommenden Tagen weitere Treffen mit den Außenministern Indonesiens und Thailands geben. Scharfe Kritik gab es an Myanmar, das sich trotz der von dort in Massen flüchtenden Rohingya nicht zuständig sieht.

Der Golf von Bengalen und die Andamanensee werden derzeit von einer immensen Flüchtlingskrise beherrscht. Vor allem Angehörige der muslimischen Rohingya-Minderheit aus Myanmar und Flüchtlinge aus dem verarmten Bangladesch versuchen, über das Meer Malaysia, Indonesien oder Thailand zu erreichen.

Tausende Bootsflüchtlinge unterwegs

Menschenrechtsaktivisten zufolge sind derzeit tausende Bootsflüchtlinge in der Region unterwegs. Die malaysischen, indonesischen und thailändischen Behörden schickten zuletzt aber wiederholt Flüchtlingsboote zurück aufs Meer. Die USA riefen die südostasiatischen Staaten auf, sich für die Rettung der Migranten einzusetzen und ihnen Schutz zu gewähren.

Angesichts des international zunehmenden Drucks sollen nun mehrere Außenministertreffen in Malaysia stattfinden. Der malaysische Außenminister Anifah Aman hatte laut der Nachrichtenagentur Bernama für Sonntag ein Treffen mit seinem Kollegen aus Bangladesch, Abul Hassan Mahmood Ali, angekündigt.

Am Montag sollte eine Unterredung mit der indonesischen Außenministerin Retno Marsudi, voraussichtlich am Mittwoch dann ein Gespräch mit Thailands Außenminister Tanasak Patimapragorn folgen. Für den 29. Mai ist ein regionaler Gipfel in Thailand geplant, der von Myanmar boykottiert wird.

Malaysias Regierungschef Najib Razak forderte Myanmar am Samstag zum Handeln auf. Die Menschen würden aus Myanmar wegen "innerer Probleme fliehen, in die wir nicht eingreifen können". Malaysias Vize-Regierungschef Muhyiddin Yassin sagte am Sonntag, Myanmar sollte sich intern mit der Rohingya-Gemeinde auseinandersetzen, "anstatt diese den Nachbarstaaten aufzudrängen". Indonesiens Ex-Präsident Susilo Bambang Yudhoyono schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, es sei unfair, Indonesien, Malaysia und Thailand die Schuld zu geben.

Myanmars Kooperation ist von zentraler Bedeutung, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Ein Großteil der Flüchtlinge, die seit Wochen über das Meer nach Indonesien, Thailand und Malaysia zu gelangen versuchen, sind Angehörige der ethnischen Minderheit der Rohingya. Die staatenlose Volksgruppe leidet in Myanmar unter Diskriminierung und Gewalt.

Die Regierung sieht die Rohingya aber als illegale Einwanderer aus Bangladesch an, die kein Recht auf die Staatsangehörigkeit hätten. Das Land sieht sich deshalb in der Frage als nicht zuständig an und lehnt Beratungen darüber bei regionalen Treffen ab. Aus dem Außenministerium Bangladeschs hieß es am Samstag, die "Krise der Rohingya" sei von Myanmar hausgemacht; das Land sei deshalb in der Verantwortung.

Berichte über tödliche Kämpfe auf den Booten

Auf den oft völlig überladenen Booten herrschen unterdessen fürchterliche Zustände. Überlebende eines Bootes, das vor der Küste Indonesiens sank, berichteten einem BBC-Reporter von tödlichen Kämpfen um die knappen Vorräte zwischen Rohingya und Flüchtlingen aus Bangladesch. Laut Überlebenden war das Schiff zwei Monate lang unterwegs, als die Besatzung es diese Woche sich selbst überließ. Das Boot wurde erst von Indonesien und dann von Malaysia abgewiesen.

Ein anderes Boot mit 300 Rohingya an Bord, darunter abgemagerte Frauen und Kinder, trieb am Sonntag weiter ziellos auf dem Meer, nachdem es am Donnerstag von Thailand abgewiesen worden war. Nichtregierungsorganisationen und Journalisten versuchten das Schiff bisher ohne Erfolg aufzuspüren.

Kommentare