PKK-Angriff bringt türkischer Armee schwere Verluste

Bei einer Attacke der PKK wurden einige türkische Soldaten getötet.
Regierung in Ankara kündigt "gerechte Strafe" an.

Die kurdische Rebellengruppe PKK hat der türkischen Armee bei einem Angriff in Südostanatolien schwere Verluste beigebracht. Die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF meldete am Montag unter Berufung auf die militärische Führung der Rebellen, 31 Soldaten seien bei dem Angriff ums Leben gekommen. Eine Bestätigung lag zunächst nicht vor.

Regierung und Armee in Ankara sprachen zwar von Verlusten, nannten aber keine Zahlen. Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hatten am Sonntag bei Daglica in der Nähe der irakischen Grenze einen Militärkonvoi unter Feuer genommen. Dabei seien mehrere Soldaten getötet und weitere verletzt worden, gab das Militär bekannt. Laut Armee wurden "zwei gepanzerte Fahrzeuge" des Konvois durch einen Sprengsatz "schwer beschädigt". Als Antwort flogen Kampfflugzeuge Einsätze gegen insgesamt 13 PKK-Stellungen in der Gegend.

Türkei kündigt "gerechte Strafe" an

Die PKK sprach zunächst von 15 getöteten Soldaten, gab die Zahl der Opfer in einer zweiten Stellungnahme aber mit 31 an. Unter den Getöteten befinde sich ein türkischer Oberstleutnant. Sollten sich die PKK-Angaben bestätigen, wäre dies einer der verlustreichsten Kämpfe für die Türkei seit Ausbruch des Konflikts im Jahr 1984.

PKK-Angriff bringt türkischer Armee schwere Verluste
Turkey's President Tayyip Erdogan addresses a conference in Ankara, Turkey, September 3, 2015. Turkish President Tayyip Erdogan called on Thursday for developed countries, notably in Europe, to be more sensitive on the immigration crisis, saying he did not consider the way some European countries classify refugees as humane. In a speech at a conference in Ankara, Erdogan also said that terrorism was the biggest threat to the economy and a growing problem on which Western nations were not showing enough sensitivity. REUTERS/Umit Bektas

Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Sonntagabend dem privaten Fernsehsender A Haber, der Anschlag sei während eines Einsatzes der Armee gegen PKK-Stellungen erfolgt. Die Antwort werde "sehr gezielt und entschlossen" ausfallen. Kulturminister Yalcin Topcu kündigte laut der Nachrichtenagentur Anadolu an, die PKK und ihre Anhänger würden ihre "gerechte Strafe" erhalten.

Demirtas verurteilt Gewalt

Der Anschlag war so schwer, dass Regierungschef Ahmet Davutoglu am Sonntagabend den Besuch eines Fußballspiels in Konya vorzeitig beendete und in Ankara zu einer Krisensitzung mit den Spitzen von Behörden und Militär eilte. Der Chef der legalen türkischen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, brach einen Besuch in Deutschland ab und reiste aus Berlin in die Türkei zurück. Auf Twitter verurteilte Demirtas die jüngste Eskalation der Gewalt und erklärte, es könne keine Rechtfertigung für das Töten geben.

PKK-Angriff bringt türkischer Armee schwere Verluste
epa04890086 Turkish HDP leader Selahattin Demirtas during a presser with the Swedish Foreign Minister Margot Wallstrom (not in picture) at the Swedish government headquarters Rosenbad in Stockholm, Sweden, 20 August 2015. Turkey's Supreme Electoral Council recommended November 1 as the date for new elections after the failure of President Recep Tayyip Erdogan's party to form a coalition government, a news report said 20 August 2015. EPA/BERTIL ERICSON SWEDEN OUT

Nach dem Angriff stürzte die türkische Lira auf einen neuen Tiefstand. Für einen Dollar mussten am Montag zu Handelsbeginn fast 3,05 Lira bezahlt werden, für einen Euro wurden zeitweise 3,39 Lira fällig.

Neuwahlen am 1. November

Seit dem Ende der Waffenruhe zwischen der Regierung und der PKK Ende Juli liefern sich Sicherheitskräfte und Anhänger der kurdischen Rebellenbewegung täglich Gefechte. Etwa tausend PKK-Kämpfer wurden nach Angaben amtlicher Medien seitdem getötet. Fast 70 Polizisten und Soldaten starben bei PKK-Anschlägen oder Gefechten mit den kurdischen Rebellen. Die Hoffnungen auf ein Ende des drei Jahrzehnte andauernden Konfliktes sind durch die Kämpfe wieder in weite Ferne gerückt.

Die neue Gewalt verschärft das innenpolitische Klima in der Türkei weniger als zwei Monate vor der Neuwahl des Parlaments am 1. November. Anhänger von Erdogans Partei AKP bewarfen am Sonntagabend das Redaktionsgebäude der Zeitung Hürriyet in Istanbul mit Steinen. Die Hürriyet und der Dogan-Medienkonzern, zu dem das Blatt gehört, hatten in jüngster Zeit mit regierungskritischen Berichten den Zorn von AKP-Anhängern auf sich gezogen.

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