Kopf-an-Kopf-Rennen bei Wahlen in Israel

Benjamin Netanyahu hat gute Chancen auf eine weitere Amtszeit als Ministerpräsident.
Der amtierende Ministerpräsident Netanyahu liegt besser als erwartet und hofft auf eine weitere Amtszeit.

In Israel haben Dienstagfrüh die mit Spannung erwarteten vorgezogenen Parlamentswahlen begonnen. Das in Umfragen favorisierte Mitte-Links-Bündnis Zionistische Union und die regierende rechtsgerichtete Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu liegen laut Nachwahlbefragungen etwa gleichauf. Die TV-Sender Channel 1 und Channel 10 wiesen am Dienstagabend für beide jeweils 27 der insgesamt 120 Mandate aus.

Kopf-an-Kopf-Rennen bei Wahlen in Israel
Likud party supporters react after hearing exit poll results in Tel Aviv March 17, 2015. Exit polls by Israel's leading television channels showed that Prime Minister Benjamin Netanyahu's Likud party drew even with Isaac Herzog's Zionist Union in the election on Tuesday, making the formation of the next government a serious challenge for both candidates. REUTERS/Nir Elias (ISRAEL - Tags: POLITICS ELECTIONS)
Channel 2 sah kurz nach Wahlschluss um 21.00 Uhr (MEZ) den Likud mit 28 Mandaten ein Mandat vor der Union aus der Arbeitspartei von Oppositionsführer Isaac Herzog und Ex-Außen- und -Justizministerin Tzipi Livni. Auf Platz drei dürfte demnach die vereinigte Liste der arabischen Parteien mit 13 Parlamentssitzen landen.

Damit ist eine vierte Amtszeit Netanyahus wahrscheinlich. Für ihn dürfte es einfacher werden, eine mit Mehrheit im Parlament ausgestattete Koalition mit rechten und religiösen Parteien zu bilden.

Endgültige Ergebnisse werden nicht vor Mittwoch in der Früh erwartet. Nach der Bekanntgabe des amtlichen Wahlergebnisses beauftragt Israels Staatspräsident Reuven Rivlin den aussichtsreichsten Kandidaten mit der Bildung einer Koalition. Es ist üblich, dass der Spitzenkandidat der stärksten Fraktion den ersten Versuch zur Regierungsbildung unternehmen darf. Rivlin kann aber auch sogleich jenen Mandatar beauftragen, der eine Parlamentsmehrheit hinter sich versammelt hat bzw. die klar besten Aussichten auf Schaffung einer Mehrheit hat, obwohl er nicht die stimmenstärkste Partei anführt.

Letzter Schlagabtausch

Die Kandidaten hatten sich am Montag einen letzten heftigen Schlagabtausch geliefert. Dabei lehnte Netanyahu für den Fall seiner Wiederwahl einen Palästinenserstaat ab. Er rückte zudem die Einheit Jerusalems in den Mittelpunkt und kündigte tausende neue Siedlerwohnungen an.

Herzog sagte bei einem Besuch an der Klagemauer in Jerusalem, er sei "besser als jeder andere Kandidat in der Lage, Jerusalem und seine Bewohner zu schützen - und zwar mit Taten und nicht nur mit Worten". In seinem Wahlkampf hatten soziale und wirtschaftliche Fragen eine zentrale Rolle gespielt.

Koalitionsfrage

Netanyahu hat in Jerusalem seine Stimme abgegeben und dabei erneut eine Koalition mit dem Mitte-Links-Bündnis Zionistisches Lager ausgeschlossen. Das Oppositionsbündnis ist ein Zusammenschluss der sozialdemokratischen Arbeitspartei von Isaac (Yitzhak) Herzog und der Partei Hatnua (Die Bewegung) von Tzipi Livni, die in der politischen Mitte angesiedelt ist.

"Es wird keine Einheitsregierung mit der Arbeitspartei geben. Ich werde eine nationalistische Regierung bilden", sagte Netanyahu am Dienstag. Sein erster Koalitionspartner werde die national-religiöse Siedlerparte sein, so Netanyahu bei der Stimmabgabe. Die Parlamentsneuwahl war notwendig geworden, nachdem Netanyahus Mitte-Rechts-Koalition Ende vergangenen Jahres nach weniger als zwei Jahren im Amt auseinandergebrochen war.

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